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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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allgemeines Gelächter aus, aber Leandra
stimmte selbst nicht mit ein. Manchmal wurde es ihr einfach zuviel, was ihr das Schicksal so alles zuspielte. Und das ärgste Erlebnis von allen stand ihnen erst noch bevor. Morgen schon würden sie das Mutterschiff der Drakken besuchen und dann schlug
die große Stunde.
»Los jetzt!«, sagte sie, wandte sich um und griff nach den Kleidern, an denen sie zwei Nächte lang genäht hatten. Sie reichte
sie an die drei anderen weiter. Heute musste noch eine Probe
stattfinden.
39
Tödliche Fracht
    Leandra war völlig durcheinander. Sie hatte in der Nacht kaum
schlafen können, hatte sich vor lauter Unruhe hin und her gewälzt, war ungezählte Male aufgestanden und hatte sich wieder
hingelegt. Die Probe war erfolgreich verlaufen, niemand schien
einen Verdacht zu hegen, all ihre Freunde waren informiert. Und
auch das Wichtigste war geglückt: Eine Nachricht nach Malangoor
war unterwegs. Alles hatte geklappt. Trotzdem fühlte sie sich wie
vor dem Gang zum Richtblock.
    »Wenn alles so klappt, wie wir es vorhaben, werden wir ein
ganzes Volk vernichten!«, hatte sie Roya in der Nacht zugeflüstert. Marina und Azrani schliefen im zweiten Schlafzimmer der
Shabagemacher, aber Roya war bei ihr geblieben.
Das Bett war riesig; sogar Cathryn schlief noch darin, ganz drüben, auf der anderen Seite.
    »Es ehrt dich, dass du selbst bei den Drakken Skrupel hast«,
erwiderte Roya leise. »Aber du hast nicht gesehen, was sie mit
den Dörfern gemacht haben. Einige sind völlig niedergebrannt.
Alina erzählte, dass niemand mehr auf dem Land lebt. Sie haben
die Bauern in die Dörfer verschleppt oder manchmal einfach umgebracht. Weißt du, wie viele Höfe es auf dem Land gibt? Allein
um Minoor herum sind es Dutzende!«
»Und da ist niemand mehr?«
    Roya schüttelte den Kopf. »Keine Seele. In jedem einzelnen
Dorf haben sie bei ihrer Ankunft mit einer Feuerwalze ein paar
Häuser niedergebrannt, um die Leute einzuschüchtern. In jedem!«
    Leandra erschauerte. Es war das erste Mal, dass sie Einzelheiten
erfuhr. »Wirklich?«
»Meiner Schätzung nach haben sie bereits ein Zehntel unseres
Volkes ausgelöscht. Ich habe das Land und die Dörfer gesehen,
Leandra. Ich bin wochenlang mit Tirao darüber hinweggeflogen.
Sie verschleppen unsere Magier, versklaven jeden, der arbeiten
kann, und wenn das auch noch zutrifft, was du über diese Staubwolken gesagt hast, dann…«
Sie nickte bitter, »Es trifft zu!«
Sie spürte Royas Hand auf der ihren. »Dann solltest du alle Bedenken fallen lassen. Die Drachen können den Kampf nur gewinnen, wenn wir dieses Mutterschiff vernichten. Das sind wir ihnen
schuldig. Außerdem… hier in der Höhlenwelt werden uns sicher
noch ein paar Drakken bleiben.« Leandra war dankbar, dass Roya
nicht gesagt hatte: »… werden ihnen noch ein paar Drakken bleiben.« Das bedeutete, dass sie wenigstens noch eine winzig kleine
Aussicht besaßen, heil zurückzukommen. Auch wenn sie es
schafften, das Drakkenschiff zu vernichten, waren ihre Chancen,
selbst dabei zu sterben, geradezu gigantisch. Aber sie hatten sich
darauf geeinigt. Alina hatte es gewagt und sie würden es auch
tun.
*
    »Seit wann lauft ihr denn in Ballkleidern herum?«, fragte Rasnor
verwundert und deutete auf die vier, die sich abreisebereit vor
ihm aufgereiht hatten. Jede von ihnen hatte ein langes, bauschiges Kleid angezogen, dessen Saum bis zum Boden reichte. Roya
trug ein dunkelgrünes von jugendlichem Schnitt, Azrani ein rosafarbenes mit Puffärmeln, Marina ein rotes, das jeder Ballnacht
angemessen wäre, und Leandra selbst ein dunkelgelbes von edler
Machart. Zu jedem der Kleider zählte noch eine kleine Weste – sie
sahen aus wie eine hochfeine Damengesellschaft auf dem Weg
zur Promenade.
    Leandras Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt; sie wusste, dass es ihren Freundinnen nicht besser ging, und betete, dass
Rasnor nichts merkte. »Gefällt es dir nicht?«, fragte Marina und
drehte sich einmal im Kreis. »Die Kleiderkammern der Shaba sind
voll davon. Wir dachten…«
    »Doch, doch!«, sagte er grinsend und hob abwehrend die Hände. »Es sieht hübsch aus. Aber… nun, ehrlich gesagt, ich habe
Leandra noch nie in einem Rock gesehen. Und Roya auch nicht.«
Roya warf ihm einen trotzigen Blick zu. »Dachtest du vielleicht«,
erwiderte sie schnippisch und öffnete ihre Weste, »wir hätten keinen Busen? Oder wären keine Frauen?« Er blickte natürlich genau
dort hin. Sie trug ein enges

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