Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
bis der eine seine
Waffe hob, auf der Oberseite irgendein Ding berührte und dann
schoss.
Alina kreischte auf.
Ein brennend heißer Hauch fuhr über ihre Hand und ihren Unterarm, während Benni voll getroffen wurde. Er stieß ein kurzes
Japsen aus, dann sackte er kraftlos in sich zusammen. Alina hatte
voller Entsetzen die Hand zurückgezogen und sich seitlich fortgerollt.
Während sie durch das Gras kugelte, hörte sie die Pferde wiehern und das Hufgepolter sagte ihr, dass die beiden nach links
und rechts flüchteten. Als sie zum Stillstand kam, verbarg sie den
Kopf unter den hochgerissenen Armen, darauf wartend, dass der
nächste Feuerstoß sie selbst traf.
Aber es kam nichts.
Furchtsam hob sie den Blick, sah nach den Drakken, dann nach
Benni. Er lag reglos da, wenige Schritte vor den beiden Echsenwesen. Schließlich wurde Alina klar, dass aus der Drakkenwaffe
weder orangefarbenes Feuer noch diese nassgrau wabernden Bälle gedrungen waren – die beiden Sorten Geschosse, die sie bisher
gesehen hatte. Nein, es war, ähnlich der Erscheinung beim Start
eines Drakkenschiffs, so etwas wie ein Hitzeflirren gewesen.
Sie betrachtete ihre rechte Hand, die etwas davon abbekommen
hatte. Da war nur ein seltsam taubes und zugleich prickelndes
Gefühl, so als würden unter der Hautoberfläche kleine Funken
brennen.
»Steh auf!«, hörte sie den Befehl des Drakken, der die durchsichtige Platte trug. Seine Stimme klang erstaunlich menschlich,
von dem kalten, knirschenden Unterton war bei ihm nicht viel zu
bemerken. Verwirrt blickte sie auf und sah, dass dieser Drakken
in einer Art Schale steckte, durch deren metallisches Schwarz so
etwas wie ein Gelbton hindurchschimmerte. Einen Drakken dieser
Art hatte sie noch nie gesehen.
Alina erhob sich und eilte zu Benni, um nach ihm zu sehen. Direkt vor ihm ließ sie sich auf die Knie sinken.
»Das Tier ist nicht tot«, sagte der Drakken. »Gut, dass du ihn
gehalten hast. Steh auf. Wie ist deine Nummer?«
Alina atmete auf – Benni lebte noch! Sie betrachtete ihn voller
Sorge, aber es war deutlich zu sehen, dass sich sein Brustkorb
hob und senkte.
In ihren Augenwinkeln sammelten sich ein paar Tränen und sie
verspürte einen seltsamen Anflug von Dankbarkeit, dass die
Drakken ihn nicht getötet hatten. Benni war ihr in der kurzen Zeit
sehr ans Herz gewachsen.
»Wie ist deine Nummer?«, wiederholte der Drakken, diesmal
schärfen Alina stand auf und starrte ihn an. »Meine…
Nummer?«
Das Echsenwesen funkelte sie an. Der kleine Hauch Dankbarkeit
verflog wieder, als sie das hässliche Gesicht der Kreatur sah.
»Ja… deine Nummer!«, erwiderte der Drakken ungeduldig.
»Weißt du sie etwa nicht?«
Sie blickte furchtsam zu ihm auf. »Ich… nein, ich…«
Der Drakken knurrte ärgerlich, hob dann seine rechte Klauenhand, in der er seine durchsichtige Platte hielt. Er richtete sie auf
Alinas Hals.
Sie stöhnte entsetzt auf, als ein hellgrüner Lichtstrahl aus der
Oberkante der Platte hervorschoss – direkt auf ihnen Hals zu.
Aber ihr passierte nichts.
»Halt still!«, schnauzte sie das Echsenwesen an.
Dann sah sie, wie plötzlich Leben in die Platte in seinen Händen
kam. Sie flimmerte und flackerte, farbige Lichter erschienen darauf, dann irgendwelche Zeichen.
»Guldor«, sagte er. »Händler aus Savalgor«. Er blickte auf,
musterte sie kurz. »Du bist doch… weiblich, nicht wahr?«
Sie nickte zaghaft. »Gul… Gulda«, schickte sie hinterher.
Er knurrte wieder, begann dann mit seinem ungelenken Finger
auf seiner Platte herumzustochern, worauf neues Leben hinein
kam.
Bunte Punkte flammten auf und verloschen wieder, einmal
glaube sie auch ein Bild gesehen zu haben.
»Du hast keine Erlaubnis, die Stadt zu verlassen!«, sagte er.
»Doch! Ich bin… Händlerin! Ich muss…«
»Womit handelst du?«
Alinas Gedanken rasten. »Mit… mit Pferden! Und mit Kräutern«.
Erleichtert stellte sie fest, dass der Drakken es zu glauben schien.
»Heilkräuter. Für Kranke.«
»Pferde und Kräuter? Was ist das für eine seltsame Zusammenstellung?«
Alina lächelte verlegen. »In der Stadt werden Heilkräuter gebraucht, die… die ich auf dem Land kaufen kann. Und auf dem
Land braucht man Pferde. Als Zugtiere für den Ackerbau. Die hole
ich aus der Stadt und verkaufe sie hier. Sie sind in der Stadt billiger.«
Das Echsengesicht wirkte noch eine Spur misstrauischer. »Wohin willst du jetzt?«
»Ich…?«, Alina schluckte. »Nach… Tulanbaar«, sagte sie. »Ich
meine, erst nach Usmar
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