Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Flucht blieb. Und es würde Marko sehr glücklich machen, hatte er
bei ihrer letzten Besprechung gesagt, wenn keiner von ihnen auch
nur einen Kratzer abbekam. Besonders Roya nicht. Das Drakkenschiff heulte wie ein Orkan, als es in fünfzig Schritt Entfernung
niederging. Das Land war flach bis hinab in eine steppenartige
Ebene, in der mehrere krumme Stützpfeiler aufragten. Roya warf
einen angstvollen Blick aus den Augenwinkeln zu den Felsen und
Büschen, hinter denen sich ihre Freunde versteckt hielten. Aber
als sie sich wieder umblickte und sah, wer aus dem Drakkenschiff
ausstieg, fluchte sie. Man konnte eben doch nicht alles vorausplanen!
Es waren zwei Mönche der Bruderschaft in langen Kutten und
zwei bewaffnete Drakken.
Verdammt!
Sie hatten überhaupt nicht daran gedacht, dass Bruderschaftler
in solch einem Drakkenschiff sitzen könnten – dabei erinnerte sie
sich daran, dass Alina einmal davon gesprochen hatte! Sie stöhnte innerlich.
Es war eine Sache, auf Drakken loszugehen, aber eine ganz andere, Menschen zu töten. Und das Schlimmste war, dass diese
beiden auch noch Magier sein mussten. Da gab es kein Vertun –
wenn sie die beiden angriffen, mussten sie es gründlich tun.
Bruderschaftlern war nicht zu trauen, und weil sie Magier waren, würden sie die Männer töten müssen.
»He!«, bellte ihr der eine entgegen. »Was tust du hier? Du hast
kein Halsband um!« Er hatte eine dieser durchsichtigen Tafeln in
der Hand.
Roya blieb unten. Sie war völlig verunsichert. Die beiden Drakken gingen links und rechts hinter den Mönchen. Wen sollte sie
nun packen, sodass es für ihre Freunde unmissverständlich war?
Die vier kamen näher und sie kniete noch immer am Bach. Sie
wusste, dass sie das Zeichen geben und aufstehen musste. Ihr
Puls raste. Sie bemühte sich verzweifelt, nicht nach ihren Freunden zu sehen.
Doch dann wurde ihr die Entscheidung abgenommen.
Um sie herum brach plötzlich die Hölle los.
Die beiden Bruderschaftler waren mit einem Mal stehen geblieben und sahen sich an. Da wusste Roya, dass Laura ein Aurikel
geöffnet hatte, denn sie selbst hatte noch gar nicht daran gedacht. Die beiden mussten es gespürt haben – aber sie mussten
denken, dass es von ihr stammte! Sie sah nur, wie die Hand des
einen Mannes nach vorn schoss. Vor ihm entstand eine flimmernde Wolke stygischer Energien, bereit, auf sie abgeschossen zu
werden. Roya schrie vor Schreck auf. Fast im selben Augenblick
ertönten mehrere klatschende Geräusche. Roya schnappte entsetzt nach Luft, als der andere Mönch, von vier oder fünf Pfeilen
zugleich getroffen, röchelnd in sich zusammensank. Ein Pfeil hatte
sich tief in seine Schläfe gebohrt. Der andere Mönch zuckte entsetzt zusammen und sah nach seinem Bruder. Das gab Roya einen Atemzug lang Zeit. Sie hechtete in dem Moment nach links
davon, als der Mann wieder zu ihr blickte und mit wutverzerrtem
Gesicht seine Magie auf sie abschoss. Noch während sie nach
links kugelte, spürte sie einen schmerzhaften Streich auf ihren
nackten Beinen, wie der Hieb mit einer großen Dornenrute. Sie
schrie vor Schmerz auf, landete gleich darauf im Nassen und
stieß sich den Kopf. Eine Drakkenwaffe wummerte los, im Hintergrund jaulte das Patrouillenboot auf.
Nein, dachte sie verzweifelt, es darf nicht entkommen!
Als Nächstes wurde Geschrei hörbar – Kampfgeschrei ihrer Gefährten; eine Stimme davon verwandelte sich in diesem Augenblick in einen Schmerzensschrei. Sie versuchte, die Orientierung
zurückzugewinnen, rollte sich herum. Ein lauter, trockener Schlag
ertönte und irgendein großes Etwas schlug an der Stelle auf, an
der sie eben noch gelegen hatte. Sie blickte entsetzt zur Seite
und sah einen riesigen, abgerissenen Metallfetzen, der neben ihr
im Ufersand steckte. Er hätte sie leicht in zwei Teile schneiden
können. Noch während sie mit dem Schock kämpfte, strebte der
Kampf um sie herum einem Höhepunkt entgegen. Es wurde brüllend laut, als die Drakkenwaffen in voller Stärke losdröhnten.
Wieder krachte es ohrenbetäubend. Eine Wolke beißenden, metallischen Gestanks wehte über sie hinweg. Sie sah einen Drakken
an sich vorüberrennen, dann schlug etwas neben ihr ins Wasser.
Mit vor Entsetzen geweiteten Augen erkannte sie den anderen
Bruderschaftler – sein Kopf war völlig verkohlt. Wieder schrie sie
auf. Voller Entsetzen versuchte sie davonzukriechen – sie konnte
tun, was sie wollte, sie gewann einfach keine Orientierung. Als sie
sich endlich in die Höhe
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