Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
müssen, dass ihr Vorhaben eine große Herausforderung in Sachen Planung darstellte. Fast die gesamte
letzte Nacht hindurch hatte sie mit Marko, Izeban und einem Malangoorer namens Alesh über Vorgehensweisen diskutiert.
Es klopfte und die Tür öffnete sich einen Spalt. Meister Izeban
schaute herein. »Darf ich eintreten?«, fragte er. Sie blickte auf.
»Natürlich.«
Er nahm Platz, setzte sich jedoch nur steif und aufrecht auf die
vordere Kante des Stuhls. Sein freundliches Lächeln hatte sich in
eine Miene der Besorgnis verwandelt. »Es gibt ein Problem, Shaba«, sagte er.
Alina zog die Brauen hoch. »Ein Problem?«
Er nickte. »Leider. Seit Tagen diskutieren Marko und ich darüber. Er war der Auffassung, dass wir diese Sache noch nicht äußern sollten, denn es könnte die… nun, die momentan zuversichtliche Stimmung zunichte machen.«
Ein leichter Druck legte sich auf Alinas Brust.
»Um was dreht es sich?«
Izeban holte tief Luft. »Wenn unser Volk die Küsten von Maldoor
besiedeln wollte, Shaba – nur einmal angenommen. Wie würden
wir uns dorthin bewegen?«
»Maldoor? Das ist sehr weit entfernt. Warum sollten wir nach
Maldoor? Dort gibt es nichts als…«
Izeban schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht.
Maldoor ist nur ein Beispiel, weil es weit entfernt ist. Wir würden
wir uns dorthin bewegen, Shaba? Mit tausenden von Ruderbooten? Über den weiten Akeanos hinweg?«
»Mit… Ruderbooten? Nein, natürlich nicht. Wir würden…« Sie
unterbrach sich. Izeban glaubte sehen zu können, wie ihr das Blut
aus dem Antlitz wich. »Ihr… Ihr meint…?«
Er nickte bitter. »Sie haben ein Mutterschiff, Shaba. Ein riesiges. Es umkreist unsere Welt.«
Alina stand auf. »Woher wisst ihr das?«
»Von Munuel. Am letzten Tag, als er uns wegschickte, erwähnte
er etwas davon. Er sagte, Leandra sei dort gewesen – dieser Rasnor hat sie mitgenommen. Es muss gigantisch sein. Wirklich gigantisch. So groß wie ein Berg.« Mit beiden Arme versuchte er es
zu umschreiben. »Wisst Ihr, was das bedeutet?«
Natürlich wusste Alina das.
Die Drakken hatten außerhalb der Höhlenwelt eine Reserve.
Vermutlich sogar eine so starke, dass sie die Streitkräfte, die sich
derzeit in der Höhlenwelt befanden, leicht aufwog. Jeder General,
der über ein solches Schiff verfügte, würde so handeln. Sie fühlte
sich plötzlich sehr schwach.
»Ich bin so dumm!«, rief sie verzweifelt aus und begann, im
Raum auf und ab zu laufen. »Dass ich nie an so etwas gedacht
habe!« Sie hob die Arme in die Luft. »Es ist doch völlig klar, dass
sie nicht mit all diesen kleinen Booten gekommen sind!« Sie
blickte Hilfe suchend zu Izeban.
Er zuckte verlegen mit den Schultern. »Nun ja, Shaba, ich würde mich an Eurer Stelle nicht so sehr tadeln. Nicht einmal ich kam
auf diese Idee, bis Munuel es mir erzählte. Was weiß unsereiner
schon vom… Weltall Wie groß ist es? Wie viel davon kann man
mit kleinen Schiffen durchqueren und wie viel nicht?«
Alina stieß einen klagenden Laut aus, ließ sich wieder in ihren
Stuhl sinken und starrte betroffen zum Fenster hinaus. »Was tun
wir jetzt? Wenn wir die Drachen losschlagen lassen, gewinnen wir
vielleicht die erste Schlacht – aber was ist danach? Die Drakken
werden gewarnt sein und mit einer stärkeren Streitmacht wiederkehren.«
»Ja«, sagte Izeban. »Und sie werden sich mit Sicherheit als Erstes auf die Drachen stürzen! Sie werden versuchen, sie zu vernichten. Wie auch immer das endet, es wird ein furchtbares Blutbad geben.«
Alina schwieg lange und starrte ins Leere.
Schließlich sah sie Izeban an und fragte: »Und Marko wollte mir
das nicht sagen?«
»Doch, natürlich. Aber nicht gleich. Er sagte, er wolle sich etwas
überlegen. Etwas, womit wir dieses Mutterschiff vernichten können. Er meinte, man dürfe nicht die gute Stimmung…«
Alina stand wieder auf. »Das Mutterschiff… vernichten?«
Izeban lächelte verlegen. »Ich weiß, eine völlig verrückte Idee.
Aber so ist er nun mal. Er denkt…«
»Schafft ihn mir her!«, rief sie. »Auf der Stelle!«
*
Leandra hatte Tage gebraucht, um sich halbwegs an den Gedanken zu gewöhnen, dass Sardin nun ständig bei ihr war. Das
Gefühl, besessen zu sein, drohte ihr den Schädel zu sprengen.
Sardin hatte zwar – so behauptete er jedenfalls – nicht Besitz von
ihr ergriffen, so wie er es einst mit Limlora getan hatte, aber er
war trotzdem da.
Sie wusste nicht, an wie vielen ihrer Gemütsregungen er teilnahm. Ob er ihre Launen, ihre
Weitere Kostenlose Bücher