Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
ihnen heran. Verwundert ließ Alina Mukko herunter –
und er lief nicht fort. Neugierig beschnupperte er den riesigen
Drachen. Majana stupste ihn mit der Nase an und Mukko lief aufgeregt zwischen ihren Beinen umher. Es war überhaupt kein
Problem, den Hund mit auf den Drachenrücken zu nehmen.
Bei den anderen Hunden verhielt es sich ebenso. Keiner von ihnen hatte Angst vor einem Drachen, im Gegenteil, sie fühlten sich
zu ihnen hingezogen. Als später Roya einmal Tirao nach diesem
Wunder befragte, konnte der Drache ihr keine Antwort liefern. Er
sagte, er habe nie zuvor mit einem Hund Kontakt gehabt, aber er
fände sie niedlich. Roya fragte ihn belustigt, ob er für Menschen
das Gleiche empfände. Für sie schon, antwortete er. Nachdem sie
Hunde bei sich hatten, begann der gefährliche Teil ihres Vorhabens. Sie mussten einen Drakken fangen – besser sogar noch
mehrere davon.
Das übernahm Marko. Er stellte noch während der Tage, in denen nach Hunden gesucht wurde, eine Gruppe von mehreren jungen, kräftigen Männern zusammen, ergänzt um die Adeptin Laura, die darauf bestanden hatte, in einem Kampf ihren Mann stehen zu können. Roya sollte ebenfalls mittels ihrer magischen Fähigkeiten helfen. Während die Drachenflieger immer mehr Hunde
brachten und die Bevölkerung von Malangoor um weitere Personen wuchs, übten Markos Leute den Waffenkampf und arbeiteten
einen Plan aus, wie man einen einzelnen Drakken gefangen nehmen konnte. In Malangoor entstand in diesen Tagen die erste
Schmiede und ihre erste Aufgabe war die Herstellung undurchdringlicher Gitterstäbe für ein Drakkengefängnis. Es gab unter
den Leuten mehrere, die sich mit der Kunst des Handwerks auskannten, und andere, die Mauern ziehen oder Balkenwerk errichten konnten.
Roya war sehr stolz auf das, was sie zuwege brachten, und eines Abends, als sie und Alina auf dem Balkon des Windhauses
saßen und hinaus in die wilde Bergwelt des Ramakorums sahen,
sagte Alina zu ihr: »Du solltest eigentlich hier die Shaba sein. Es
ist unglaublich, was du alles aufgebaut hast!«
Roya lachte und sah sie kopfschüttelnd an. »Nun hör aber mal
auf. Sie tun es wegen dir! Du bist eine echte Shaba, ich bin nur
eine, die ein paar Leute gefunden und sie angespornt hat, sich
selbst zu helfen. Aber du bist es, die sie wirklich bewundern!«
»Ich?«
»Aber ja! Über deine Reise von Savalgor bis hierher, mitten
durch ein von Drakken besetztes Land – davon wird man noch in
hundert Jahren reden!«
»Das, was du getan hast, ist sicher nicht weniger bewundernswert«, meinte Alina.
Roya winkte ab und sah wieder hinaus auf die Berge. »Ich hatte
die Hilfe der Drachen und meine Magie. Du hattest gar nichts. Nur
deinen Mut. Ich bewundere dich wirklich, Alina. Du hast etwas
ganz Großartiges getan.«
Alina lächelte. »Danke«, sagte sie leise. »Du machst mir Mut.
Morgen ist ein wichtiger Tag. Glaubst du, ihr schafft es?«
Roya holte tief Luft und ließ sich auf ihrem Korbstuhl zurücksinken. »Marko ist zwar ein bisschen großmäulig, aber er plant gut
Ich glaube, er hat wirklich an alles gedacht. Aber wir werden
vermutlich zwei oder drei Tage fort sein.«
»Warum so lange?«
»Wir wollen den ersten Drakken, den wir fangen, erst mal irgendwo festsetzen. Wir wissen nicht, ob er vielleicht irgendeine
Möglichkeit hat, Hilfe zu rufen. Eine, die wir ihm nicht ansehen
können. Vielleicht hat er irgendwas in seinem Panzer oder… in
seinem Kopf. Wenn wir ihn gleich hierher bringen und er dann
einen Hilferuf absetzt, ist Malangoor verraten. Das wäre das
Schlimmste, was uns passieren könnte.«
Alina nickte. »Ja, du hast Recht. Ist das auch eine von Markos
Ideen?«
»Ja. Ich sagte ja schon – planen kann er gut.« Sie erhob sich.
»Ich gehe jetzt schlafen. Wir fliegen morgen weit und ich will
ausgeruht sein. Gute Nacht.« Sie küsste Alina auf die Wange und
ging. Alina ließ sich zurücksinken und starrte in die beginnende
Nacht hinaus. Roya wollte heute Nacht allein sein, das hatte sie
ihr gerade signalisiert. Sie hatten viele Nächte miteinander verbracht, einfach nur, weil sie sich sehr mochten. Aber Roya begann langsam, sich Marko zuzuwenden, obwohl sie sich über ihn
beklagte, wann sie nur konnte. Er wäre ein überheblicher, eingebildeter Klotz, wetterte sie, und nicht selten fluchte sie über ihn.
Aber Marko war in letzter Zeit dazu übergegangen, sehr nett zu
ihr zu sein und ihre Wutausbrüche duldsam zu ertragen. Und
Roya reagierte darauf. Sie
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