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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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das Leuchten aufgegangen.
    Leandra war so schlecht gelaunt wie schon lange nicht mehr. Zum ersten Mal im Leben wünschte sie sich, abstoßend hässlich zu sein. Noch bevor sie den Tisch erreicht hatten, wusste sie, dass sie die Kerle hassen würde.
    Sie liefen an einem der Wächter vorbei, der sie mit misstrauischen Blicken bedachte. Leandra rang sich ein Lächeln ab. Zum Glück war es der, der Guldor am Nachmittag begleitet hatte. Das bedeutete, dass oben im Gang ein anderer saß. Wenn dieser noch nichts von Royas vorgeblicher Schwangerschaft erfahren hatte, standen die Chancen der beiden Schwestern umso besser.
    Leandra blickte über die Schulter in Richtung der Küche. Der Dicke war jetzt nicht mehr hinter dem Tresen, dafür stand ein anderer Mann da und schenkte Getränke aus. Leandra ächzte. Sie hatte hohe Achtung vor Hellamis Mut, und hoffte, dass diese nicht dafür büßen musste.
    Dann wandte sie sich um und stand vor den vier jungen Männern. Sie blickten sie mit breitem Grinsen an, und Leandra dachte, dass sie gleich durchdrehen würde.

9 ♦ Chast
    E r saß da und starrte das Mädchen an. Sie hatte schreckliche Angst vor ihm.
    Es war ihm nicht völlig egal, nein - er hatte kein Interesse, sie zu ihrem Schicksal zu zwingen. Wenn es sein musste, dann würde es so geschehen, aber er zog es vor, solche Dinge unkompliziert zu lösen. Sie hatte sich geweigert, ihm ihren Namen zu sagen, aber seine Frage war nur ein Versuch gewesen, das Eis zwischen ihnen zu brechen. Ihren Namen wusste er längst.
    Er lächelte kalt. Die Vorstellung, dass das Eis zwischen ihnen überhaupt zu brechen wäre, hatte etwas Absurdes.
    Aber er liebte absurde Dinge. Etwas herbeizuführen, das eigentlich unmöglich war, erregte ihn, forderte seine Intelligenz und seine Kreativität heraus. Nicht selten war es ihm schon gelungen, Grenzen zu durchbrechen und andere, seien es Brüder oder Gegner gewesen, in eine Lage zu bringen, die sie nicht begreifen und manchmal auch gar nicht verkraften konnten.
    Er blickte das Mädchen mit kalten Augen an und überlegte, wie ihm hier das Unmögliche gelingen konnte.
    Natürlich könnte er sie mit Leichtigkeit zerbrechen, ihr den Verstand aus den Augen quetschen und sie dann als willfähriges Instrument seiner Absichten gebrauchen. Aber das war etwas für Rohlinge, für Leute, die nicht an seine Klasse heranreichten. Nein, seine Methode musste Stil haben und Kunstfertigkeit beinhalten. Dieses Mädchen würde ihm nichts mehr bedeuten, wenn sie keinen eigenen Willen mehr besaß.
    Nach allem, was er wusste, war sie außergewöhnlich schön, aber er empfand keine Leidenschaft. Sie war schlank und hochgewachsen, ihre Brüste waren fest und rund. Ihre Haut schien den Schimmer von Aprikosenblüten zu besitzen, und ihr Gesicht war von klassisch schönem Schnitt. Selbst ihre glatten hellbraunen Haare besaßen den seidigen Glanz, der sie letztlich zur Vollkommenheit erhob, doch er hatte nur ein kaltes, verächtliches Lächeln für diese tumbe Liste körperlicher Merkmale übrig. Er hätte Grund gehabt, Stolz zu empfinden, dass er die Schönste der Schönen besaß - aber er fühlte nichts.
    Das Mädchen würde nützen, bei gewissen Leuten in seiner Umgebung ein ehrfürchtiges Staunen hervorzurufen, denn es gab allzu viele, die bereit waren, dem Reiz schöner Frauen zu erliegen.
    In Wahrheit war sie ein Nichts, ein Werkzeug in seinen Händen, und ihr wahrer Nutzen lag in einer völlig anderen Sache. Um gleich von Beginn an den richtigen Weg zu gehen, hatte er sie als Erstes von ihrer Nacktheit befreit. Er verachtete diesen Narren Guldor, dem keine intelligentere Methode eingefallen war, seine Opfer am Weglaufen zu hindern, als ihnen die Kleider zu rauben.
    Das Mädchen trug nun ein weißes, seidenes Kleid, und wenn er es richtig beurteilen konnte, stand es ihr vorzüglich. Die Haare waren von einem goldenen Band eingefasst und nach hinten gekämmt - es schien beinahe, als wäre dies eine Andeutung für den rechten Sitz einer Krone. Er lachte leise auf.
    Sie saß vor ihm auf einem thronähnlichen Sessel in diesem riesigen dunklen Raum und fror offensichtlich. Dass sie allein aus Angst so zitterte, erschien ihm unwahrscheinlich. Er klatschte in die Hände. Sie zuckte leise zusammen.
    Die rechte Seite einer riesigen Flügeltür öffnete sich, und ein Mann in einer dunklen Robe trat mit gesenktem Haupt ein. Die graue Farbe der Kordel, die um seinen Leib geschlungen war, kennzeichnete seinen Rang. Er war ein einfacher

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