Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
ungeduldig. »Kriegen wir so ein Fahrzeug?«
Seine Blicke waren nicht sehr erfreut. Leandra ärgerte sich über
sich selbst. Die Anspannung und der mangelnde Schlaf der letzten Tage forderten ihren Tribut. »Na schön«, meinte er und
wandte sich zu einem Drakkensoldaten, der in der Nähe der
Rampe stand. Er wechselte ein paar Worte mit ihm und kehrte zu
ihnen zurück. Eine knappe Minute später kam eines der Fahrzeuge angeschwebt.
Es handelte sich um eine sehr flache Plattform, etwa acht
Schritt lang und vier breit. Sie besaß hinten einen kastenförmigen
Aufbau, unter dem irgendein Gerät summte. Vorn befanden sich
die Haltestangen und einige Sitze; das ganze Ding schwebte frei
etwa zwei Handbreit über dem Boden.
Auf einem Pilotensitz saß ein schmächtiger Drakken in einer
dünnen schwarzen Weste. Leandra seufzte dankbar, als das Gerät
direkt vor ihnen anhielt.
Mit einer Handbewegung verscheuchte Rasnor den Drakken und
schickte sich an, selber vorn Platz zu nehmen.
Schwerfällig erklomm Leandra das Fahrzeug.
Es schaukelte ziemlich, bis sie oben war, und hing dann grotesk
schräg da – doch dann schwoll das Summen unter dem Kasten an
und die Plattform balancierte sich wieder aus. Roya und Azrani
folgten, zuletzt kam Marina. Rasnor verfolgte ihr Tun mit verwirrten Blicken.
»Nun müsst ihr mir aber wirklich mal sagen, was los ist!«, forderte er ärgerlich. »Ihr bewegt euch wie Großmütter!«
»Die Hitze!«, keuchte Roya und Azrani und Marina nickten beipflichtend.
Leandra wurde klar, dass sie aufs Ganze gehen mussten. Auch
wenn es eine peinliche, dumme und gefährliche Situation werden
würde. Sie vertraute darauf, Rasnors Gelüste für ihre Zwecke
einspannen zu können. »Hör mal, Rasnor…«
Er starrte sie mit krauser Stirn und Ärger im Gesicht an. »Was
denn?«
»Die Hitze hat mir beim letzten Mal schon so zu schaffen gemacht. Erinnerst du dich?«
Er brummte nur und zuckte mit den Achseln.
»Warum verbinden wir nicht das Nützliche mit dem Angenehmen? Wir könnten uns erst mal daran gewöhnen und danach weitermachen – mit unserer Rundfahrt!«
»Daran gewöhnen? Wie meinst du das?«
»Da war doch so eine Halle mit einer riesigen Maschine, wo
dichter Nebel herrschte.«
»Ja! Aber da ist es doch noch heißer und feuchter!«
Leandra setzte ein Lächeln auf. »Eben drum. Da könnten wir
uns dran gewöhnen, verstehst du? Ich meine… mal diese engen
Kleider loswerden…«
Er verengte die Augen zu Schlitzen. »Leandra!«, sagte er vorwurfsvoll. »Willst du mich verkohlen?«
»Wieso?«
»Du willst mir doch nicht weismachen, dass du dich da vor mir
ausziehen willst!«
Sie schnaufte. »Ich will bloß diese Sachen loswerden. Es zwickt
und kneift und ist zu eng… alles andere ist mir egal.«
»Ja, dafür würde ich auch was geben«, seufzte Azrani. »Wir haben einfach die falschen Kleider für so einen Tag angezogen.« Sie
lächelte ihn schief an. »Dumme Sache.«
Rasnor wirkte äußerst misstrauisch, doch da tat Roya genau das
Richtige – das Einzige, was wirklich half. »Ich ziehe mich vor ihm
nicht aus!«, maulte sie und deutete auf Rasnor. »Da schwitz ich
mich lieber tot!«
Noch während sie das sagte, fiel die ganze Angst von Leandra
ab. Victor hatte ihr oft genug beschrieben, zu welch genialen Einfällen Roya imstande war. Noch bevor Rasnor etwas erwidern
konnte, wusste sie, dass ihre Freundin wieder mal den Nagel auf
den Kopf getroffen hatte. Und es funktionierte. Rasnor schien
plötzlich zu fürchten, er könnte die Chance seines Lebens verpassen. Er wandte sich abrupt in seinem Sitz um und drehte an einem Griff, der sich an der Haltestange vor ihm befand. »Also
dann, auf zu einem Schwitzbad!«, rief er betont lässig. »Damit es
den Damen besser geht!« Das Fahrzeug ruckte an und Rasnor
steuerte es den breiten Korridor hinab. Sie warfen sich erleichterte Blicke zu. Für eine Weile schwebten sie den langen Gang ins
Schiffsinnere hinein. Als sie auf die erste T-Gabelung stießen,
hielt Rasnor an und orientierte sich an einem in der Luft schwebenden, leuchtenden Bild, das sich langsam um die eigene Achse
drehte. »Aha!«, machte er laut und steuerte das Fahrzeug nach
links. Er warf ihnen dabei kurz ein Lächeln über die Schulter zu;
Marina reagierte schnell und lächelte zurück. Es war in der Tat
feucht und sehr warm, Leandra spürte bereits Schweißperlen am
Hals und auf der Stirn. Aber da spielte sicher auch ihre Aufregung
mit. In wenigen Minuten würde es so weit sein. Dann würde hier
ein Inferno
Weitere Kostenlose Bücher