Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
zwischen den Planen
zweier angrenzender Wagen.
»Bei den Kräften, Mädchen… was bin ich froh, dass du frei
bist…« Ihr prüfender Blick fiel auf Alinas Hals, und als sie unter
dem Zopf das blaugrüne Leuchten hindurchscheinen sah, stieß sie
einen Laut des Jammers aus.
»Das Ding ist nicht echt!«, flüsterte Alina. »Sorg dich nicht um
mich. Wie geht es Marie? Ist er gesund?«
Tränen liefen Hilda über die Wange und sie fasste Alina am Arm.
»Oh, Kindchen, sie haben uns alle erwischt! Mich, Marie, Victor…
sogar Jacko, Munuel und Hochmeister Jockum…« Sie holte tief
Luft und noch mehr Tränen kamen. »Es ist alles aus und vorbei,
Alina. Sie haben auch Quendras.«
Alinas Knie drohten nachzugeben. »Quendras auch?«
»Ja, auch ihn. Sogar Yo und Hellami… einfach alle. Du bist die
Einzige, wirklich die Einzige, die noch in Freiheit ist. Sonst niemand mehr.«
Alina hob die Hände vors Gesicht. »O nein – sag, dass das nicht
wahr ist!«
»Sie haben dich verfolgt, Kindchen. So haben sie uns gefunden.
Dieser Rasnor hat uns erzählt, dass er in der Küche ein Geräusch
gehört hätte – bei seinem Streit mit Leandra. Das musst du gewesen sein!«
Ein heißer Schauer fuhr Alinas Rücken herab. »Ja… ich hab vor
Schreck etwas heruntergeworfen, als Leandra auf ihn losging…«
Hilda nickte. »Ja. Er sagte, jemand müsse ihn und Leandra belauscht haben, und er hätte einen Drakken losgeschickt, der deine Spur gefunden habe. Es ist ein Wunder, dass du selbst…«
»Ich?«, quietschte Alina. -»Ich habe euch verraten?«
Hilda winkte ab und wischte sich die Tränen fort.
»Ach, mach dir nichts draus. Es ist doch ohnehin alles vergebens. Quendras hat die Wahrheit über den Kryptus herausgefunden. Dieses Ding ist nur Lug und Trug. Es strahlt eine riesige Aura
aus, aber es steckt nichts dahinter. Wir haben verloren, Alina. Es
ist vorbei.«
Alina ließ sich auf eine Kiste sinken, die in der Nische stand.
»Ich… ich muss zurück«, sagte Hilda zögernd.
»Ich habe nur eine halbe Stunde bekommen, um für den Kleinen Nahrung zu besorgen…«
Alina blickte auf. »Marie? Geht es ihm gut?«
Hilda bemühte sich um ein Lächeln. »Ich sorge für ihn, du
kannst dich ganz auf mich verlassen. Hör mal, Alina…«
»Ja?«
Hilda schniefte. »Rasnor wollte wissen, wo du bist. Er sagte, du
wärest im Palast sicherer, hier würde man nur auf dich schießen.
Er versprach, dass dir nichts geschieht. Allerdings konnten wir
ihm nicht sagen, wo du bist.« Alina starrte Hilda verwirrt an. Sie
zuckte entschuldigend mit den Achseln. Alina schluckte. »Du
meinst…?«
»Ich weiß nicht… denkst du, du kannst noch etwas ausrichten?«
Sie hob die Arme und blickte in die Runde, sah Alina dann kopfschüttelnd an. »Du bist wirklich die Einzige, die noch übrig ist.
Was willst du tun? Ich mache mir Sorgen um dich. Wenn du bei
uns bist, dann bist du wenigstens sicher. Du bist die Shaba. Vielleicht kannst du etwas mit den Drakken oder der Bruderschaft
aushandeln?« Alina starrte Hilda lange Zeit unschlüssig an. Sie
hatte keine Ahnung, ob die Drakken zu irgendwelchen Zugeständnissen bereit sein würden. Aber es wäre vielleicht einen Versuch wert. Sie blickte sich suchend um. Gab es hier noch etwas,
was sie tun konnte? Eine Armee aufstellen, eine Revolte anzetteln
oder irgendeinen großen Magier finden, der ihr half? Sie schüttelte resigniert den Kopf. Nein – sie war tatsächlich ganz allein. Eine
Weile brauchte sie noch. Dann sagte sie seufzend: »Vielleicht
hast du Recht.« Nun zögerte Hilda. »Warte. Ich will dich nicht
überreden. Denkst du wirklich, es… hat keinen Sinn mehr? Ich
meine… ich wüsste selbst nicht, wo ich hingehen sollte. Ich weiß
nicht einmal, wo Bert ist, mein Bruder. Ob er überhaupt noch
lebt?« Wieder schwiegen sie nachdenklich. Schließlich stand Alina
auf. »Mir fällt einfach nichts mehr ein, Hilda. Überhaupt nichts.
Komm, lass uns gehen. Wenn Rasnor wirklich alle in seiner Gewalt hat, dann gibt es nichts mehr, was ich noch tun könnte. Ich
möchte zurück zu Marie.«
Hilda starrte sie betroffen an. Ihren Ratschlag an Alina, sich
selbst zu stellen, hatte sie gewiss aus Gründen ihrer Sorge geäußert. Jetzt aber erkannte sie, dass dies zugleich das Ende aller
Anstrengungen bedeutete. Nun war es Alina, die Hilda mit sich
ziehen musste.
Gemeinsam tappten sie mit müden Schritten durch den Drakkenstützpunkt hindurch zum Palasttor. Alina hoffte, dass man ihr
wirklich nichts tun würde und
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