Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
flüsterte sie mit zitternder Stimme. »Azrani hat mich gewarnt. Ich hab nicht gedacht, dass es so schlimm werden würde.«
    Leandra verstand. Yos Fähigkeiten als Diebin, sich lautlos und gewandt zu bewegen, jede Fassade erklettern und sich durch jede Spalte zwängen zu können, waren in Savalgorer Fachkreisen berühmt. Das war auch der Grund gewesen, warum sie damals zur Gruppe derer gehört hatte, die in Torgard eingedrungen waren, um Alina aus den Händen der Bruderschaft zu befreien. Aber dieser Tunnel, durch den sie nun gekommen war, schien alles, was sie bisher durchgemacht hatte, an Schwierigkeiten und Schrecken übertroffen haben.
    »Du kannst nur vorwärts, verstehst du? Zurück geht nichts mehr. Ich bin los, ohne wirklich zu wissen, ob ich dich überhaupt finden würde. Wir hatten zwar einen Plan von diesen Röhren... aber hätte ich die falsche erwischt, war ich irgendwo stecken geblieben. Bis man dann tot ist, dauert's wohl ein paar Tage.« Sie holte tief Luft. »Ich darf gar nicht mehr dran denken.«
    Nun hatte sie jemanden.
    Plötzlich gab es einen Menschen, der etwas für sie, Leandra, getan hatte - etwas Unvorstellbares, Lebensbedrohliches. Nun, vielleicht hätte Victor es sich vorstellen können. Es würde wohl ungefähr seiner Zeit in der Todeszelle von Tulanbaar gleichkommen: den unausweichlichen Tod vor Augen. Leandra wusste nicht recht, was sie sagen sollte. »Du hast was gut bei mir«, flüsterte sie und drücke Yo an sich.
    Yo schüttelte den Kopf. »Umgekehrt. Wenn du diesen Block nicht hochgekriegt hättest...«
    Anstelle einer Antwort küsste sie Yo auf die Stirn. Yo seufzte schwer.
    »Warum hast du gar nichts an?«, fragte Leandra. »Und dieses glitschige Zeug...?«
    Yo grinste schief und lachte leise auf. Es war ein bitteres Lachen. »Hast du auch noch vor dir, Zuckerpüppchen«, sagte sie und deutete auf das Loch. »Wenn du hier raus willst.«
    Leandra sah unschlüssig zu der schmalen Öffnung im Boden hinüber, in die das Seil hineinlief. Yo zog langsam an dem Seil, das, wie Leandra nun sah, an ihrem linken Fußgelenk festgeknotet war.
    Zuckerpüppchen ... So hatte die junge Diebin Leandra damals betitelt, als diese von ihr gefordert hatte, sich nicht wahllos mordend ihren Weg nach Torgrad zu bahnen. Yo war nicht nur eine Frau der Schatten - sie war auch tödlich, wenn es sein musste. Damals war das >Zuckerpüppchen< als Spott gemeint gewesen, aber nachdem sie
    gemeinsam ihre mörderische Tour nach Torgard hinter sich gebracht und Schrecken durchgestanden hatten, die an den Grenzen ihrer Belastbarkeit lagen, hatte sich das >Zuckerpüppchen< inzwischen als spaßige Anspielung eingebürgert.
    »Du meinst...«, fragte Leandra, »du hast dich damit eingeschmiert?«
    Yo nickte. Langsam bekam sie sich wieder in den Griff. »Flutscht besser. War eine Idee von Azrani. Ich wollte es zuerst nicht machen, es kam mir lächerlich vor. Aber dann hab ich's ein paar Ellen weit in meinen Klamotten probiert - ohne diese Schmiere. Sie mussten mich an den Füßen wieder rausziehen. Ich bin einfach stecken geblieben.«
    Leandra verzog das Gesicht.
    Sie beobachtete Yos langsame Bewegungen, mit denen sie das Seil einholte. Dann erschien ein Ledersack in der Öffnung - ein Trinkschlauch - und sie verstand. Yo hatte gleich etwas für sie mitgebracht.
    »Es ist ein altes Abwassersystem«, sagte Yo leise. Sie klang noch immer sehr matt und müde. »Azrani und Marina hatten Karten und Pläne von den Höhlen und Kanälen unter Savalgor und dem Palast. Wir haben uns vorgestern Abend mit Alina getroffen, der Primas war auch dabei. War übrigens meine blöde Idee, es auf diese Weise zu versuchen. Wir wollten dich eigentlich irgendwie so rausholen, wie wir es damals in Torgard gemacht haben. Mauern durchbrechen und so.«
    »Blöd?« Leandra hob die Arme. »Beim Stygium... du hast mich damit gerettet!«
    Yo schnaufte. Sie deutete wieder auf die Öffnung, die im Schatten der Pritsche lag. »Erst mal musst du da durch! Du wirst mich noch verfluchen, dass ich jemals auf diese Idee gekommen bin!«
    »Ist es wirklich so... schlimm?«, fragte Leandra bedrückt.
    Yo nickte. »Darauf kannst du wetten. Außerdem... du bist ein ganzes Stück fetter als ich.«
    Leandras lächelte nicht gerade glücklich. Sie wusste, dass sie alles andere als fett war - im Gegenteil, sie war schlank, hatte eine gute Figur. Aber dennoch - hinsichtlich dieser Röhre, in der Yo beinahe stecken geblieben war, konnte man sie durchaus fett nennen. Yo war

Weitere Kostenlose Bücher