Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
wäre mit uns geflohen.«
Izeban wandte sich an den alten Magier. »Und dieser Munuel…
das seid Ihr?«
»Ganz recht!«
»Aha«, sagte Izeban.
7
Hochzeitsvorbereitungen
Er sollte wenigstens einmal mit ihr reden!«, flüsterte Jacko.
»Er will einfach nicht«, erwiderte Hellami schulterzuckend.
»Was soll man da schon machen?« Victor saß dumpf brütend am
anderen Ende des Raumes. Das nicht enden wollende Getuschel
ging ihm gehörig auf die Nerven. Es waren nicht nur Jacko und
Hellami, die sich ständig etwas zuflüsterten; auch Hochmeister
Jockum war anwesend, dazu irgendein alter Magierfreund von
ihm, der sich plötzlich veranlasst gefühlt hatte, hier anwesend zu
sein, und es waren auch noch Yo, Hamas und ein Dutzend anderer Leute da. Die einzige Person, die er gern bei sich gehabt hätte, wäre Leandra gewesen, aber die hatte er seit dem vergangenen Abend nicht mehr gesehen. Sie war bei Alina, mit dem Rest
der sorgenvollen Abordnung: Meister Fujima, Caan, Quendras,
der eigentlich über seinen Büchern und dem Pakt brüten sollte,
sowie Azrani, Marina und wer weiß noch alles. Zweifellos stellten
sie das Gleiche mit Alina an, und Victor empfand auf spöttische
Weise sogar Mitgefühl mit der Ärmsten. Es war Vormittag, und
zur Mittagsstunde stand das auf der Tagesordnung, was ihm mittlerweile wie ein Gang zum Richtblock vorkam: die Hochzeitszeremonie. Er kannte seine Braut so gut wie überhaupt nicht. Sie hatten miteinander ein Kind gezeugt – zugegebenermaßen einen
süßen kleinen Jungen, aber das war alles, was sie verband. Als
sie versucht hatte, Kontakt mit ihm aufzunehmen, gestern Morgen, kurz nach dem Kampf gegen diesen Irren, hatte er sie zurückgewiesen. Während sie dort zu dritt am Boden gesessen hatten, hatte er nur ein bisschen mit seinem Sohn gespielt und ihre
zaghaften Versuche, mit ihm zu reden, gar nicht beachtet. Inzwischen tat es ihm Leid. So unangenehm war sie gar nicht, nein –
er war es eigentlich, der diesen Makel trug. Er hatte sich wie ein
Ekel verhalten und danach trotzdem in die Heirat eingewilligt.
Dieser Irrwitz war es, der ihn nun durcheinander brachte und ihm
inzwischen wie ein Stück faules Fleisch im Leib steckte. Erst hatte
er ihr und dem Kind das Leben gerettet, dann wollte er nichts
mehr von ihnen wissen. Er empfand sie keinesfalls als unangenehme Gesellschaft, aber irgendein hässliches Gefühl flüsterte
ihm ein, dass er sie hassen sollte, furchtbar hassen, und dass das
Kind ein Bastard wäre. Was war das nur für eine Stimme? Die
Stimme des Teils in ihm, der Leandra liebte und der diese Liebe
nicht opfern wollte? Eine seltsame Stimme für etwas, das eigentlich gutartig sein sollte: die Liebe.
Aus irgendeinem Grund wünschte er sich jetzt, er brächte den
Mut auf, Alina in die Augen zu sehen, denn sein Verstand sagte
ihm, dass sie nichts als eine vom Schicksal geprügelte junge Frau
mit guten Absichten war. Aber alles, was er bisher getan hatte,
versperrte ihm den Weg zu ihr. Seit gestern weigerte er sich, sie
zu sehen, obwohl er vor dem Hierokratischen Rat ja gesagt hatte.
Aus reinem Trotz gegen diesen Ötzli und seine Bande von aufgeblasenen Ratsherren.
Ja, in jenem Augenblick hatte sie ihm imponiert, als sie ihm so
unbewegt und kühl vorgemacht hatte, wie es ging – wie man seinem Feind eine Ohrfeige verpasste und trotz aller Peinlichkeit
einer Situation die Würde behielt. Er hatte ihr nicht nachstehen
wollen, indem er sich blöd und geistlos davonstahl. Aber inzwischen bereute er es. Oder nicht?
Es war ein furchtbarer Zwiespalt, in dem er steckte. Er stieß ein
gequältes Seufzen, aus.
Prompt wandten sich ihm ein Dutzend Gesichter zu, offenbar in
der Hoffnung, seine Laune hätte sich irgendwie geändert und sein
Inneres wäre in plötzlicher Liebe zu Alina entflammt. Er konnte
nicht anders, als ihnen mit einem spöttischen Auflachen und verächtlichen Blicken zu antworten.
Mit plötzlich aufschäumender Wut fuhr er hoch.
»Ich gehe!«, rief er. »Und wenn ihr mich wieder verfolgt, dann
werde ich gefährlich, habt ihr das verstanden?«
»Aber Victor…!«, rief Hochmeister Jockum.
Er mochte den alten Herrn, aber an diesem Morgen fand er seine väterlich-fürsorgliche Art unerträglich. Abwehrend hob er eine
Hand und warf dem Primas warnende Blicke zu. Der alte Herr
verstummte.
Jacko trat drohend auf ihn zu. »Du bleibst hier!«, sagte er
scharf.
Victor verspürte eine viel zu brennende Wut und Verzweiflung in
sich, als dass ihm ein Jacko, auch wenn
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