Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
deutlich zu sehen, dass seine schuppige Haut trockener
wurde. Womöglich konnte man ihn töten, indem man ihn für einen oder zwei Tage seines Panzers beraubte – aber das Geheimnis des Hundegebells wollte sich ihnen auf diese Weise nicht offenbaren.
»Immerhin wissen wir jetzt, dass das mit dem Wetter stimmt«,
sagte Izeban am Abend. »Sie brauchen die Wärme, die Feuchtigkeit und den Druck, sonst geht es ihnen schlechter. Aber ich
fürchte, aus dieser Erkenntnis heraus können wir keine wirkungsvolle Waffe gegen ihr Mutterschiff konstruieren.« Er erhob sich.
»Ich bin müde. Ich gehe jetzt erst einmal schlafen. Oft sieht so
ein Problem am nächsten Morgen besser aus.« Diesmal behielt
Izeban Recht.
Am nächsten Morgen war er schon früh wach und arbeitete an
den Listen und Aufzeichnungen seiner Versuche. Gegen Mittag
gellte ein Schrei durch den Stützpunkt.
»Ich hab’s!«, rief er, als er den Hauptgang heraufgelaufen kam.
»Ich habe es herausgefunden!«
Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile.
Wenige Minuten später waren Marko, Roya und Alina bei ihm.
»Einer ist tot!«, berichtete er aufgeregt.
»Nachdem er von einem Hund angebellt wurde!«
»Aber… dann ist es doch das Gebell!«, rief Marko.
»Nein! Nicht das Gebell. Es ist… der Speichel!«
Sie blickten einander verwirrt an.
»Die Hunde gehen nie sehr nah an die Drakken heran!«, erklärte Izeban. »Sie haben Angst, sie sträuben sich. Aber wenn man
sie heranzwingt, dann bellen sie umso heftiger. Dabei fliegen die
Speicheltröpfchen nur so durch die Luft! Ich habe es mehrfach
probiert – und bei einem der Hunde hat es sofort funktioniert!
Der Drakken drehte nach Sekunden durch, versuchte, sich seinen
Panzer vom Leib zu reißen, und starb!« Izebans Stimme hatte
sich bei seinen letzten Worten vor Aufregung beinahe überschlagen.
»Nur… bei einem der Hunde?«
Izeban ließ die Schultern sinken. »Leider ja! Nur bei einem.«
Gleich darauf begannen seine Augen wieder zu leuchten. »Aber
gebt mir noch ein wenig Zeit, dann komme ich dahinter!« Schon
drehte er sich auf dem Absatz um und eilte wieder davon.
*
Leandras unverhoffte Idee einer Flucht löste ziemliche Verwirrung unter ihren Freunden aus.
Niemand hatte damit gerechnet, dass so etwas jetzt noch infrage kam, und schon gar nicht, dass sie einen Weg finden könnten,
es zu schaffen. Immerhin waren sie zehn Personen; neben Leandra, Victor, Cathryn und Marie befanden sich noch Jacko, Hellami,
Munuel, der Primas, Quendras und Hilda in Rasnors Gewalt. Sie
konnten einfach niemanden zurücklassen. Victor, der für eine
vorsichtige Verbreitung dieser Nachricht unter den Freunden gesorgt hatte, kam mit der Nachricht zu Leandra zurück, dass man
es für unmöglich hielt. Und sie hatten Recht. Sie waren an ganz
unterschiedlichen Stellen im Palast untergebracht und sahen sich
kaum. Selbst wenn Einzelne von ihnen zusammenkamen, waren
es niemals alle, und stets standen sie dabei unter Aufsicht. Die
Idee, sich allesamt unbeobachtet an einem Ort einfinden zu können, um dann gemeinsam zu fliehen, war geradezu aberwitzig.
Doch genau diese Unmöglichkeit war Leandras Ansatzpunkt. Niemand würde damit rechnen, dass sie es auch nur versuchten. Sie
schrieb einen geheimen Brief und beauftragte Victor, ihn unter
den Freunden kursieren zu lassen – natürlich unter allerhöchster
Vorsicht. Der Brief berichtete davon, dass Roya und Alma sich
gefunden hätten und etwas planten und dass sie alle nun Ideen
sammeln sollten, wie ihnen vielleicht eine gemeinsame Flucht von
hier glücken könnte. Sie appellierte an ihre Freunde, nicht aufzugeben, sondern einen neuen Anlauf zu versuchen.
Der Brief brachte den von Leandra erhofften Erfolg viel schneller, als sie gedacht hatte. Schon vier Tage später erhielt sie ihn
zurück, von jedem einzelnen ihrer Gefährten persönlich unterschrieben. Sogar Cathryn, die sich ständig bei Leandra aufhielt,
bestand darauf, ihren Namen darunter kritzeln zu dürfen. Bald
traf eine Nachricht von Quendras ein, in der er vorschlug, es doch
einmal zu versuchen: sich über das Trivocum zu verständigen.
Dieses Mal hätte Leandra seiner Idee sogar nachgegeben, allein
aus Neugierde gegenüber dem, was die Drakken von ihnen wollten: die Magie der Höhlenwelt, um ihre Nachrichten ohne Zeitverlust übermitteln zu können. Aber zugleich kam damit auch das
Hauptproblem auf: Sie hatten keine Mittel, diese Idee umzusetzen. Die Bruderschaft mochte in der Rohen Magie Möglichkeiten
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