Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
den
gesuchten Vertikalport erreichte. Nur vom leisen Zischen seiner
Steuerdüsen begleitet und von Ain:Ain’Qua, den er hinter sich
glaubte, trieb Roscoe voran. Manchmal kamen ihm Gegenstände
entgegen, kleine Wrackteile oder sogar Dinge, die einmal ihm
selbst oder zur Moose gehört hatten. Er rührte sie nicht an, versuchte etwas schneller zu werden, obwohl es damit enden konnte, dass er irgendwo anstieß und ins Trudeln geriet. Ein seltsames
Gefühl hatte ihn beschlichen, und es wurde unangenehmer.
Nach einer Weile drang ihnen matte Helligkeit entgegen.
Verwirrt verlangsamte er sein Tempo. Helligkeit? Wo kam die
her? Es war das typisch bläuliche Schimmern des Vertikalports,
nur viel schwächer, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass hier
ein Port noch arbeiten sollte.
Es war gewöhnlich das Erste, was bei Komplikationen ausfiel,
ein Stück Hochtechnologie, das einen Menschen oder Ajhan in ein
Stasis-Feld hüllte und ihn in einer Röhre aufwärts oder abwärts
schweben ließ.
»Was ist?«, wollte Ain:Ain’Qua wissen.
Roscoe deutete mit pochendem Herzen voran. »Das Licht da.
Zu schwach für den Vertikalport. Was ist das?«
»Du wirst ängstlich, Darius«, stellte Ain:Ain’Qua ungeduldig
fest. »Was soll da schon sein? Der rächende Geist des Leviathans?«
Roscoe schluckte und starrte Ain:Ain’Qua an. Der Ajhan warf
ihm einen Blick zu, den Roscoe trotz des schwachen Lichts als
tadelnd erkannte. Er drängte sich an ihm vorbei und übernahm
die Führung. Kunststück, dachte Roscoe, mit dem lieben Gott als
Boss braucht man keine Gespenster zu fürchten.
Doch dann erwiesen sich Roscoes Ängste als begründet und hinterließen die Frage, ob sie Gottes Macht bestätigten oder widerlegten.
Es begann damit, dass das bläuliche Licht heller wurde, je mehr
sich Ain:Ain’Qua dem Ende des Tunnels näherte. Vielleicht bekam
er es selber gar nicht mit, da er das Hellerwerden wegen seiner
Annäherung als normal empfand. Roscoe hingegen hatte sich
nicht weiterbewegt, er starrte nur seinem Freund hinterher, und
sein Herz schlug schneller und schneller, als auch für ihn die Helligkeit sichtbar zunahm. Gleichzeitig wurden auch die seltsamen
Schreie, die zwischenzeitlich verebbt waren, wieder hörbar. Leise
und aus dem Hintergrund drangen sie heran, mit ihrem bizarren,
weitläufigen Echo, klagend und anklagend zugleich. Roscoe wollte
Ain:Ain’Qua aufhalten, er hob die Hand in seine Richtung, aber er
wusste nicht, was er sagen sollte, ohne die Missbilligung des Ajhan erneut heraufzubeschwören. Die Laute musste er doch selbst
hören können, das heller werdende Licht selbst sehen…
Dann war Ain:Ain’Qua plötzlich verschwunden. Roscoes Herzschlag setzte für einen Moment aus. Konnte er bereits den Verteiler am Tunnelende erreicht haben? »Ain:Ain’Qua?«, flüsterte er in
sein Mikrophon.
Keine Antwort.
Stattdessen erschien ein Umriss im bläulich strahlenden Licht
am Ende des Tunnels. Es war ein Umriss wie von einem Menschen
oder einem Ajhan: Arme, Beine, ein Körper… aber kein Kopf. Mit
aufgerissenen Augen starrte Roscoe das Wesen an, sein Puls
führte einen wilden Tanz auf, seine Lungen waren wie zugeschnürt, es gelang ihm nicht, Atem zu holen. Der Umriss kam ihm
groß vor, sehr groß, er füllte das ganze Tunnelende aus, die Arme
nach oben gereckt, als hielte sich die Kreatur an den Rändern des
Tunnels fest. Aber der musste dort mindestens vier Meter hoch
sein, selbst der große Ain:Ain’Qua hätte längst nicht bis hinaufreichen können… und wo in aller Welt war der Kopf?
Das Wesen schien Roscoe anzustarren… mit Augen, die es gar
nicht hatte. Das bläuliche Licht aus seinem Hintergrund überblendete seine Umrisse, sodass es zu einem seltsamen Schatten wurde, doch es war ihm zugewandt, ganz eindeutig. Roscoe fühlte,
wie seine Blase schwach wurde.
Dann nahm das Ding seine langen Arme herunter und bewegte
sich auf ihn zu.
Roscoe stieß ein hilfloses Gurgeln aus. Das Wesen wurde
schneller, Roscoe geriet in Panik, begann zu strampeln, suchte
verzweifelt nach den Kontrollen für seine Steuerdüsen… Wo war
nur Ain:Ain’Qua? Konnte der Ajhan ihm nicht helfen – mit der
Macht seines Gottes, gegen dieses unheilige Wesen…? Oder hatte
das Monstrum ihn gar umgebracht? Roscoe begann vor Angst zu
wimmern, seine behandschuhten Finger fanden die Kontrollen auf
seinem Gürtel nicht, wie ein Ertrinkender schlug er um sich, aber
das brachte ihn keinen Zentimeter voran – während das
Weitere Kostenlose Bücher