Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
vielleicht und dann nach Tulanbaar.«
Er senkte das Gesicht, stocherte wieder auf seiner Platte herum
und sagte dann ärgerlich: »Was erzählst du mir da, Frau? Usmar
und Tulanbaar – das sind zwei verschiedene Richtungen!«
»Nun, es ist eine Art Rundreise. Das mache ich immer um diese
Zeit. In… in Usmar kaufe ich wieder neue Pferde…«
»Schweig!«, sagte der Drakken. Alina verstummte.
Er machte wieder etwas mit seiner Platte, hob dann sein kleines
Gerät und erneut schoss ein grünlicher Strahl daraus hervor – in
Richtung ihres Halses. Die Plakette an ihrem Halsband stieß ein
leises Piepsen aus.
»In einer Woche bist du wieder in Savalgor!«, sagte der Drakken. »Melde dich dort bei der Kommandantur. Wenn nicht…«, er
nickte ihr viel sagend zu, »… weißt du ja, was passiert.« Alina
fühlte einen dicken Kloß in der Kehle. Sie tastete nach der Plakette, brachte dann ein knappes Nicken zustande.
Er deutete auf ihre Kehle. »Und wenn du jemanden ohne ein
Band triffst, weißt du, was du tun musst, nicht wahr?«
Sie schluckte. »Ihn… melden?«, fragte sie unsicher.
Er sah sie schief an. »Ist dir denn in Savalgor gar nichts gesagt
worden?«
Sie schüttelte unsicher lächelnd den Kopf. »Nicht viel.«
Er grunzte. »Ja, melden!«, sagte er und ließ seine Tafel sinken.
»Beim nächsten Posten. Vergiss nicht, dass du dich in Savalgor
melden musst. In einer Woche!« Damit wandten er und sein Begleiter sich um und ließen sie stehen.
Kurze Zeit später waren die beiden in ihrem Schiff verschwunden. Wieder ertönte das seltsame Jaulen, diesmal so laut, dass
sich Alina die Ohren zuhalten musste. Das Schiff erhob sich unter
ohrenbetäubendem Lärm in die Luft, drehte die Nase in Richtung
des Dorfes und schoss los. Gleich darauf war sie wieder allein.
Alina ließ sich auf den Hintern fallen. Sie legte die Hand dem
betäubten Benni auf die Flanke und stöhnte. Diese Begegnung
hatte sie den Großteil ihrer Beherrschung gekostet. Nie hätte sie
damit gerechnet, zuletzt noch in Freiheit weiterziehen zu dürfen.
Was waren das nur für seltsame Wesen? War sie jetzt tatsächlich
Gulda, eine Händlerin, die das Land durchstreifen durfte?
Dann fiel ihr die Drohung durch den Drakken ein. Fast panikartig riss sie sich das Drakkenhalsband über den Kopf und schleuderte es von sich. Die Worte des Drakken – Wenn nicht… weißt du
Ja, was passiert – echoten ihr durch den Kopf. Was passierte
dann? War dieses Ding tatsächlich in der Lage, seinen Träger zu
töten? Was für eine widerliche Art, ein Volk mittels Angst und
Terror zu beherrschen! Die Hinterhältigkeit dieser Bestien war
unglaublich!
21
Das Dorf
Als Alina die beiden Pferde wieder eingefangen hatte und zu
Benni zurückkehrte, war er schon wieder halbwegs zu sich gekommen. Hechelnd lag er da, noch immer auf dem gleichen
Fleck, wo ihn die Drakkenwaffe niedergestreckt hatte. Die Taubheit und das Kribbeln in Alinas Hand hatten ebenfalls nachgelassen. Sie kniete sich zu ihm nieder und streichelte seinen Kopf.
»Das nächste Mal beherrschst du dich, ja?«, sagte sie leise. »Du
hast Glück, dass du noch lebst.« Er leckte ihr winselnd die Hand.
Benni würde sie wirklich verteidigen, auch wenn es ihn das Leben
kostete. Sie hoffte, es würde niemals dazu kommen. Siedend heiß
fiel ihr ein, dass sie das Drakkenhalsband noch brauchen würde.
Sie sprang auf und suchte es in der Richtung, in der sie es von
sich geschleudert hatte. Zum Glück fand sie es und steckte es in
die Brusttasche ihrer Weste. Anlegen würde sie es nur, wenn es
unbedingt nötig war, und ihr blieb wohl lediglich eine Woche, innerhalb derer sie es gebrauchen konnte. Sie musste unbedingt
erfahren, was passierte, wenn sie der Anweisung des Drakken
nicht gehorchte. Konnte es sein, dass er mit seinem grünen Lichtstrahl dem Halsband den Befehl erteilt hatte, sie… zu erwürgen,
wenn sie sich nicht rechtzeitig in Savalgor zurückmeldete? Die
Vorstellung jagte ihr Schauer über den Rücken.
Ihr Blick schweifte über die Ebene und sie überlegte, ob sie diesem Dorf doch noch einen Besuch abstatten sollte. Inzwischen
hatte man sie ja bereits überprüft.
Sie stand auf. »Kannst du wieder laufen, Benni?«, fragte sie und
versuchte ihm auf die Beine zu helfen. »Los, hoch mit dir!«
Mühsam kämpfte er sich in die Höhe und stand schließlich auf
wackeligen Beinen. Er knickte noch einmal kurz mit den Hinterläufen ein, aber dann ging es wieder. Mit hängender Rute und
angelegten Ohren
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