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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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dünn, beinahe dürr zu nennen.
    »Wie lang ist das Ding?«, fragte Leandra.
    »Hundert Ellen würde ich sagen. Oder mehr.«
    »Hundert Ellen?«, ächzte Leandra.
    »Ja, verdammt. Ich sagte ja: Rückwärts geht nichts.«
    »Aber... es geht doch vorwärts... oder? In Richtung des Ausgangs!«
    Yo nickte. »Das ist dein Glück. Du weißt, wo das Ende ist.«
    Leandra nahm die Worte nickend zur Kenntnis, stutzte dann aber. Yo hatte >dein< gesagt. »Sag mal: Das klang eben... als wolltest du nicht mit zurückkommen!«
    Yo starrte Leandra lange an. Dann wandte sie sich ab und schüttelte langsam den Kopf. »Ich... ich schaff das nicht mehr.« Leandra sah Tränen in ihren Augenwinkeln hervortreten.
    Wieder wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Yo hier zurückzulassen erschien ihr ebenso undenkbar, wie allein durch diese Röhre zu kriechen. Genauso wenig aber würde sie es über sich bringen können, von Yo zu verlangen, diese Höllentour noch einmal zu machen. Langsam erlangte sie eine Vorstellung davon, wie schlimm es gewesen sein musste. Und immer bestürzender erschien ihr, was Yo da für ein Wagnis für sie eingegangen war.
    Sie sah sich Hilfe suchend in der Dunkelheit um. Aber da war niemand, der ihr einen guten Rat geben konnte. Sie peilte zur Tür und überlegte, wie groß die Gefahr war, dass ein Wächter hereinkam und Yo entdeckte. Es hatte vor einer Stunde Abendessen gegeben und normalerweise würden sie bis zum Abendrundgang der Wache Ruhe haben. Vielleicht fasste Yo wieder Kraft und Mut, wenn sie Zeit hatte, sich ein wenig auszuruhen.
    »Komm erst mal wieder zu Kräften«, sagte Leandra und nickte Yo zu. Sie besann sich auf ihre Rolle als Anführerin dieser Bewegung der Aufständischen, die, wie sich nun herausstellte, ihren Daseinszweck noch immer nicht verloren hatte. Damals, im Roten Ochsen, hatten die Leute zu ihr aufgesehen, und sie hatte festgestellt, dass sie Einfluss besaß, dass sie die Moral der Leute heben und sie zu einem wild entschlossenen Haufen zusammenschmieden konnte - so zwiespältig ihr eine solche Macht auch erschienen war. Es mochte sein, dass sie damit auch Yo wieder auf die Beine helfen konnte - wenn sie erst einmal ein wenig Abstand zu ihrer grässlichen Tour durch diese Röhre gewonnen hatte.
    Leandra half Yo, es sich etwas bequemer zu machen. Sie holte das strohgefüllte Kissen von ihrer Pritsche und wickelte sie fest in die Wolldecke ein. Yo benahm sich wie ein kleines, krankes Kind, ließ sich alles gefallen, wirkte beinahe fiebrig. Leandra wurde immer flauer im Magen. Sie wusste sehr gut, dass Yo sonst sehr hart im Nehmen war. Leandra starrte auf das dunkle Loch im Boden. Yos jetziger Zustand sprach Bände über diese Röhre. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie selbst dort hindurch kroch und wie es sich anfühlte, wenn man nicht mehr weiterkam. Es gelang ihr nicht.
    Yo konnte nicht zurückbleiben. Man hätte sie irgendwann entdeckt, wahrscheinlich schon sehr bald, und Leandra wusste nicht, ob nicht am Ende irgendwer im Rat auf die Idee kam, sie wegen Hilfe zur Flucht zum Tode zu verurteilen. Das Risiko war ihr zu groß. Yo meinte schwach, man würde ihr schon nichts tun, man
    würde sie nur einsperren, aber Leandra ließ sich nicht darauf ein. Zuerst versuchte sie, sanft und verständnisvoll vorzugehen, später wurde sie fordernd. In Wahrheit war Yos Widerstand nur schwach - doch Leandra spürte, dass ihre Freundin regelrechte Panik davor empfand, sich dem Loch im Boden auch nur zu nähern.
    Es waren zwei Stunden vergangen. Yo hatte unruhig geschlafen, während Leandra bei ihr gesessen und Pläne geschmiedet hatte. Nun wurde es höchste Zeit, von hier zu verschwinden. Sie hatten zwischen den einzelnen Wachrundgängen immer etwa zwei Stunden Zeit, und je eher sie verschwanden, desto größer waren ihre Aussichten zu entkommen. Leandra hatte vor, ihre Pritsche so herzurichten, dass einer, der durch das Fensterchen hereinsah, glauben würde, sie schliefe. Wenn das klappte, würde man erst morgen früh bemerken, dass sie fort war.
    Befanden sie sich erst einmal in der Röhre, dann waren sie schon beinahe in Sicherheit, denn Leandra war mehrfach in den kleinen Schacht hinabgestiegen und hatte mit den Händen den Durchmesser ertastet. Kein Gedanke, dass ihnen ein Mann dort hindurch folgen konnte. Sie hatte zwar noch nicht gewagt, sich selbst hineinzuzwängen, aber sie dachte, es würde schon irgendwie gehen. Hellami, ja, die hätte besser hineingepasst. Hier ging es offenbar um

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