Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
wenige Fingerbreit, und je näher der Augenblick rückte, da sie aufbrechen mussten, desto mulmiger wurde ihr zumute.
    Leandra hatte alle Mühe, Yo so weit zu bringen, dass sie tatsächlich mitkam. Alle Gedanken über ihr eigenes Wohl drängte sie in den Hintergrund. Dann hörte sie draußen im Gang einen Soldaten vorbeimarschieren und wusste, dass sie nun nicht länger zaudern durften. Entschlossen begann sie sich auszuziehen. Yo zitterte.
    »Du wirst vorauskriechen«, flüsterte Leandra. Sie öffnete den Trinkschlauch und presste klebrigen, dicken Schleim heraus. Sie roch daran und verzog das Gesicht. »Was, bei allen Dämonen, ist das eigentlich?«
    Yo bibberte regelrecht. »Ich... ich weiß nicht. Irgendeine Mischung. Aus Fischtran, Lampenöl, Kerzenwachs ... keine Ahnung. Der Primas hat es zusammengemischt.«
    »Der Primas?« Leandra zog die Brauen in die Höhe. »Also dann muss es ja etwas taugen!«
    Wieder hörte sie Schritte auf dem Gang. Anscheinend hatten die Soldaten den Abendrundgang noch nicht beendet Als Leandra plötzlich hörte, wie sich jemand an der Verliestür zu schaffen machte, fuhr sie alarmiert herum. Sie hatte die Hände voller Schmiere. Schon schwang die Verliestür auf. Ein Wächter zwängte sich durch den niedrigen Zelleneingang; offenbar konnte er im Augenblick noch nichts sehen, da seine Augen sich noch nicht auf die Dunkelheit eingestellt hatten.
    Leandra stieß ein leises Keuchen aus, schmierte schnell ihre Hände an Yos Schultern ab, riss ihr die Wolldecke aus der Hand und ging dem Mann ein Stück entgegen. Ein schneller Seitenblick sagte ihr, dass Yo noch immer hinter der Mauerecke an der linken Seite der Zelle stand - der Soldat würde sie nicht sehen können, wenn er nicht weiter hereinkam. Mit pochendem Herzen trat sie ein Stück weiter in die Mitte des Verlieses, vor ihre Pritsche, und ließ geistesgegenwärtig die Wolldecke ein Stück sinken.
    Der Soldat blieb wie angewurzelt stehen, als er Leandras nackte Brüste erblickte. Er murmelte »Verzeihung!«, machte auf der Stelle kehrt und war sogleich wieder verschwunden. Die Verliestür klappte hinter ihm zu.
    Leandras Herz schlug bis zum Hals. Um ein Haar wäre alles aus gewesen.
    Sie wartete noch ein Weilchen, musterte die Tür und beglückwünschte sich zu ihrem Einfall, die Decke vor ihren Brüsten sinken zu lassen. Der Mann musste geglaubt haben, sie hätte sich bereits zur Ruhe begeben. Leandra huschte zu Yo zurück. Sie schien gar nichts mitbekommen zu haben, starrte nur mit angstvollen Blicken auf das Loch im Boden. Tränen waren in ihren Augenwinkeln zu sehen.
    Leandra wusste, dass nun der rechte Augenblick gekommen war. Die Lage war gespannt, zum Nachdenken war keine Zeit mehr, sie mussten jetzt einfach los. Sie ließ die Wolldecke fallen und begann damit, die dicke Schmiere aus dem Trinkschlauch über ihren Körper zu verteilen.
    »Los«, zischte sie leise, »nun hilf mir doch!«
    Yo schien ein wenig aus ihrer Starre zu erwachen. Aber sie begann zu weinen. »Ist besser, du kriechst voraus«, schluchzte sie. »Du bist dicker als ich. Notfalls kann ich dich anschieben. Sonst bleibst du noch hinter mir stecken. Dann kann ich dir nicht mehr helfen!«
    Leandra war kurz davor, die Unternehmung abzubrechen. Doch dann kam ihr eine Idee. Sie holte das Seil, band es sich selbst am rechten Fußgelenk und Yo am Handgelenk fest. Dann nickte sie. »Gut, so machen wir's! Dann kannst du mich schieben oder ich dich ziehen.« Sie nahm Yo an beiden Schultern und sah ihr fest in die Augen. »Ich schwöre dir, dass wir da durchkommen. Ich lass dich nicht zurück! Und wenn ich mich mit den Zähnen durch den Fels beißen muss!«
    Yo nickte tapfer, aber ihre Miene war ein einziges Elend. Für Augenblicke standen sie sich gegenüber, im schwachen Licht vor Schmiere glänzend, und jede für sich atmete noch einmal tief durch. Dann wandte sich Leandra um. Mit ein paar Handgriffen legte sie Decke und Kissen auf ihrer Pritsche zurecht, sodass der Wächter, nichts Böses ahnend, vermuten würde, sie schliefe dort. Anschließend trat sie zu dem Loch und ließ sich davor auf den Bauch nieder. Kopfüber kroch sie voran.
    Als sie zwei Ellen weit vorgedrungen war, wurde es dunkel um sie herum und jetzt erst wurde ihr klar, dass sie sich in völliger Finsternis bewegen mussten. Sie würde keine Handbreit weit sehen können. Wenn es irgendwelche glücklichen Umstände gab, dann lagen sie darin, dass der Tunnel aus gebrannten Tonröhren bestand, die innen

Weitere Kostenlose Bücher