Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Seite wand sich der Körper des Drachen,
verbrämt von allerlei angedeuteten Klauen, Hörnern und Flammenzungen. Über die Seite bis hin zum rechten Teil ihres Rückens
erstreckte sich die andere Drachenschwinge, ebenfalls von reichen Verzierungen umgeben. Unterhalb Azranis Nabel endete der
Drachenkörper und lief in einen verwundenen Schweif aus, der
ihre ganze rechte Hüfte einnahm und zwischen den Beinen verschwand. Sie trug keine Schambehaarung, bei Marina war es
ebenso. Der kleine Schlitz ihres Geschlechts lag wie ein zartes
Versprechen mitten im verschwindenden Ende des Drachenschweifes. Leandras Herz pochte. Das darf kein Mann sehen,
dachte sie. Sie hatte Azrani immer für ein sehr hübsches Mädchen
gehalten und hatte es ihr damals, in Guldors Gefangenschaft,
schon gesagt, als sie noch voller Selbstzweifel gewesen war. Jetzt
aber, mit diesem geheimnisvollen Bild auf dem Körper, sah sie
einfach atemberaubend aus. Und Marina war sogar noch schöner.
Bei ihr war es eine ganze Drachensippe, die sich auf ihrer linken
Körperseite tummelte. Unterhalb des Halses öffnete ein ärgerlicher kleiner Drache fauchend seinen Rachen, über ihre linke Brust
züngelten gelbe und rote Flammen, die sich bis fast zur rechten
Brust hinüberzogen. Ihre Scham war von einer Drachenschwinge
bedeckt, die sich wie zum Schutz über sie legte. Wie auch bei
Azrani war das Bild trotz seines Farbenreichtums insgesamt blass
und den Hauttönen angepasst, sodass es Marinas Körperformen
nicht störte. Im Gegenteil, es unterstrich sie noch. Sie hatte volle,
runde Brüste, schmale Hüften und einen verlockend geformten
Schoß. All dies kam durch die Bilder nur noch schöner zur Geltung. Wer auch immer das erschaffen hatte, musste übermenschliche Kunstfertigkeit besitzen, und er hatte offenbar im Sinn
gehabt, Schönes noch schöner zu machen. Nein, das war ganz
sicher keine Krankheit. »Wo habt ihr das her?«, fragte sie fassungslos. »Wer hat euch das gemacht?«
Sie schüttelten beide die Köpfe. »Niemand«, sagte Azrani. »Es
ist von selbst entstanden. Es begann vor über einem halben Jahr.
Meines war vor etwa zwei Monaten vollständig. Marinas’ erst vor
einem Monat.« Sie deutete auf Leandras Bauch. »Du wirst es
wohl auch kriegen.«
Leandra blickte kopfschüttelnd an sich herab. »Aber woher
kommt das? Von so etwas habe ich noch nie gehört!«
Roya stieß ein gequältes Seufzen aus und stellte sich vor den
Spiegel. »Verdammt – ich will das auch!«, jammerte sie.
Leandra holte tief Luft. Ohne Zweifel – es sah wundervoll aus,
aber sie wusste nicht, ob sie es wirklich haben wollte. Doch sie
würde wahrscheinlich gar nichts mehr dagegen tun können. Sie
stellte sich neben Roya, die sich mit bitter enttäuschtem Gesicht
auszuziehen begann und noch näher an den Spiegel herantrat.
Auf ihrer Haut war nicht das Geringste zu sehen. Auf Leandras
hingegen schon. Sardin hatte gesagt, er sähe ein Muster. Sie studierte die feinen, erst schwach angedeuteten Linien und nickte
vorahnungsvoll. Ja. Das auf ihrer rechten Hüfte könnte ein Drachenkopf werden, ein weiterer, oder eine Schwinge, entstand
oberhalb ihrer rechten Brust. Mehr war noch nicht zu erkennen.
Sie tastete nach ihrer Scham und sah an sich herab. Hatte sie
früher mehr Haare besessen? Sie wandte sich um und fragte Azrani mit einem Blick auf den Unterleib, ob sie das selbst gewesen
wäre. Sie und auch Marina schüttelten den Kopf. Leandra wandte
sich wieder um und stöhnte leise. Nein, entstellt werde ich sicher
nicht sein, dachte sie. Aber ich hätte mich gern selbst dazu entschieden. Sie sah zu Roya, die sich jetzt ganz entkleidet hatte
und mit enttäuschter Miene fast ihre Nase am Spiegel plattdrückte. »Vielleicht bekommst du es ja noch«, meinte sie verdrossen.
Roya setzte ein ärgerliches Gesicht auf. »Wenn nicht, werde ich
den finden, der dafür verantwortlich ist! Da kannst du sicher sein.
Ich will das auch!«
Leandra musste über ihre kindliche Unbekümmertheit lächeln.
Das war der ganz besondere Zauber Royas. Es klopfte an der Tür.
»Leandra?«, hörten sie Cathryns Stimme. »Seid ihr fertig?«
»Es dauert noch eine Weile!«, rief Roya hinaus. »Pass nur auf,
dass Rasnor nicht kommt!« Leandra blickte in die Runde. Sie
standen zu viert da, splitternackt, und boten in hundert Meilen
Umkreis den wohl schweißtreibendsten Anblick für jeden Mann.
»Wir sollten ihn reinlassen«, sagte sie. »Dann kippt er um und wir
sind ihn los.« Das löste
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