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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sind alle wieder da«, sagte er und deutete in die Runde. »Wir können aufbrechen!«
    Es wurde noch sehr warm an diesem Tag. Den Regen ließen sie bald hinter sich und erreichten den Mogellsee.
    Die Drachen flogen in nicht allzu großer Höhe über seine stille Oberfläche, von der warme Sonnenstrahlen reflektierten.
    Der See war ungeheuer groß. Sie flogen mehrere Stunden, ohne in irgendeiner Richtung Land zu erblicken. Nur Stützpfeiler stiegen aus dem Wasser empor, und sie wirkten umso gewaltiger, weil sie sich unten nicht verbreiterten - was sie wohl erst unter Wasser, in der Tiefe des Sees taten. Sie ragten wie gewaltige sakrale Säulen aus den Dunklen Wassern in schwindelnde Höhen auf.
    Während des Fluges bekamen sie zweimal Gesellschaft von anderen Felsdrachen-Sippen, die sich auf geheimnisvolle Weise mit der ihren unterhielten und die Menschen neugierig beäugten. In dem naiven Wunsch, etwas für die neue Freundschaft zwischen Menschen und Drachen zu tun, winkte Leandra den Neuankömmlingen freundlich zu und versuchte verschiedentlich mithilfe der Jambala eine Kontaktaufnahme.
    Doch die Drachen waren zurückhaltend. Die meisten antworteten nicht, nur zweimal wurde ihr Gruß knapp erwidert.
    Am Nachmittag war Leandra plötzlich, als dränge sich ein unbekannter Laut in die Geräuschkulisse des Windes und der Flügelschläge. Sie waren weit nach Norden vorangekommen, und es war kühler geworden.
    Zunächst konnte sie das Geräusch nicht einordnen, dann schließlich wurde sie immer sicherer, dass es wie ein fernes Grollen war, ein Donnern, das nicht abriss und stetig den Hintergrund erfüllte. Mit einem Gefühl der Beklemmung lauschte sie ins Trivocum, fürchtete, dass dies ein magisches Echo der uralten, von bösen Kräften beherrschten Stadt Unifar sein könnte. Aber das Trivocum war still.
    Als das Donnern immer deutlicher wurde, vernahm sie einen Ruf von Victor. Sie blickte zu ihm und sah, dass er nach Nordwesten deutete. Es lag ungefähr in ihrer Flugrichtung. Sie blickte dorthin, sah aber zuerst nichts. Der Horizont erstrahlte in milchigem Weiß. Man konnte keine Horizontlinie erblicken, aber das Donnern schien aus dieser Richtung zu kommen.
    Sie blickte weiter nach Norden und erkannte dort eine dunkle Färbung, die sich bis zum Himmel erstreckte. Ein Stützpfeiler, dachte sie, aber dann, innerhalb von drei Sekunden, erkannte sie mit Entsetzen, was da war. Sie sah, dass sie in nur wenigen Meilen Entfernung vor einer gewaltigen Wand aus Wasser vorüberkreuzten.
    Die Wasserwand reichte bis zum Himmel und nach rechts und links so weit, dass sie jeweils den Kopf ganz herumdrehen musste, um in weiter Ferne schemenhaft die Ränder erkennen zu können. Die Ishmar fälle!
    Leandra keuchte, als ihr klar wurde, dass diese Wasserfälle so riesig waren, dass selbst ein Dutzend strammer Stützpfeiler davor bestenfalls wie eine Reihe schmaler Zaunlatten gewirkt hätte. Die Wasserwand war so gigantisch, dass sie mit einem Blick gar nicht zu erfassen war - und dabei waren sie mindestens noch zwei oder drei Meilen davon entfernt. Sie blickte zum Wasser hinab und schätzte ihre Flughöhe auf vielleicht eine oder eineinhalb Meilen. Dann sah sie hinauf und erkannte, weit oben, die Sturzkante des Wasserfalls. Das war einfach unglaublich! Die Fluten mussten mindestens drei Meilen in die Tiefe stürzen und das auf einer Breite von vielleicht acht oder zehn Meilen!
    Sie blickte in die Runde und sah, dass alle Mitglieder der Menschengruppe regungslos auf den Rücken der Drachen saßen und mit offenem Mund unverwandt zu diesem gewaltigen Naturschauspiel hinüberblickten. Es war unvorstellbar, woher all diese Wassermassen kamen.
    Dann gewannen die Drachen an Höhe. Die Luft war immer stärker von feinem Nebel erfüllt, und das Donnern der Wassermassen war von beinahe mystischer Art: Es war nicht so laut, dass man nichts anderes mehr hätte verstehen können - dennoch beherrschte es alles Hörbare mit einem unablässigen dumpfen Grollen und Tosen.
    Die Drachen begannen in enormer Schräglage eine Schleife zu ziehen, und als Leandra über die rechte Schulter blickte, sah sie tief unten die weite Fläche des Sees liegen. Ihr wurde ein wenig Angst, aber die Fliehkräfte hielten sie sicher auf ihrem Platz. Dann war die Schleife vollendet, und vor ihr tauchte die gewaltige Sturzkante der Ishmarfälle auf. Und dann wurde ihr plötzlich klar, warum Meakeiok gesagt hatte, dass sie Bor Akramoria ohne die Hilfe der Drachen niemals hätten

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