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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Sicherheit
einen schweren Rückschlag erlitten. Die wenigen Gesichter, die
Alina sah, zeigten einen verdrießlichen Ausdruck – und an jedem
Hals befand sich eines dieser fluchenswerten Halsbänder. Sie
hasste es, das Volk – ihr Volk – so zu sehen. Unten im Hafen, der
jetzt zwei Ebenen unter ihr lag, näherte sich wieder eine Drakken-Patrouille. Diesmal war es ein Trupp von sechs in Formation
laufenden, schwer bewaffneten Soldaten, die mit dröhnendem
Schritt die Mole herabmarschiert kamen. Die Leute wichen angstvoll vor ihnen zurück. Doch hier oben fühlte sich Alina einigermaßen sicher. Bis einer der Drakken zu ihr gelangt wäre, hätte sie
sich längst in den verwinkelten Schatten zwischen den Häusern in
Sicherheit gebracht. Das Gefühl war beruhigend, aber dennoch:
Wenn sie erst einmal die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, würde
man sie verfolgen und irgendwann ganz sicher erwischen. Unauffälligkeit war deswegen das oberste Gebot für sie.
    Trotz allem hatte sie sich bisher nicht überwinden können, das
Halsband von Matz anzulegen. Sie trug ihren langen Zopf um den
Hals geschlungen, um bei den ihr entgegenkommenden Leuten
den Eindruck zu erwecken, ihr Halsband wäre nur darunter verborgen. Inzwischen aber kamen ihr mehr und mehr Menschen
entgegen, jeder von ihnen mit einem Band um den Hals, das kleine Oval mit den darüber schwebenden, leuchtenden Symbolen
gut sichtbar. Etwa die Hälfte der Leute sahen sie gar nicht an, die
andere Hälfte warf ihr fragende Blicke zu. Niemand jedoch sprach
sie an. Dann blieb sie erschrocken stehen. Ein Stück vor ihr
drängte sich ein einzelner Drakken den Steg entlang in ihre Richtung – eine riesige, kantige Bestie mit einem Monstrum von einer
Waffe in der Armbeuge. Das Glück wollte es, dass unmittelbar vor
ihr ein Steg nach links in eine schmale Häuserschlucht abzweigte,
und sie ging sofort weiter, huschte mit pochendem Herzen dort
hinein und zwang sich, noch so lange ruhig und unbeteiligt weiterzugehen, bis sie aus dem Blickfeld des Drakken gelangt war.
Dann rannte sie.
    Hinter ihr ertönten Geräusche.
Verdammt – sie war zu früh losgerannt, der Drakken musste sie
bemerkt haben und verfolgte sie! Vor ihr schwang sich eine Treppe in die Höhe, geradeaus führte ein Weg weiter und nach links
zweigte eine hölzerne Treppe ab. Mit rasendem Puls rannte sie
ein Stück weiter, drückte sich in den Schatten unter die Treppe
und streifte sich rasch das Halsband über den Kopf. Ungeachtet
ihres Widerwillens blieb ihr im Augenblick nichts anderes übrig.
Die Haarklammer, die sie benötigte, um das dünne Band im Genick zusammenzufassen, hatte sie augenblicklich in der Hand,
und schnell schlang sie wieder den Zopf um den Hals, um nicht
anders auszusehen als eben noch. Augenblicke später trat sie aus
dem Schatten hervor – und stieß beinahe mit dem Drakken zusammen. Er war in der Tat riesig, fast zwei Köpfe größer als sie;
ein Scheusal in einem schwarzgrünen Leibpanzer, der beinahe
wie eine Schale aussah. Seine Augen blitzten, seine zu ewiger
Missgunst heruntergezogenen Mundwinkel waren aufeinander
gepresst und er versperrte ihr mit quer gehaltener Waffe den
Weg.
Der Drakken knurrte etwas, das sie nicht verstand. Alina lockerte mit dem Zeigefinger den langen Zopf, der ihren Hals umschlang, und zeigte ihm kurz das Oval mit dem Leuchtsymbol.
Dann drängte sie sich an ihm vorbei.
Offenbar beeindruckte ihr Verhalten das fremde Wesen. Bis auf
irgendein Kommando, das er ihr hinterher bellte und das sie
abermals nicht verstand, blieb sie unbehelligt. Sie ging einfach
weiter, immer weiter, und als sie von dem Drakken nichts mehr
hörte oder sah, blickte sie angstvoll zurück und leistete sich dann
ein erleichtertes Aufatmen. Er war fort.
Als Nächstes überkam sie eine seltsame Anwandlung von Wut.
Es war die Wut, die ihrer Entschlossenheit entsprang, sich nicht
dem vermeintlichen Schicksal der Drakkenherrschaft zu beugen.
Nein! Sie war die Shaba von Akrania, und Marko hatte Recht gehabt: So lange sie noch in Freiheit war, gab es eine Hoffnung! Die
würde sie jetzt nicht mehr aufgeben.
*
    Am späten Nachmittag traf sie Hilda.
Während des ganzen Tages hatte sie sich mit Vorsicht, aber zugleich auch Hartnäckigkeit durchgefragt und war dann bis ins östliche Händlerviertel vorgestoßen, wo sie hoffte, jemanden von
Jacaires Leuten zu finden. Dort war es jedoch zu mehreren brutalen Angriffen der Drakken gekommen, bei denen sie einen

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