Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
kam
eine weitere Person aus dem Schiff geklettert, aber es war kein
Drakken, sondern ein Mensch. Er trug die typische schwarze Kutte eines Duuma-Mannes, noch besser aber erkannte sie ihn an
seinem dunkelroten Leibriemen. Er trat zu Cleas, zerrte ihn auf
die Füße und schrie ihn an. Alina konnte nicht verstehen, was er
sagte, dazu befanden sich die vier zu weit von ihr entfernt. Aber
dann geschah etwas Seltsames. Es war, als stünde ein Gewitter
kurz bevor, als hätte sich die Luft elektrisch aufgeladen. Und
schon, als sie begriff, schrie der Duuma-Mann dort unten, während er zurücktrat: »Ein Magier! Er ist ein Magier!« Augenblicke
später brach auf der Wiese die Hölle los.
Entladungen stygischer Kräfte tobten mit ungeahnter Plötzlichkeit durch das stille Flusstal; sie waren so brachial, dass Alina
zurücktaumelte und das Gefühl hatte, ihre eigenen, verkohlten
Haare riechen zu können. Benni sprang davon und lief jaulend
tiefer in den Wald hinein.
Als Alina sich wieder gefasst hatte und hinab zum Fluss blickte,
stand das Drakkenschiff in hellen Flammen. Der Soldat und der
Verwalter lagen reglos und verkrümmt am Boden, während zwischen Cleas und dem Duuma-Mann ein schrecklicher Kampf entbrannt war. Sie schrie auf, wollte aus dem Wald stürzen, um ihm
zu Hilfe zu kommen, aber im nächsten Moment wurde ihr klar,
dass sie bei dieser Art Kampf höchstens Opfer werden konnte. Sie
trat zu den Bäumen nahe am Waldrand, blieb dahinter in Deckung und starrte angstvoll gebannt auf die beiden Kämpfenden.
Sie hatte bereits einige magische Kampfe mitbekommen, darunter jenen, den Leandra für sie gefochten hatte, bevor Victor ihr
und Marie das Leben gerettet hatte. Und natürlich den denkwürdigen Augenblick, in dem Leandra, Meister Fujima und ihre
Freunde Chast besiegt hatten – Minuten nachdem sie Marie zur
Welt gebracht hatte. Das alles waren Kämpfe von außerordentlicher Heftigkeit gewesen, besonders der gegen Chast – aber bei
dem, was sich jetzt dort unten auf der Wiese abspielte, hatte sie
das Gefühl, dass die Welt kurz davor stand, zu Staub zerpulvert
zu werden. Donnerschläge, Druckwellen und Hitzeschübe strichen
wie sengende Wüstenwinde über sie hinweg, gewaltige Blitze und
beißende Funken stoben in alle Richtungen davon und brüllender
Lärm echote eins ums andere Mal zwischen den Flanken der Felspfeiler hin und her. Cleas musste ein Magier von allerhöchsten
Graden sein. Aber dennoch – der Duuma-Mann schien ihm gewachsen. Die beiden standen sich auf zwanzig Schritt gegenüber,
beschrieben mit den Armen weite Gesten in der Luft und riefen
seltsame kurze Worte, bei denen augenblicklich erschreckende
magische Erscheinungen in der Luft entstanden. Gleißende und
krachende Blitze zuckten auf, wabernde Feuerwalzen, aus denen
glühende Funken stoben, rollten aus dem Nichts heran, und unirdische Entladungen brüllten auf, während sich die beiden Kämpfenden langsam nach rechts bewegten, auf die Kuppe der Uferböschung zu. Offenbar versuchte jeder, einen höheren Standort als
sein Gegner zu gewinnen. Noch zerplatzten die stygischen Erscheinungen an magischen Schutzwällen, die sie aufgebaut hatten. Es war ein Schlagabtausch, der immer dann die Richtung
wechselte, wenn einer der Angreifer seine momentanen Kräfte
verbraucht hatte und in die Verteidigung gehen musste. Meist
geschah das nach zwei oder drei heftigen Attacken. Alina hatte
keine Vorstellung, wer von den beiden der Stärkere war und diesen Kampf gewinnen konnte. Aber dann sah sie noch etwas anderes. Das Drakkenschiff hatte Feuer gefangen, aber wie es schien
nur äußerlich. Das Metall am Heck stand in seltsamen blaugrünen Flammen, ein flirrender, halb durchsichtiger Rauch wallte
darüber auf. Doch plötzlich begannen seine Maschinen hochzulaufen. Das Heulen und Jaulen drängte sich langsam durch den Lärm
des magischen Kampfes. Alina sah durch das Fenster des Piloten,
dass vorn im Schiff noch ein einzelner Drakken saß. Wenn es ihm
gelänge, mit dem Schiff zu fliehen, war alles verloren, auch wenn
Cleas den Kampf gewann. Ein krachender Schlag einer magischen
Entladung stob über die Wiese. Die beiden Kämpfenden hatten
sich schon ein paar Dutzend Schritte von dem Drakkenschiff entfernt, das jetzt zu starten versuchte. Es war offenbar beschädigt
– das typische Jaulen wollte nicht so recht anschwellen, wie es
sonst von diesen Schiffen zu hören war. Dann erhob sich das
Heck des Schiffs um ein, zwei Ellen, sank aber
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