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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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und der Fels waren aufgerissen und eingeschmolzen.
Die Stümpfe verkohlter Balken und abgebrannter Bäume ragten
wie Totenfinger in die Höhe; Trümmer und Asche waren über die
ganze östliche Hügelseite verstreut. Es sah gemein aus, was dort
geschehen war – so als hätten die Drakken, um ihren Herrschaftsanspruch klar zu machen, erst einmal dem Dorf einen brutalen Hammerschlag versetzt, bevor sie gelandet waren und es
besetzt hatten. Alina konnte sich keinen anderen Grund vorstellen, warum sie sonst ein kleines, wehrloses Dorf wie dieses so
hätten verwüsten müssen. Auch an anderen Stellen gab es Anzeichen für einen kurzen, heftigen Krieg. Einem Krieg allerdings, der
ohne Gegenwehr verlaufen war.
Die dritte Besonderheit, die Alina ins Auge fiel, waren die Menschen.
Es war sehr still im Dorf, fast schon geisterhaft still. Alina sah
nur sehr wenige Leute, viel weniger, als in einem solchen Dorf
eigentlich hätten sein müssen. Die meisten von ihnen waren mit
Aufräumarbeiten beschäftigt, aber sie konnte sich nicht erinnern,
Menschen jemals so schleppend und voller Elend arbeiten gesehen zu haben. Sie bewegten sich etwa in dem Tempo, zu dem
Alina am Morgen nach ihrem Absturz fähig gewesen war – halb
gelähmt, gequält und mit hängenden Köpfen. Am Nordende des
Platzes standen zwei Gestelle, an denen jeweils eine Person mit
ausgebreiteten Armen festgebunden war. Ob diese Leute lebten
oder tot waren, konnte sie von hier aus nicht ausmachen. Vor den
Gestellen kniete eine weitere Person, offenbar mit gebundenen
Händen, jemand anderes lag reglos daneben. Kinder sah sie
überhaupt nicht. Ein Marktstand, der aus nichts als einer klapprigen Karre mit einer Plane als Dach bestand, stand einsam am
südlichen Teil des Platzes. An einem normalen Wochentag hätten
hier mindestens vier oder fünf Wagen stehen und sich zwei Dutzend Kunden und Händler herumtreiben sollen. Zusammen mit
der unnatürlichen Stille, in der das lauteste Geräusch noch das
Rauschen des Windes in den Weiden war, hatte die Szene etwas
Gespenstisches an sich.
Alina dachte, dass sie vielleicht auffallen würde, wenn sie hier
einfach stehen blieb. Sie schnalzte leise mit der Zunge und forderte ihre drei vierbeinigen Begleiter auf, ihr zu folgen. Kaum
hatte sie sich in Bewegung gesetzt, wurde sie von einer Drakkenstreife entdeckt.
Ein Alarmruf ertönte. Ein kurzes, dröhnendes Geräusch stob
durch die Luft. Alle Drakken, die Alina im Blickfeld hatte, erstarrten und wandten sich ihr zu. Sie kamen mit erhobenen Waffen
und unangenehm schnellen Bewegungen auf sie zugerannt. Benni
wich mit einem Winseln zurück. Alina musste die beiden Pferde
abermals mit Macht an den Zügeln festhalten. »Ich wurde schon
kontrolliert!«, rief sie den Drakken laut entgegen, während sie
mit erhobenen Händen zurückwich. Sie deutete nach Westen.
»Von diesem kleinen Schiff da! Draußen auf dem Grasland! Ich
wurde schon…!« Die Drakken waren nun doch stehen geblieben,
ein Dutzend Schritte vor ihr. Alinas Puls pochte wild; sie hatte
schon gedacht, die Wesen wollten sie direkt angreifen. Der eine
hielt nun ein dünnes Röhrchen, das einem Metallring um seinen
Hals entsprang, vor seinen Mund. Seine Lippen bewegten sich
leicht. Für einige Momente geschah nichts, dann hörte sie die
Stimme des Wesens. »Was willst du?«
Diesmal war nichts von einem menschlichen Tonfall zu vernehmen. Es war die typische kalte und knirschende Stimme eines
Drakken, und Alina fühlte das drängende Verlangen, sich auf der
Stelle umzudrehen und davonzulaufen. Aber das hätte ihr sicher
nur noch mehr Schwierigkeiten eingebracht. Sie bemühte sich,
die beiden Pferde zu beruhigen, zog sie an den Zügeln zu sich
heran und redete auf sie ein. Benni verhielt sich zum Glück still.
»Was willst du?«, bellte sie der Drakken noch einmal an.
Endlich hatte sie die Pferde einigermaßen beruhigt. »Handeln«,
gab sie zögernd zurück und deutete auf den einsamen Marktstand. »Ich… ich bin Händlerin. Ich habe eine Erlaubnis.«
»Geh wieder!«, schnauzte das Wesen und winkte sie mit der
Spitze seiner klobigen, grauen Waffe davon. »Abgesperrtes Gebiet!« Die Pferde scheuten leicht.
»Aber ich… wie soll ich dann handeln?«, fragte sie hilflos. »Ich
lebe davon!«
Der Drakken murmelte wieder irgendetwas in sein Röhrchen.
Alina sah, dass er ein graues Ding in seinem verkümmerten Ohr
stecken hatte. Sie vermutete, dass diese beiden Geräte dazu
dienten, dass er mit jemandem

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