Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Verstehen konnten sie seine gebrüllten Worte nicht, denn er war gute
einhundertfünfzig Schritt entfernt, aber sein Befehl war dennoch
klar. Die Drakken schwärmten aus, überquerten im Laufschritt die
Dorfwiese und drangen zwischen die Häuserruinen vor.
»Es sieht nicht gut aus für uns«, meinte Ullrik missmutig und
erhob sich. »Wir haben den mächtigsten Magier der Höhlenwelt
gegen uns, dazu einen Dämon, ein Dutzend Drakken und noch
einmal das Doppelte an Dunkelwesen. Und es werden mehr.«
Er schüttelte den Kopf. »Unsere Chancen stehen schlecht. Wir
müssen fliehen!«
»Wo sind Marina und Azrani?«, wollte Alina wissen. Sie wischte
sich die Tränen fort.
Ullrik schüttelte den Kopf. »Ich habe nur gesehen, wie Marko
versucht hat, die beiden in Sicherheit zu bringen.
Ob er es geschafft hat und wo sie jetzt sind, kann ich nicht sagen. Mit Hellami und Cathryn ist es das Gleiche.
Immerhin ist Bruder Zerbus bei ihnen. Er hat versucht, sie mit
Magie zu schützen.«
Alina, die versuchte, ihren Schmerz beiseite zu drängen und
wieder die Shaba zu sein, erhob sich. »Ullrik, wir können nicht
fliehen und unsere Freunde im Stich lassen!
Chast wird sie alle töten!«
Ullrik hob in entschuldigender Geste die Handflächen. »Ich weiß
es doch, Alina. Aber was soll ich tun? Ich allein gegen diese Massen von Feinden?
Ich…«
Ein von Chast gebrülltes Halt! schallte herüber. Alina, Ullrik und
Laura hoben die Köpfe und sahen ins Dorf hinab.
Die Drakken und selbst der riesenhafte Dämon waren verharrt.
Ein einzelner Drakken überquerte im Laufschritt die Wiese in
Richtung Chast.
»Er hat etwas vor«, flüsterte Ullrik. »Er berät sich mit seinen
Leuten. Ich glaube, den großen, dürren Kerl da kenne ich. Das ist
Cicon, ein ehemaliges Ratsmitglied.«
Alina nickte. »Ja, du hast Recht. Der andere dürfte Vandris sein.
Das sind zwei Magier, nicht wahr?«
Ullrik zuckte mit den Schultern. »Eigentlich ist jedes Bruderschaftsmitglied ein Magier. Ich weiß aber nicht, wie gut die beiden
sind. Immerhin – nun sind es noch zwei Gegner mehr.«
»Ullrik!«
Er sah Laura forschend an. »Ja?«
Sie deutete hinab. »Diese Drakken dort. Denkst du, du könntest
einen von ihnen in eine Falle locken? Mit einer Magie?«
»In eine Falle? Wozu denn?«
Sie sah ihn mit wütend entschlossener Miene an. »Seine Waffe.
Wenn ich die hätte…«
»Bist du verrückt?« Er warf die Arme in die Luft. »Das kann ich
dir nicht erlauben…«
»Sei still!«, zischte sie energisch, und Ullrik verstummte.
Sie reckte sich auf die Fußspitzen, packte mit beiden Händen
seinen Kragen und zog sich zu ihm heran. »Dein berühmter Beschützerinstinkt in Ehren, aber du kannst nicht allein gegen alle
da unten antreten! Das kannst du nicht! Und was sollen wir tun,
wenn du verloren hast?
Jammernd in einer Ecke hocken und warten, bis sie uns finden
und uns zerreißen?«
»Warte, Laura!«, fuhr Alina dazwischen. »Man kann diese Waffen nicht so einfach benutzen. Ich… ich hatte mal eine in der
Hand, und es ging nicht.«
Laura sah sie kopfschüttelnd an. »Man muss nur wissen, wie es
funktioniert. Ich kann mit solchen Waffen umgehen, ich bin damit
aufgewachsen. Sie haben eine einfache Sicherung, das kriege ich
hin. Ich habe damals auf der Pilgrim viel mit Technik und Elektronik zu tun gehabt. Das war sozusagen mein Gebiet.«
Alina, die sich nur wenig unter Lauras Herkunft vorstellen konnte – als Nachfahrin der Besatzung eines vor vierhundert Jahren
auf einer fremden Welt gestrandeten Raumschiffs –, musterte sie
unschlüssig. Doch sie musste sich entscheiden, und zwar schnell.
Entschlossen wandte sie sich an Ullrik. »Also gut. Ich glaube,
Laura hat Recht, Ullrik. Wir müssen um unser Leben kämpfen. Ich
will auch so eine Waffe.«
Ullrik sah unsicher zwischen den beiden hin und her, aber er
schien einzusehen, dass Alina Recht hatte.
Dann blickte er zur Dorfwiese hinab, wo der einzelne Drakken
von Chast fortrannte, auf seine Soldaten zu.
Offenbar hatte er neue Befehle erhalten. Zwei Männer folgten
ihm – Cicon und Vandris. Der Dämon, den Chast bemerkenswert
gut zu kontrollieren vermochte, stieß ein markerschütterndes
Röhren aus und setzte sein Zerstörungswerk fort. Mit einem wütenden Hieb einer seiner Pranken fetzte er das kleine Brunnenhäuschen vor Munuels früherem Haus weg.
Ullrik sah, dass es höchste Zeit wurde, zu handeln.
»Die Waffen besorge ich!«, verlangte er mit warnendem Unterton. Selbst einem Befehl der Shaba von Akrania
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