Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
mitbekommen! Und erzähle keine Silbe über dein Erlebnis im Asgard, verstanden? Wir werden morgen entscheiden, was zu tun ist!«
Als Leandra ging, war ihre Stimmung miserabel. Sie liebte Munuel, als wäre er ihr eigener Großvater, aber sie verdammte ihn auch nicht selten wegen seiner autoritären Art. Insgeheim schmiedete sie einen Plan, der Munuels Ansichten sehr zuwiderlief. Sie freute sich schon darauf, ihm eines Tages unter die Nase zu reiben, was sie getan hatte - vorausgesetzt natürlich, sie würde Erfolg haben.
3 ♦ Adeptin der Magie
M unuel hatte sich bemüht, die Zusammenkunft möglichst unauffällig abzuhalten. Es war der Morgen nach Leandras Erlebnis und der Tag ihrer Aufnahme in die Gilde. Gildenmeister Remoch war von Ghanmar nach Angadoor gekommen, um seine Novizen zu prüfen und, sofern sie bestanden, in die Magiergilde zu berufen.
Remoch war nicht schlecht erstaunt, als ihn Munuel gleich nach seiner Ankunft beiseite nahm und ihn um eine dringende Unterredung bat.
Es war noch früh am Tage, und im Angadoorer Wirtshaus herrschte kaum Betrieb, als sie sich an einen abgelegenen Tisch setzten. Nachdem Hosset, der Wirt, ein deftiges Frühstück gebracht hatte, so wie es der betagte Remoch mochte, ruhten aller Augen erwartungsvoll auf Munuel. Am Tisch saßen außer dem Angadoorer Dorfmagier und Remoch noch die Altmeisterin Caori und ein dunkelhäutiger, großer Mann namens Bamtori, der in Begleitung Remochs nach Angadoor gekommen war.
Munuel wandte sich mit ernsten Blicken an den Gildenmeister. »Gibt es neue Nachrichten aus dem Land?«, wollte er wissen.
Remoch zog die Augenbrauen in die Höhe. »Um dies zu fragen, hast du uns alle so geheimnisvoll hierher bestellt?«
Munuel nickte beschwichtigend in die Runde. »Ich werde euch gleich mehr berichten. Aber bitte beantworte zuerst meine Frage, Bruder Remoch.«
Remoch spitzte nachdenklich die Lippen. »Tja, es gibt leider nicht allzu viel Erfreuliches zu berichten. Ich möchte fast sagen, die Lage spitzt sich zu.«
»Die Dunklen Reiter?«, fragte Munuel. »Sie sind noch immer unterwegs?«
»Mehr denn je. Von überall her erreichen mich Berichte. Aber bislang wissen wir nicht, woher sie kommen und was sie vorhaben.«
»Am häufigsten sind sie südlich des Ramakorums anzutreffen«, fügte Bamtori mit seiner tiefen Stimme hinzu.
»Und in der nördlichen Savau-Ebene, wo das Hochland zu den Ostgemarkungen führt.«
Munuel musterte den breit gebauten, dunkelhäutigen Mann. Seit etwa einem halben Jahr schien er der ständige Begleiter des Gildenmeisters zu sein - niemand aber wusste viel über ihn. Ohne Zweifel war er ein Magier, denn die Borten und Säume seiner Kleidung, obwohl von fremdländischem Zuschnitt, wiesen die typischen Stickereien und Verzierungen auf, welche die traditionelle Magierkleidung kennzeichneten. Munuel schätzte, dass er Veldoorer war, Süd-Veldoorer, um genau zu sein; Menschen aus dem nördlichen Teil des Kontinents von Veldoor waren zumeist von schmalerem Wuchs. Bamtori war von den vier Magiern am Tisch der jüngste, etwa um die fünfundvierzig. Seine kolossale Bassstimme trug so weit, dass Munuel stets versucht war, ihn zu bitten, leiser zu sprechen.
»Was ist mit den Bleichen?«, fragte Munuel. »Hat das auch nicht nachgelassen?«
Remoch schüttelte den Kopf. »Es scheinen immer mehr zu werden«, sagte er. »Obwohl es nach wie vor nicht viele sind. Sie nisten sich in einsamen Wäldern, verlassenen Gehöften, Ruinen und in abgelegenen Bergtälern ein. Bald scharen sich dann seltsame Wesen um sie - das berichten jedenfalls Wanderer. Die Bleichen haben meines Wissens noch niemandem etwas getan, aber keine Seele wagt sich mehr dorthin, wo sie einmal gesehen wurden. Sie sollen furchtbar aussehen. Kaum noch als Menschen zu bezeichnen.«
Munuel schnaufte und nickte. »Zu dem Ganzen habe ich leider auch noch etwas hinzuzufügen.«
»So?«
»Ja. In den letzten Monaten bin ich ein bisschen herumgekommen. Ich habe von anderen Magiern, besonders von jungen, einige seltsame Berichte gehört. Demnach ereignen sich während der Iterationen einiger Magier zunehmend Visionen von Dingen, die sich in der Hauptstadt abspielen müssen. Ein Jungmagier aus Lemsoor hat mir von einer Bande von Meuchelmördern berichtet, die nachts durch Savalgor ziehen und bestimmte Leute umbringen. Schon zweimal hatten sich solche Hellsichtigkeiten in einfache Iterationen eingeschlichen, die er wirkte. Ein anderer berichtete mir von Visionen schrecklicher
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