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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sie nicht richtig anschlägt, dann klingt sie hohl.«
    »Du verstehst etwas von Trommeln?«
    »Natürlich! Ich bin Musiker. Ich kann so gut wie jedes Instrument spielen. Auf Trommeln habe ich schon als kleines Kind herumgehauen.«
    Leandra runzelte die Stirn. »Erzähl mir mehr darüber!«, sagte sie.
    Victor war erstaunt, ahnte dann aber, was ihr durch den Kopf ging. Er wusste genug über Trommeln, um Hennor ein paar sinnvolle Hinweise geben zu können.
    »Nun ja«, begann er. »Es ist wichtig, eine Trommel zu stimmen, weißt du? Sie muss am Rand, an jeder Stimmlasche, den gleichen Ton aufweisen, damit das Fell in der Mitte gut ausschwingen kann. Und dann muss das Resonanzfell genauso hoch gestimmt sein wie das Schlagfell - jedenfalls bei dieser Trommel, sie ist quadratisch. Also, ich meine, Tiefe und Durchmesser sind gleich. Bei anderen Bauarten muss man ein ganzzahliges Vielfaches erreichen. Nur dann kann die Trommel gut klingen. Aber das sind eigentlich Begriffe aus der Musik und hier ...«
    Leandra rappelte sich auf. Sie nahm ihn bei der Hand und zerrte ihn hoch. Kurz darauf waren sie bei Hennor.
    »Erklär ihm das!«, forderte sie von Victor und deutete auf die Canimbra.
    Victor war ein wenig verunsichert, weil er glaubte, dass hier zwei Themen miteinander vermischt würden, Magie und Musik. Dennoch kniete er sich hin und erklärte Hennor, was ihm aufgefallen war.
    Hennor gab sich ziemlich ahnungslos, verstand wenig von dem, was Victor sagte. Andere Mitglieder der Gruppe kamen herbei. Victor überprüfte die Stimmlaschen und fand heraus, dass das Fell keine gleichmäßige Spannung besaß. Er setzte sich hin, nahm die Canimbra zwischen die Beine, dämpfte das Schlagfell mit der einen Hand ab und schlug nochmals leise an den Rand des Schlagfells oberhalb einer Stimmlasche.
    »Bringt das... äh, das Trivocum durcheinander?«, fragte er mit Blick auf die umstehenden Magier.
    Tharlas und Munuel schüttelten den Kopf. »Nein, so gut wie gar nicht. Man spürt nur ein paar kleine Echos ...«
    Victor fuhr fort. Sorgsam darauf bedacht, das Fell mit der Hand am Schwingen zu hindern, korrigierte er jede Stimmlasche mittels des kleinen Hölzchens, das man verwinden konnte, um so die Spannung zu erhöhen. Als er mit dem Schlagfell fertig war, nahm er sich das Resonanzfell vor und stimmte es mit der gleichen Vorsicht und Sorgfalt.
    Dann nahm er die Trommel hoch und sah die Magier fragend an.
    »Einen Schlag kannst du tun - ohne dass etwas passieren kann. Aber warte mit dem zweiten, bis die Trommel wieder still ist.«
    Victor nickte, nahm einen der Holzstöcke, die in der Nähe lagen, und tat einen überraschend beherzten Schlag auf das Fell.
    Leandra hatte das Innere Auge am Trivocum und bekam mit, wie sich das Trivocum innerhalb ihres Gesichtskreises einen Augenblick lang zu einer weißgelben Wand verhärtete, die unwillkürlich den Eindruck erweckte, als bestünde sie aus zwei Meter dickem Tharuler Stahl. Die Magier stöhnten auf.
    Victor dämpfte fachmännisch das Fell mit der Hand ab und ließ dann einen zweiten Schlag erklingen. Abermals straffte sich das Trivocum mit Macht, aber Leandra merkte, dass das Echo des vorherigen Schlages noch nicht ganz verklungen war. Trotzdem traten keine Verwerfungen mehr auf.
    »Ja!«, rief Munuel. »Das sieht gut aus. Lass es Hennor nun noch einmal versuchen. Er muss dabei das Trivocum im Auge behalten!«
    Victor machte bereitwillig Platz, und Hennor setzte sich. Er nahm den Stock in die Hand, zögerte kurz und ließ ihn dann auf das Fell niederfahren.
    Das Ergebnis war ernüchternd. Wie zuvor breitete sich das Echo wie ein unregelmäßiger Wellenschlag im Trivocum aus, und als Hennor, noch von Zuversicht beseelt, einen weiteren Schlag niedersausen ließ, entstand ein grober, violett strahlender Riss im Trivocum. Rohe stygische Energien schwappten augenblicklich herüber.
    Sie hatten alle Hände voll zu tun, den Riss wieder zu verschließen.
    Victor stürzte herbei. »Du darfst den Stock nicht auf das Fell pressen!«, rief er. »Schau, du musst ihn zwischen Daumen und Zeigefinger halten und ihn mit den hinteren Fingern kontrollieren.« Er nahm beide Stöcke und trommelte einen kurzen Wirbel auf die steinerne Stufe, auf der Hennor saß. »Siehst du? Und du musst hineinhören, verstehst du? In die Trommel hineinhören und auf den Klang, die Resonanz achten!«
    »Wie gut kannst du das?«, fragte Leandra plötzlich. »Ich meine - trommeln?«
    Victor hob die Schultern. »Es geht«, sagte er.

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