Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
würde sehen, dass ich sie in der Hand habe - ich kann sie nirgends verstecken.
Es klappt sicher besser, wenn Roya mitgeht und dann zuhaut!«
»Wir müssen das irgendwie hinkriegen«, sagte Hellami. »Ich meine so, dass die beiden, die die Klamotten unten brauchen, vorher wieder hochkommen. Was ihr beide tun müsst, ist ohnehin die letzte Sache, bevor wir abhauen.«
»Das klappt schon«, sagte Leandra zuversichtlich. »Ich selber werde wieder oben sein. Wenn ich jemand gefunden habe, der uns hilft, muss er ohnehin erst mal für uns Kleider und einen Wagen besorgen. Puuh ... ich hoffe, so jemanden gibt es überhaupt im Umkreis von hundert Meilen.«
»Gut«, sagte Hellami, »damit hätten wir eins der Dinger zurück. Das zweite ist schwierig. Ich weiß nicht, ob ich von dem Dicken weg kann, bevor es losgeht. Ich hab keine Lust, mich von ihm befummeln zu lassen, also muss ich ihm sein Geld klauen. Wenn ich ihn dann alleine lasse, könnte er nachsehen und es merken. Dann war alles vorbei.«
»Jemand muss dein Hemdchen holen, während du bei ihm bist.«
Hellami schluckte. »Du meinst, ich soll splitternackt bei diesem Lüstling bleiben?«
Leandra hob entschuldigend die Achseln.
»Scheiße!« Hellami starrte in die Luft. »Ich hatte schon so ein Gefühl, dass das heute eine üble Nacht wird.« Sie blickte zu Leandra und den beiden Schwestern. »Hört zu«, sagte sie ernst. »Vielleicht hab ich bei Euch den Eindruck erweckt, dass es nicht viel gibt, was mir etwas ausmacht. Aber das stimmt nicht. Ich bin keine Hure, versteht ihr? Ich stamme aus Savalgor - vielleicht nicht gerade aus der besten Gegend, deswegen rede ich auch anders als ihr. Aber ich will nicht, dass ihr von mir denkt, ich würde so was machen!«
Leandra legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ganz sicher nicht«, sagte sie ernst. »Ich weiß nur, dass ich dich bewundere, weil du so viel Mut hast.«
Hellami nickte und sah zu Boden. Es war zu erkennen, dass auch sie weinen konnte, wenn es einmal zu viel für sie wurde. Leandra wollte irgendwie Hellamis Freundschaft gewinnen, wenn sie je hier heraus kommen sollten.
Der Tag war in gespannter Ruhe verlaufen. Schon am Nachmittag hatten Caori und Zerbus vor dem Palast Posten bezogen, in einer kleinen Gastwirtschaft am Markt. Das Zimmer mit Aussicht auf den Palast lag beinahe auf gleicher Ebene mit dem lautstarken und aufgeregten Getümmel des Marktplatzes.
Ein unauffälliger Stützpunkt war wichtig, denn man konnte sich selbst auf einem Marktplatz nicht einen ganzen Tag aufhalten, ohne jemandem aufzufallen. Man musste sich häufig abwechseln und immer wieder umherlaufen.
Da die Magier allesamt nicht mehr die Jüngsten waren, war ein Zimmer in einer Gastwirtschaft gerade das richtige.
Zum Glück kannte man den Wirt, und Hochmeister Jockum erschien höchstpersönlich, um den Mann in die Pflicht zu nehmen. Niemand durfte etwas darüber erfahren, dass die Magier für einige Tage in seinem Hause ein und aus gehen würden. Man machte den Wirt glauben, man wolle einen gefährlichen Abtrünnigen ausfindig machen, der sich als Jahrmarktmagier verkleidete. Der Wirt war mit dieser Erklärung zufrieden.
Unglücklicherweise konnten weder Jockum noch Ötzli oder Meister Fujima an der Lauschaktion teilnehmen.
Man kannte sie in der Stadt, und es wäre sofort aufgefallen, wenn sich einer von ihnen auf dem Marktplatz hätte blicken lassen. Aber es war nicht schwer, Ersatz zu bekommen. Hochmeister Jockum rekrutierte ein halbes Dutzend vertrauenswürdiger Mitglieder aus dem Ordenshaus für diese Aufgabe. Jeder Einzelne von ihnen war ein erfahrener Magier, und so konnte man die Aktion zielgerichtet und ruhig beginnen.
Schon bald bestätigte sich, dass es Auren magischer Art im Palast gab. Es wuchs sich zeitweise sogar zu regelrecht hektischer Aktivität aus. Manchmal war jedoch eine Aura spürbar, die anders war als die übrigen. Von ihr ging etwas Fremdartiges, Böses aus - etwas, das man hierzulande nicht kannte und das sehr machtvoll war.
Gegen Abend kam Bruder Zerbus in großer Aufregung ins Turmzimmer des Ordenshauses geeilt.
»Ich habe ihn gesehen, Hochmeister Jockum! Er ist in der Stadt!«
»Von wem sprichst du, Zerbus?«
»Von... nun, ich weiß nicht genau, wer es ist, Hochmeister! Ich weiß nur, dass es jemand aus Hegmafor sein muss! Vor wenigen Minuten hat er zusammen mit einer Eskorte den Palast verlassen! Er war verkleidet, aber ich habe ihn erkannt!«
Alle hatten sich erhoben. »Bist du sicher?«,
Weitere Kostenlose Bücher