Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
schon gar keine misslungene, und die Zeichen im Trivocum nicht zu deuten gewusst hatte.
Eine gewaltige Pranke fuhr auf den armen Magier herab, der
sich noch immer damit abmühte, seinen Energieball zu stabilisieren. Cleas hatte keine Chance. Mit einem Aufstöhnen wandte Ullrik den Blick ab und legte alle Kraft in seinen Versuch, einen Abstand zwischen sich und das höllische Monstrum zu bringen.
Dank seiner kleinen Schutzmagie schaffte er es.
Die Klaue des Dämons fuhr auf ihn herab, und zweifellos wären
er und Laura ebenso zerrissen worden wie der arme Cleas, hätte
seine schnell errichtete Sphäre aus verdichteter Luft – nichts als
eine eilige Notmaßnahme – die Bewegung der riesenhaften Dämonenklaue nicht abgebremst.
Ullrik heulte auf, setzte die strampelnde Laura auf die Füße,
packte ihre Hand und zog sie, so schnell er konnte, mit sich fort.
Die stygische Bestie stieß ein markerschütterndes Brüllen aus.
Erst in diesem Moment begriff Laura, was ihnen drohte. Ihr Kopf
fuhr herum, sie erblickte das fünfundzwanzig Ellen hohe Ungeheuer, stieß einen spitzen Entsetzensschrei aus und stürmte doppelt so schnell davon, nun Ullrik mit sich ziehend.
Ullrik stolperte, richtete sich wieder auf, folgte Laura, die er
kurz hatte loslassen müssen. Endlich konnten sie sich hinter eine
Hausruine flüchten, einen anderen Weg einschlagen und den zerstörten Bau zwischen sich und das riesige Monstrum bringen.
Doch für den Dämon war das kein Hindernis. Er holte aus, und
mit einem heftigen Krachen flog der größte Teil deshalb verbrannten Dachstuhls davon. Als Ullrik kurz aufblickte, konnte er
den Dämon zum ersten Mal in ganzer Größe sehen.
Er war ein turmhohes Ungeheuer, das aussah, als wäre es aus
den gehäuteten Fleischstücken riesenhafter toter Tiere zusammengesetzt. Er besaß Arme und Beine, deren Anzahl sich nicht
ohne weiteres bestimmen ließ; an den unmöglichsten Stellen
entwuchsen dem Leib Hörner oder Tentakel mit von Zähnen besetzten Saugnäpfen und scharfen Klauen von der Länge und Form
eines Sensenblattes. Er schien mehrere Mäuler zu besitzen, die
furchtbare Zahnreihen aufwiesen, und verbreitete einen erstickenden Gestank. Eine flimmernd violette Aura, die den gesamten Leib umhüllte, zeugte davon, dass der Dämon zu allem Überfluss auch noch über magische Kräfte verfügte. »Beim Felsenhimmel!«, keuchte Ullrik. Die Art der Manifestation dieser Bestie
war atemberaubend. Links erblickte er einen schmalen gemauerten Laufgang, der auf dem zerklüfteten Plateau, auf dem Malangoor lag, mehrere Häuser miteinander verband. Er war großenteils im Boden versenkt und schlängelte sich zwischen Felsen und
durch Mulden und durch Erdfalten hindurch. Für kurze Zeit mochte er ihnen Schutz und eine Fluchtmöglichkeit bieten.
Ullrik deutete hinab. »Da hinein, Laura!«
Über ihnen barst der Rest des Dachstuhls und flog seitlich davon; eine Staubwolke wallte über sie hinweg, Steine prasselten
hernieder. Ein breites Balkenstück traf Laura am Rücken, sie stieß
einen Schrei aus und musste unfreiwillig in den Laufgang hinabspringen. Mit einem Aufheulen setzte Ullrik ihr hinterher, packte
sie und half ihr auf. Bis auf den heftigen Stoß war sie unverletzt
geblieben. Er nahm sie wieder an der Hand und zog sie mit sich
davon.
Sie rannten geduckt den gut ausgebauten Gang entlang. An
manchen Stellen wurde er zu einem kurzen Tunnel, führte über
Treppenstufen hinauf oder hinab und wand sich immer tiefer in
die Zwischenräume der kleinen verwinkelten Häuser, von denen
es etwa fünfzehn in Malangoor gab. Hinter ihnen krachte und
dröhnte es. Der Dämon tobte sich in dem halb zerstörten Malangoor aus, er gab dem Dorf den Rest.
»Er muss unsere Spur verloren haben!«, keuchte Ullrik endlich,
als sie nach atemloser Flucht die Gegend des Wasserfalls erreicht
hatten und ihre Köpfe aus der Deckung hoben.
Laura hatte Tränen in den Augen. »Cleas ist tot!« Ullrik drückte
sie tröstend an sich. »Ja, mein Schatz. Ich hab’s gesehen. Es ist
furchtbar.«
»Was… was ist das für ein Monstrum? Wo kommt es her?«
Ullrik peilte ins Dorf hinab, wo das riesige, unförmige Ungeheuer seine Zerstörungswut austobte, indem es alle Bauten einriss, die es erreichen konnte.
»Ein Dämon, Laura – es ist ein Dämon. Sogar ein Dämon höherer Ordnung! Er ist unbeabsichtigt aus dem Stygium ins Diesseits
gesprungen, und nun vollführt er hier ein furchtbares Vernichtungswerk.«
Laura hatte noch immer Tränen in den
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