Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
würde er jetzt
Widerstand leisten. Solange sie und Laura nicht bewaffnet waren,
waren sie eine allzu leichte Beute für jeden Gegner.
»Einverstanden«, nickte Laura. Obwohl sie versuchte, sich ruhig
zu geben, sah Ullrik in ihren Augen, dass sie geradezu begierig
war, sich in den Kampf zu stürzen. »Ich habe ein bisschen
Kampferfahrung«, sagte sie zu Alina. »Wenn wir beide zusammen
bleiben und du mich anführen lässt und auf mich hörst, werden
wir uns durchbeißen.« Sie räusperte sich und fügte ein verlegenes
»Wenn du erlaubst, Shaba« hinzu.
Alina brachte ein schmerzvolles Lächeln zustande. »Ich bin es
gewohnt, dass man mich herumkommandiert, Laura. Mach dir
nichts draus. Ich bin auch nicht gerade völlig ahnungslos, aber
nach dem, was ihr zusammen auf Jonissar erlebt habt, schließe
ich mich gern dir an.«
Ullrik hob vorsichtig den Kopf aus der Deckung und beobachtete
die Drakken, die eine Reihe gebildet hatten.
In breiter Front begannen sie, die Ruinen zu durchkämmen.
Er peilte einen Ort an der linken Flanke der Angreifer an, wo er
hoffte, einen einzelnen Drakken ohne seine Kameraden abpassen
zu können. »Wartet hier auf mich!«, sagte er leise zu Alina und
Laura und verließ ihr Versteck.
Da das Malangoorer Hochplateau stark zerklüftet war, schlängelten sich die meisten Wege zwischen Felsen, Spalten und kleinen Senken hindurch. Einer verband den Wasserlauf, der sich
vom Wasserfall bis zur Dorfwiese erstreckte, mit dem nordöstlichen Abgrund unterhalb des Windhauses. Dabei berührte er drei
andere Wege, welche die Häuser miteinander verbanden.
Ullrik kannte sich bereits gut in Malangoor aus; der Grund war
kein geringerer als der gewesen, möglichst viel Ortskenntnis zu
besitzen, sollte Malangoor je wieder angegriffen werden. Dass
dies jederzeit möglich war, hatten alle gewusst.
Mit zügigem Schritt eilte er den versteckten Pfad entlang, nahm
hier und dort eine Abzweigung und gratulierte sich, dass er sich
die Wege wirklich eingeprägt hatte. Bei einem der zerstörten
Häuser durchquerte er den Keller, dessen Decke großenteils eingestürzt war. Er war nach oben hin offen, aber die Mauer, die ihn
von dem vorbeiführenden Weg auf der anderen Seite trennte,
stand noch. Am Kellerausgang erreichte Ullrik einen halb verschütteten Zugang. Wenn er richtig kalkuliert hatte, musste bald
einer der Drakken über den Weg auf der anderen Seite heraufkommen.
Nervös versuchte er sich zu konzentrieren. Er benötigte eine
wirkungsvolle Magie, aber sie durfte kein Geräusch oder Aufleuchten verursachen. Lauras Armbrust kam ihm in den Sinn, als
er in den Trümmern einen Bolzen liegen sah.
Er mochte hier damals abgefeuert worden sein, während des
ersten Überfalls auf Malangoor. Ullrik überlegte, ob er diesem
Geschoss mittels Magie die nötige Geschwindigkeit verleihen
konnte.
Er hörte ein Geräusch – die Stiefel eines Drakken auf losen
Steinchen. Rasch bückte er sich, hob den Bolzen auf. Ein kurzer
Blick durch eine Lücke in den Trümmern sagte ihm, dass er Recht
hatte: Ein Drakken in geduckter Haltung kam mit erhobener Waffe den schmalen Weg herauf. Ullriks Herz begann heftig zu pochen. Ob Drakken oder nicht – es war das erste Mal in seinem
Leben, dass er einem lebendigen Wesen aus dem Hinterhalt auflauerte, um es umzubringen. Dass der Drakken ihn beim ersten
Anblick ohne jeden Skrupel versuchen würde zu töten, machte
nicht wirklich einen Unterschied. Dann wird es Zeit, dass du es
lernst, sagte er sich grimmig. Leise erhob er sich und platzierte
den Bolzen auf einem losen Stein in der Lücke. Der Bolzen zielte
auf den Weg und dort auf eine Stelle, die der Drakken gleich
durchqueren musste. Das Wesen war in einen Kampfanzug mit
Helm gekleidet, aber ein Teil des Halses lag frei, und den beabsichtigte Ullrik zu treffen. Bewegungslos verharrte er in seiner
Position, wartete auf den richtigen Augenblick und konzentrierte
sich auf seine Magie. Zum ersten Mal benutzte er für eine
ernsthaft angewandte Magie nicht seine gewohnte Form, die Rohe
Magie, sondern die Elementarmagie. Die beiden Formen waren
sich ähnlich, doch obwohl die Rohe Magie stärker und machtvoller
war, entschied er sich hier gegen sie; er benötigte mehr feine
Kontrolle, denn ein so kleines Objekt wie einen Armbrustbolzen
genau zu bewegen war schwierig. Die Rohe Magie erschien ihm
zu derb für solche Zwecke. Von Cleas hatte er sich die wichtigsten
Grundlagen des Wirkens der Elementarmagie erklären lassen und
sie
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