Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
ist als die Unterdrückung, versteht ihr? Wo nur noch der Tod herrscht, da ist gar nichts mehr! Wo hingegen Unterdrückung herrscht, da ist wenigstens noch Hoffnung!«
Er machte eine dramatische Pause. »Was ist nun besser, frage ich euch? Tod oder Hoffnung?«
37 ♦ Der Tempel von Yoor
M unuels Rede hatte sie alle in einem Zwiespalt der Ungewissheit und Niedergeschlagenheit zurückgelassen, schon weil sie eigentlich gar nicht nach Hegmafor aufbrechen konnten, denn dort würde es sonst gewiss zum Schlimmsten kommen. Ohne Zweifel hätte sich ein Dutzend von Besserwissern gefunden, die lauthals nach Vernichtung und Freiheit schrien; man hätte ihnen die Canimbra weggenommen und wäre damit geradewegs ins Verderben gerannt. Munuel und Leandra hätten ihre Mithilfe schon verweigern müssen, um diese Katastrophe aufzuhalten. Aber es hieß, vielleicht hunderte in den Tod rennen zu lassen. Die andere Möglichkeit hätte darin bestanden, dennoch mitzukämpfen, aber sie beinhaltete die ungeheuerliche Gefahr, das Trivocum abermals niederzureißen. Die Lage war ein einziges Dilemma. Wozu sollte man sich entscheiden? Die eigenen Freunde im Stich zu lassen - oder zusammen mit ihnen die Welt in den Abgrund zu reißen?
Tharlas hatte noch einige vorsichtige Versuche mit der Canimbra gewagt, ebenso Hennor und sogar Leandra und Munuel. Das Ergebnis blieb das Gleiche. Das Trivocum stabilisierte sich zuerst, nur um kurz darauf immer stärker werdende Verwerfungen zu erzeugen, die aufplatzten wie vertrocknete Haut, und gefährliche Energien fließen ließen. Mehrfach mussten sie die Risse wieder schließen.
Damit war der endgültige Beweis erbracht, dass die Canimbra nach einer bestimmten Person unter den Magiern verlangte. Wer das jedoch sein könnte, war im Augenblick eine vollkommen unlösbare Frage. Es konnte ebenso ein kleiner Dorfmagier irgendwo aus dem Inselreich von Chjant sein wie auch der alte Jockum persönlich. Ein Novize aus dem Kambrum möglicherweise oder vielleicht doch der Altmeister Ötzli. Wenngleich Munuel Letzteres für so gut wie ausgeschlossen hielt.
Tharlas trat zu ihm und sagte: »Munuel, wir müssen etwas tun. Ich bin dafür, wir bitten die Drachen, uns bis nach Hegmafor zu bringen. Wir könnten in drei Tagen dort sein. Ich denke, dass zu dieser Zeit dort auch die ersten Gildenmitglieder aus dem Land eintreffen werden. Hennor und ich könnten uns mit der Canimbra an einen versteckten Ort begeben und du könntest versuchen, mögliche Kandidaten ausfindig zu machen und sie zu uns schicken. Wir müssen das Ordenshaus und alle Kämpfer davon überzeugen, dass wir erst dann angreifen dürfen, wenn wir jemanden für die Canimbra gefunden haben.«
Munuel stöhnte auf. »Wie willst du verhindern, dass sich das herumspricht? Ich wette, binnen zweier Tage weiß man in Hegmafor, an welchem Problem wir festhängen. Wir wären viel zu angreifbar.«
»Wir müssen eben jeden, der einen Versuch mit der Canimbra unternimmt, zu strengstem Stillschweigen verpflichten!«
Munuel schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Er bezweifelte sehr stark, dass sich auf diesem Weg überhaupt jemand für die Canimbra finden ließe. In seinem Fall, wie auch dem der Jambala, waren die Artefakte ganz bestimmten Personen zugefallen - aus Gründen, die ebenso geheimnisvoll wie nachvollziehbar waren. Er stellte sich eine Schlange aus Menschen vor, von denen jeder, der Reihe nach, in ein Zelt eingelassen wurde, um dort ein paar Schläge auf die Canimbra auszuführen. Die Vorstellung war einfach lächerlich.
»Also gut«, sagte er seufzend. »Ich glaube zwar nicht an einen Erfolg, aber was können wir schon anderes tun?«
Tharlas nickte ihm aufmunternd zu. »Ich werde Leandra schicken, die Drachen um die Gefälligkeit zu bitten.
Wir sollten unsere Sachen packen und uns fertig machen.«
Leandra und Victor hatten sich ein wenig angenähert. Es tat ihm gut, in ihrer Nähe sein zu dürfen, und sie mochte ihn viel zu sehr, um eine Barriere zwischen ihnen errichten zu wollen.
Sie hoffte nur, dass es keine Komplikationen ergab. Gemeinsam kamen sie Tharlas' Bitte nach, die Drachen darum zu bitten, sie bis nach Hegmafor zu bringen.
Meakeiok hatte sich immer klarer zu seiner Rolle bekannt, dem Häuflein unerschrockener Menschen helfen zu wollen. Er gab sich nicht mehr so reserviert wie anfangs und schien sich, mitsamt seiner ganzen Sippe, inzwischen als eine Art Kampfgenosse zu sehen. Das war ein sehr beruhigendes Gefühl.
Wir können euch zu dem
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