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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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entschieden werden! Nur wir selbst dürfen eines unserer Mitglieder ausschließen, niemand sonst!«
    »Aber Chast hatte den Rat unterwandert! Mit Leuten aus seiner verruchten Bruderschaft - woher soll denn da die Gerechtigkeit kommen?«
    Eisiges Schweigen legte sich über die Versammlung - wie schon einige Male zuvor, als dieser Verdacht geäußert worden war. Der Rufer war ebenfalls aufgestanden - ein hagerer Mann fortgeschrittenen Alters in weißer Robe; Leandra hatte ihn als Ulkan kennen gelernt. Immerhin schien es innerhalb dieser erlauchten Versammlung noch ein paar Aufrechte zu geben.
    Ulkan trat in die Mitte des schlichten, kreisrunden Sitzungssaales und hob einen anklagenden Finger. »Wer, frage ich Euch, meine Brüder - wer sind die Untreuen unter uns, die diesem finsteren Mann den Weg in unsere Reihen eröffnet haben? Es besteht kein Zweifel mehr, dass sich Chast mit bösen Absichten trug - dass er es war, der hinter dem feigen Mord an der Shabibsfamilie steckte!«
    »Hört, hört«, hieß es spöttisch von irgendwoher.
    »Jawohl«, rief Ulkan ärgerlich und wandte sich in die Richtung des Rufers. »Ich sage es noch einmal: dass er der Urheber der Meuchelmorde war... und dass er diese junge Frau...«, und damit deutete Ulkan auf Alina, »...die erwiesenermaßen eine leibliche Tochter des ermordeten Shabibs Geramon ist, zur Heirat zwingen wollte, um sich so auf den Thron von Akrania zu schleichen!«
    »Das ist nichts als eine Geschichte, die sie uns erzählt hat«, warf Cicon geringschätzig ein.
    »Wir haben Zeugen«, rief Ulkan wütend und wies auf die Reihe, in der Leandra und ihre Gefährten saßen und mit betroffenen Mienen die Entwicklung dieser Sitzung verfolgten.
    »Das sollen Zeugen sein?«, brauste Primas Oppen auf, ein sehenswert beleibter Prälat in der purpurfarbenen Robe der Thescaler. »Ich glaube eher«, rief er, »die Glaubwürdigkeit dieser Leute ist das, worüber wir hier gerade verhandeln! Und so, wie es aussieht, ist es sehr schlecht darum bestellt!«
    Ulkan stemmte die Fäuste in die Hüften, richtete sich auf und hob das Kinn.
    »Mir scheint«, rief er wütend, »als versuchten verschiedene Mitglieder unserer Runde immer wieder, den wahren Vorwurf, der uns trifft, zu verwässern und einfach beiseite zu schieben. Er lautet: >Wer sind diejenigen unter uns, die Chasts verräterischer Gruppe und seiner Bruderschaft von Yoor angehörten? < Oder sollte ich besser fragen: noch immer angehören?«
    Empörtes Gemurmel erhob sich. Ein weiterer Würdenträger trat in die Mitte zu seinem Amtsbruder. Er war noch älter als Ulkan, ging gebückt und auf einen verzierten Stock gestützt. Sein Name war Fellmar - die Leute, die sie auf ihrer Seite stehend vermutete, kannte Leandra mittlerweile alle namentlich.
    »Unser Hoher Rat ist geschändet worden«, wetterte er mit brüchiger Stimme und hob seinen Stock. »Üble Schurken sind eingedrungen und haben unser Urteil verfälscht. Der Shabib wurde ermordet, und unter uns weilte einer der schlimmsten Verbrecher, die Akrania je gesehen hat! Das Land ist im Aufruhr, unserer Wirtschaft geht es schlecht und das Volk hat keinen Herrscher! Und nun wollt ihr Gesindel, jetzt, da wir endlich Aussicht auf eine neue Shaba haben, alles hintertreiben und das Land weiterhin in diesem Zustand belassen?«
    Seine anklagenden Worte hallten noch sekundenlang durch die hohe, weiß getünchte Kuppel des Saales. Fellmar hatte seine Worte an die Adresse der unsichtbaren, verbliebenen Mitglieder der Bruderschaft von Yoor gerichtet - an die Leute, deren Identität hier niemand zweifelsfrei bestimmen konnte. Abstimmungen wurden in geheimer Wahl durchgeführt, und so konnte man niemanden aufgrund eines Urteils, das er über irgendeine Sache abgab, einem der beiden Lager innerhalb des Rates zurechnen. Jeder von ihnen konnte ein verbliebener Bruderschaftler sein.
    Leandra peilte nach links, wo Altmeister Ötzli saß - ebenfalls Mitglied des Rates - und die Sitzung schweigend mitverfolgte. Er war der Einzige, den sie persönlich kannte. Sie mochte ihn zwar nicht sonderlich, was auf Gegenseitigkeit beruhte, aber sie setzte gewisse Hoffnungen in diesen alten Weggefährten von Meister Fujima und Hochmeister Jockum. Wenn man zu Ötzli noch Fellmar und Ulkan hinzurechnete, waren es schon drei, die sicher auf ihrer Seite standen. Sie glaubte, noch drei weitere Ratsmitglieder zu wissen, die nicht gegen sie waren - falls das zutraf, dann stünde es sechs gegen sechs. Immerhin ein Gleichstand,

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