Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Gesicht«, endete er, »war das Gesicht von Limlora!«
Nun saß Remoch stocksteif auf seinem Stuhl, und selbst Bamtori, der sonst große Ruhe und Gelassenheit zeigte, hatte sich ein wenig aufgerichtet und hielt mit beiden Händen die Tischkarrte umklammert.
»Limlora?«
Munuel nickte. »Ja. Wir haben Leandra regelrecht ausgefragt. Wenn das Mädchen auch nur einigermaßen bei Verstand ist, dann trifft genau das zu.«
Remoch war ein Mann, der ernsthafte Aussagen vertrauenswürdiger Leute nicht unnötig in Zweifel zog. Munuel und Caori ließen sich nicht zu Sprücheklopfereien hinreißen, wenn sie ihre Aussagen nicht zuvor sorgfältig überprüft hatten. Er versank in tiefes Nachdenken, während ihn seine Magierkollegen angespannt musterten.
»Limlora,« ächzte er dann. »Seid Ihr wirklich sicher? An Limlora hätte ich als allerletzte gedacht!«
»Da geht es dir nicht anders als uns«, antwortete Munuel. »Und ... was mich noch nachdenklicher stimmt: In diesem Zusammenhang tauchte das Wort Bruderschaft auf. Kannst du damit etwas anfangen?«
»Bruderschaft?«, fragten Remoch und Bamtori gleichzeitig.
Munuel nickte.
Remoch schüttelte den Kopf. »Nein, das sagt mir nichts.«
Für eine Weile herrschte Schweigen am Tisch.
»Weiß das Ordenshaus von alldem? Von den Visionen und diesen Dingen? Oder von Leandras Erlebnis?«
Munuel schüttelte energisch den Kopf und hob abwehrend die Hände. »Bei den Kräften, nein! So dumm bin ich nun auch wieder nicht, dass ich solche Neuigkeiten über das Trivocum übermittle. Vor allem nicht bis nach Savalgor. Da könnte ja jeder Novize von hier bis Chjant mithören!«
Remoch nickte zufrieden. »Also gut.« Er blickte in die Runde, musterte jeden Einzelnen von ihnen. Dann nickte er noch einmal. »Wie zuverlässig sind letztlich all die Informationen, die du gesammelt hast? Einschließlich derer von Leandra?«
»Nach meinem Empfinden sehr zuverlässig«, sagte Munuel. »Und angesichts der Bleichen, der Dunklen Reiter und der Hinfälligkeit des Shabibs sollten wir nicht mehr lange zögern. Ich befürchte, es besteht ein Zusammenhang. Ein Herrscherwechsel ist für jedes Land eine heikle Angelegenheit. Wenn tatsächlich jemand daran arbeitet, mithilfe von verbotenen Mitteln die Machtverhältnisse im Land umzudrehen, dann haben wir die Pflicht, etwas dagegen zu unternehmen. Wenn die Ordnung in der Hauptstadt des Reiches in Gefahr ist, dürfen wir nicht lange zaudern.«
Remoch nickte. »Savalgor ist der Mittelpunkt von Akrania. Die Gilde muss benachrichtigt werden, und wir müssen uns geeignete Schritte überlegen.«
Abermals sah er in die Runde.
»Also gut. Hiermit ordne ich an, dass wir morgen aufbrechen. Wir werden wohl sechs oder sieben Tage benötigen, um nach Savalgor zu gelangen. In dieser Zeit kann sehr viel geschehen.«
Caori sah Remoch bestürzt an. »Wir ... alle? Soll denn niemand von uns hier bleiben? Ich meine ... was ist, wenn etwas geschieht und keiner von uns hier ist?«
Remoch winkte ab. »Ist etwa dein alter Matnas kein guter Stellvertreter? Für zwei Wochen wird er Malangor behüten können. Ich selbst lasse Darios hier. In Savalgor werden wir dringender gebraucht. Wenn sich das Cambrische Ordenshaus gezwungen sieht, etwas zu unternehmen, müssen erfahrene und umsichtige Magier zugegen sein. Für meinen Geschmack gibt es zu viele junge und unerfahrene Hitzköpfe im Ordenshaus.«
Caori seufzte. Sie hatte in ihrem langen Leben schon vieles mitgemacht, offenbar mehr, als Munuel je geahnt hatte. Er konnte verstehen, dass sie keine Neigung verspürte, eine solch beschwerliche Reise auf sich zu nehmen.
Aber es war nun einmal so: Die Magiergilde und mit ihr das Ordenshaus waren ein Garant für die Sicherheit im Land und dafür verantwortlich, dass sich nirgendwo ungute Kräfte ausbreiteten. Der strenge Kodex verpflichtete die Magier dazu, zu wachen und zu beschützen, böse Mächte zu bekämpfen und vor allem darauf zu achten, dass sich niemals Magier auf die Seite der Mächtigen schlugen. Diese Pflicht rief nun ihren kleinen Kreis nach Savalgor, und diese Pflicht wog schwerer als irgendetwas anderes im Leben der vier Magier.
»Denkst du, wir könnten bei euch im Dorf Pferde bekommen?«, fragte Remoch. »Darm könnten wir die Reise erheblich verkürzen.«
Munuel schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, zur Zeit besitzt niemand in Angadoor ein Pferd. Aber Zacharias schuldet mir noch einen Gefallen. Er hat vier Mulloohs, die vor Beginn der Erntezeit ohnehin nur im
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