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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Gebäude wahrhaft gewaltig und kühn. Auch hier drängten sich die Gebäude zu einer burgähnlichen Gruppe zusammen, aber sie waren ungleich höher und trutziger als jene auf der Nordwestseite. Die Erker und Überbauten erinnerten Leandra ein wenig an den Baustil in Savalgor, obwohl hier sehr viel massiger und schwerer gebaut worden war als in der akranischen Hauptstadt. Jedem Gebäude, jeder Zinne und jeder Mauer haftete etwas Finsteres an, so als wollte die ganze Tempelstadt jedem Eindringling signalisieren, dass er besser schnell dahin wieder zurückkehre, wo er hergekommen war. Als die Drachen dann zur Landung ansetzten, wünschte sich Leandra, sie könnte dies in die Tat umsetzen. Bor Akramoria wirkte alles andere als einladend.
    Die Drachen gingen ganz im Westen des großen Platzes nieder. Sie ließen so viel Platz wie möglich zwischen sich und den gewaltigen Bauwerken über dem Abgrund.
    Leandra konnte erst jetzt, nachdem sie gelandet waren, die ganze Massigkeit der Stadt und das Ausmaß des Verfalls ermessen. Es schien ihr glaubhaft, dass seit zweitausend Jahren niemand mehr seinen Fuß auf die grauen Granitplatten dieses Platzes gesetzt hatte.
    Sie glitt vom Rücken Tiraos herab. Als sie dann unten auf dem uralten Pflaster stand und zu den riesigen Ruinen aufblickte, überkam sie ein seltsames Gefühl.
    Ihre Gefährten waren ebenfalls von den Drachen herabgeglitten und standen unbewegt auf dem Boden des legendenumwobenen Bor Akramoria. Selbst die Drachen regten sich kaum, schienen wie die Menschen unter dem Bann dieser Überreste einer längst vergangenen Epoche zu stehen. Leiser Wind regte sich, streifte zaghaft über den grauen Stein, so als wage selbst er nicht, sich mit diesem grimmigen Ort anzulegen. Auf dem Platz stand etwas, das vielleicht einmal ein Brunnen oder ein Wasserspiel gewesen sein mochte, genau war das nicht mehr zu bestimmen. Aus seinem Inneren ragte ein dicker Baum auf - und das sicher nicht in der ersten Generation. Die großen Steinplatten des Platzes waren von teils quadratischer, teils rechteckiger Form; sie lagen in gestaffelten Mustern und ergaben aus verschiedenen Blickwinkeln immer neue Reihen. Aber viele von ihnen waren geplatzt, aufgeworfen oder lagen verkantet; zwischen ihnen wucherten Grasbüschel, Wurzeln, Hecken und Sträucher hervor. Nach Westen hin stiegen die flachen Stufen zum Hauptkomplex hin an. Hier also sollte sich die sagenhafte Canimbra befinden.
    Leandra fühlte bald eine seltsame Unruhe. Irgendetwas gab es hier, das ihre Ankunft bemerkt hatte. Sie drängte ihre aufkommende Furcht beiseite und versuchte sich zu orientieren. Es mochte wichtig sein, zu wissen, wie die örtlichen Gegebenheiten waren.
    Nördlich und südlich ihres Landeplatzes waren die Ruinen flacher und stammten von weniger großen Gebäuden, die bald an der Mauer endeten, die drei oder vier Mannshöhen messen mochte.
    Aber dann befahl ihr plötzlich eine innere Stimme, die Jambala hervorzuziehen.
    Das leise Klirren des Metalls ließ die Köpfe der anderen herumfahren. Augenblicke später aber zogen auch Jacko und Victor ihre Schwerter, und eine leise Bewegung im Trivocum wies darauf hin, dass sich die magiebegabten Mitglieder der Gruppe ebenfalls innerlich wappneten. Einige Drachen flatterten nervös auf, landeten aber wieder. Unruhe machte sich breit.
    Die Blicke richteten sich auf Munuel und Tharlas, selbst die der Drachen. Die beiden Altmeister standen unbewegt da, ihre Konzentration auf das Trivocum war fast spürbar.
    »Da kommt etwas«, sagte Tharlas, und obwohl er sehr leise gesprochen hatte, konnte jeder seine Worte deutlich verstehen. Munuel nickte bestätigend.
    Leandra blickte über die Schulter und sah, wie an einem steinernen Pier, der durch einen Mauerdruchbruch ins Wasser der Oberen Ishmar hineinragte, einige größere Wellen, kaum einen Steinwurf entfernt, gegen die grauen Steine schlugen, als hätten sie sich eigens dazu aufgebäumt. Das Wasser des Flusses, das hier sehr rasch, aber mit ruhiger Oberfläche dahinströmte, war in Unruhe geraten, und die Strahlen der Sonne, die durch das kristalline Fenster hoch droben am Felsenhimmel auf sie herabfielen, schienen an Leuchtkraft und Wärme verloren zu haben, als befände sich mit einem Mal eine dunkle Wolke oben am Himmel.
    An den Gesichtern aller Anwesenden war abzulesen, dass sie sich auf irgendeine Bedrohung gefasst machten.
    Sie blickten unruhig umher, versuchten die Lage zu ermessen, ihren Standort und mögliche Deckungen

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