Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Energiestrom, der den Dämon am Leben erhielt, und erlaubte
sich, seine Gedanken auf den Bolzen in seinem Oberschenkel zu
lenken.
»Leandra!«, knirschte er leise. »Wenn das hier vorbei ist, werde
ich mich speziell dir widmen!« Dann fiel ihm etwas ein.
Erschrocken blickte er auf, musterte die Drakken, die sich eben
anschickten, zwischen die Häuser vorzudringen, und den gewaltigen Dämon, der dumm und zerstörungswütig seine gewaltigen
Planken auf die Dächer der noch stehenden Hausruinen niederfahren ließ.
»Halt!«, brüllte er und unterbrach rasch den Energiestrom seines Dämons. Die Drakken waren stehen geblieben, pflichtgetreu
hatte sich der Liin-Offizier des Trupps umgedreht und setzte sich
nun im Laufschritt in Bewegung, um sich bei Chast, seinem uCuluu, neue Befehle zu holen.
»Die Kleine!«, stieß Chast hervor. »Das Mädchen! Wie heißt
sie?«
»Ihr meint Leandras Schwester?«, fragte Vandris. »Sie heißt
Cathryn.«
»Ja, genau! Die meine ich! Das ist sie!«
»Was soll mit ihr geschehen, Meister?«
»Fangt sie mir! Lebend! Ich will sie unbedingt! Tötet alles und
jeden, was hier herumläuft, aber dieses Mädchen muss ich lebend
haben! Habt ihr verstanden?«
»Jawohl, Meister. Darf ich fragen…«
»Sie ist der Schlüssel. Sie ist das Verbindungsglied zwischen
den Schwestern des Windes! Woher sollten sie sonst wissen, dass
Roya und Munuel geflohen sind und dass Leandra gar nicht gefangen wurde? Alina hat der Kleinen auf der Stelle geglaubt!
Wenn wir sie haben, sind die Schwestern keinen Kupferfolint
mehr wert!«
»Ja, Meister. Ich verstehe.«
Ein gehässiges Lachen zeichnete sich auf Chasts Zügen ab.
»Die Kleine wird für uns einen noch viel wichtigeren Zweck erfüllen.«
Cicon und Vandris sahen sich an. »Welchen denn?«, fragte Cicon zögernd.
Chast lachte meckernd auf. »Sie ist die Garantie dafür, dass
Leandra zu mir kommen wird!«
Chasts Untergebene sahen sich kurz an und rangen sich dann
ebenfalls ein Lachen ab. Keiner der beiden wirkte so, als wäre er
wirklich sicher, dass Chast aus einer solchen Begegnung als Sieger hervorgehen würde. Der Drakkenoffizier stand reglos neben
ihnen.
»Was steht ihr hier herum, ihr Pack?«, fuhr Chast sie wütend
an. »Los, schafft mir dieses Mädchen her!«
»Wie Ihr befehlt, Hoher Meister!«, antwortete Cicon, und der
Drakkenoffizier stieß ein »Ja, Herr« aus. Alle drei wandten sich
rasch um und setzten sich in Bewegung.
»Aber seid vorsichtig!«, rief Chast ihnen hinterher. »Sie ist gefährlich, die Kleine!«
Cicon und Vandris verlangsamten unwillkürlich ihr Tempo und
sahen sich gegenseitig verwundert an. Dann begannen sie wieder
zu laufen. »Wie Ihr befehlt, Hoher Meister!«
*
Laura war schon wieder im Versteck, als Ullrik und Alina zurückkehrten. Sie saß geduckt hinter dem Mäuerchen, von dem
aus sie zuvor das Dorf beobachtet hatten. Ullrik und Alina setzten
sich zu ihr.
»Gott sei Dank!«, seufzte Laura. »Du bist unverletzt, Alina!« Sie
umarmten sich kurz, dann sah Laura, dass Alina Tränen in den
Augen hatte.
»Cleas war mein Freund. Ohne ihn hätte ich in Yanalee nicht
einmal aus dem Drakkenbergwerk fliehen können. Wir wären
heute alle nicht hier, hätte es ihn nicht gegeben. Wir wären schon
vor vielen Monaten gescheitert, und die Drakken würden über die
Höhlenwelt herrschen.«
Weder Ullrik noch Laura hatten Cleas näher gekannt, noch
konnten sie ermessen, wie eng die Freundschaft zwischen ihm
und Alina gewesen war. Sie wussten nur, dass er ihr die Flucht
ins Ramakorum-Gebirge ermöglicht hatte, wo es Alina gelungen
war, das Unmögliche wahr zu machen: die Wende im Drakkenkrieg auszulösen.
Als sich Alina wieder beruhigt hatte, berichtete Laura, dass sie
Jacko hatte finden können. »Hochmeister Jockum muss sich oben
in der Drachenkolonie aufhalten. Victor und Jacko haben leider
nur einen Dachen auftreiben können, einen ganz jungen. Wo all
die anderen sind, wissen sie nicht. Victor ist mit ihm hinaufgeflogen, um den Hochmeister zu holen; sie hoffen, dass der Drache
beim Flug herunter zwei Personen tragen kann.« Einem Geräusch
folgend, sahen sie alle drei zur Dorfwiese, wo inzwischen das
zweite Drakkenflugboot gelandet war und sich ein Trupp Drakken
um den verletzten Chast formiert hatte. Während der riesige Dämon blindwütig alle Häuserruinen zerstörte und keinen Stein auf
dem anderen ließ, hörten sie von der anderen Seite der Wiese
einen wütenden Wortschwall von Chast herüberdringen.
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