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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sagte Munuel und erhob sich. »Es ist ja nichts passiert.« Er schritt nachdenklich zu einem der Fenster und starrte hinaus. Einige der Drachen kreisten dort draußen und Leandra trat hinzu. »Denkst du, sie haben es bemerkt?«
    »Darauf kannst du wetten. Die Drachen haben ein sehr feines Gespür. Sie wussten, dass sich die Canimbra hier befand - sie konnten sie sogar spüren, ohne dass sie angeschlagen wurde! Verdammt, was machen wir jetzt nur?«
    »Denkst du, es geht nicht? Können wir sie nicht beherrschen?«
    Munuel wandte sich ihr zu. »Du weißt genau, was ich glaube, oder?«
    Leandra schlug die Augen nieder. »Ja. Die Canimbra lässt sich ebenso wenig von irgendjemandem beherrschen wie die Jambala.«
    Munuel nickte. »Mit dem Yhalmudt ist es ebenso. Was war ich für ein Narr, ihn damals dir zu geben. Er wäre für dich wertlos gewesen wie ein Stein. Zum Yhalmudt gehört das Büchlein des Darios und ein tiefes Verständnis für die Natur der stygischen Magie. Möglicherweise ist er nicht derart persönlich fixiert wie die Jambala, aber...
    nun, ich denke, seine Beherrschung erfordert, wenn ich das mal so sagen darf, ein gewisses Maß an Reife.«
    Er starrte zum Fenster hinaus, und Leandra beobachtete ihn von der Seite her. Sie wusste, dass er alles andere als eingebildet war - er hatte schlicht und einfach Recht. Reife bedeutete in diesem Fall mehr als nur Lebenserfahrung — eine gewisse Haltung dem Leben und der Welt gegenüber war ebenso wichtig. Toleranz vielleicht, Demut und die Fähigkeit, sich selbst immer wieder infrage zu stellen. Das waren Dinge, die Munuel auszeichneten. Durch den Besitz der Jambala hatte sie einiges über diese Dinge gelernt. Die Stygischen Artefakte waren nichts für Draufgänger und Ahnungslose, für blindwütige Weltverbesserer oder Machtbesessene. Und das war auch gut so. Leandra fühlte eine aufkommende Erleichterung darüber, dass diese mächtigen Relikte aus vergangener Zeit die Weigerung in sich trugen, sich von den falschen Personen benutzen zu lassen. So gesehen war es ein unerhörtes Kompliment für sie, dass sie nun die Trägerin der Jambala war.
    Welche, so überlegte sie, konnten ihre Qualitäten sein, die die Jambala dazu bewogen hatten, sie als Trägerin zu akzeptieren? Bestimmt nicht, weil sie so hübsche Augen hatte. Sie wusste beim besten Willen keine Antwort, aber sie spürte die Gewissheit, dass ihr noch eine große Aufgabe bevorstand, sich in dieser Hinsicht selbst zu begreifen.
    »Vielleicht sollte es Hennor einmal versuchen?«
    Munuel blickte sie zweifelnd an. »Wir können es versuchen«, sagte er. »Aber ich verspreche mir nicht viel davon. Zu glauben, dass sich die erwählte Person ausgerechnet unter uns befinden sollte, ist schon sehr vermessen, findest du nicht?«
    »Vielleicht ist es tatsächlich Ötzli?«
    Munuel lachte spöttisch auf. Seine Verbitterung war unübersehbar. »Das halte ich für ausgeschlossen. Ich glaube, ich habe schon eine vage Vorstellung, wie diese Person sein müsste. Ötzli ist ein strenger, eitler Mann.
    Ein großer Magier und guter Freund, zweifellos, aber er ist ein Eiferer. Die Canimbra hingegen verlangt nach einem Menschen, der Harmonie, Bescheidenheit und Friedfertigkeit in sich vereint - verstehst du, was ich meine? Da wäre ja Victor noch besser geeignet als Ötzli!«
    Leandra nickte niedergeschlagen. Es sah ganz so aus, als stünden sie vor einem unüberwindlichen Hindernis.
    Munuel hatte zum Angriff auf Hegmafor geblasen, und es mochte sein, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre keine Person in dieser Welt zu finden war, die die Canimbra beherrschen konnte. Die falsche Person würde das Trivocum eher aufreißen als stabilisieren.
    Leandra fluchte leise und wandte sich ab.
    Munuel drehte sich um und seufzte schwer. Die Gefährten hatten sich mit Betroffenheit in den Gesichtern um Tharlas versammelt, der aufgestanden war. Die Canimbra lag zu seinen Füßen wie ein fremdes, gefährliches Objekt, das er nicht mehr zu berühren wagte.
    »Meine Freunde, wir stehen vor einem riesigen Problem!«, sagte Munuel mit bebender Stimme. »Die Canimbra verlangt, wie auch die Jambala und der Yhalmudt, nach einer ganz speziellen Person. Es mag sein - nein, es ist sogar zu befürchten, dass wir diese Person in der Kürze der Zeit nicht mehr finden werden!«
    Die Gefährten stöhnten auf.
    »Ich habe sogar einen weiteren Verdacht. Der Umstand, dass die Canimbra hier seit zweitausend Jahren lag, scheint mir darauf hinzudeuten, dass es

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