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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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auf dem Felsen, der Richtung Westen ins Meer ragte, und trotzten den Naturgewalten.
    Draußen im Meer brachen sich brausende Wellen an einem schmalen Felspfeiler, der seltsam allein aus dem Wasser in den grauen Himmel aufragte. An diesem Ort hatten die Naturgewalten einen enormen Hohlraum in der Höhlenwelt erschaffen – in allen Richtungen waren mindestens zwanzig Meilen Platz, bis sich die nächsten Pfeiler zum Himmel erhoben. Heute, bei diesem Wetter, war der Felsenhimmel jedoch nicht zu sehen.
    Victor wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und warf einen Blick zu Jacko, der neben ihm kauerte. Seit Sonnenaufgang hockten sie hier im Nieselregen hinter ein paar Felsen und beobachteten die alte Festung am Meer. Nicht, dass es jetzt wesentlich heller gewesen wäre.
    »Bist du sicher, dass sich dort Drakken aufhalten?«, fragte Victor leise. »Gewöhnlich wagt sich dort niemand hin. Die Festung soll voller hässlicher Dinge sein. So sagen jedenfalls die Legenden.«
    »Wäre doch eine fabelhafte Tarnung«, entgegnete Jacko. »Niemand traut sich, den alten Steinhaufen zu betreten, und man hat infolgedessen seine Ruhe…«
    Victor maß ihn zum wiederholten Male mit heimlichen Seitenblicken. Er machte sich Sorgen um seinen alten Kampfgefährten.
    Jacko wirkte verzagt und schwarzseherisch, und das lag an dem Kummer, den er mit dem Mädchen hatte, das er liebte: Hellami.
    Victor wusste, dass Jacko sie schon seit Wochen nicht gesehen hatte. Es gab keinen Streit zwischen ihnen, aber dennoch hatte sie sich zurückgezogen. Niemand konnte so recht sagen, was mit ihr war; Jacko, der sie liebte, litt furchtbar. Er hielt sich für schuldig, wusste aber nicht, was er sich vorzuwerfen hatte. Victor empfand tiefes Bedauern. Er fände es sehr schade, wenn die Liebe der beiden zerbräche, denn er mochte sie beide sehr.
    So gesehen hätte ihre Jagd nach den versprengten Drakken für Jacko eigentlich eine willkommene Ablenkung sein sollen. Seit ihrem großartigen Sieg über die Echsenwesen vor vier Monaten waren die Drakken keine richtigen Gegner mehr. Sie flohen kopflos, kaum dass sie einen entschlossenen Kämpfer zu Gesicht bekamen, und stellten sich bei ihrer Flucht auch noch geradezu tölpelhaft an. Unbeholfen, ja, angstvoll rannten sie in alle Richtungen davon, so als hätten sie keinen Anführer mehr. Echte Angriffe brachten sie kaum noch zustande.
    Für einen erfahrenen Krieger wie Jacko galt eine Drakkenjagd kaum noch als gefährlich – doch eben nur, wenn es der richtige Jacko war. Der Jacko jedoch, der in diesem Augenblick neben Victor kniete, war nur mehr ein Schatten seiner selbst. Victor fürchtete, dass er unkonzentriert oder unvorsichtig ans Werk gehen könnte, und das mochte ihn durchaus das Leben kosten, wenn es das Pech so wollte.
    Jacko hatte Victors Seitenblicke bemerkt. »Was ist?«, murrte er ärgerlich. »Kannst du nicht mal aufhören, mich ständig zu anzuglotzen? Ich komme schon klar.«
    Victor hütete sich, Jackos Kampfbefähigung offen in Zweifel zu ziehen. So etwas konnte sein Freund nicht im Mindesten vertragen. Trotzt seiner zweiundvierzig Lebensjahre war er noch immer der fähigste und gefährlichste Schwertkämpfer in ihren Reihen, und diesen Rang durfte ihm keiner streitig machen.
    Jacko brummte ungeduldig. »Ich habe die Warterei satt. Wenn dort Drakken sind, ist es wahrscheinlich nur wieder der nächste verschreckte Hühnerhaufen, den wir mit ein paar Schwerthieben auseinander treiben können.«
    Victor musste nicht lange nachdenken – Jacko hatte Recht. Von hier aus würden sie nicht dahinterkommen, ob sich in den Ruinen von Thoo Drakken verbargen oder nicht. Sie würden nachsehen müssen. Er wandte sich um und winkte in Richtung des Birkenwäldchens hinter ihnen, in dem sich die anderen versteckt hielten: sechs Männer und eine Frau.
    »Wir gehen dort am Strand entlang«, entschied Jacko und deutete hinab zur Bucht, die sich in einem weiten Bogen bis zur Landzunge erstreckte. Die Küste war hier vergleichsweise steil, und Victor erkannte, dass sie sich an dem schmalen Strand im Schutz der aufragenden Felswand bis nahe an die Festung heranbewegen konnten. Victor blickte den sieben Personen entgegen, die nun geduckt zu ihnen eilten. Es waren Gildenmeister Herphram und seine beiden Schüler Lern und Rhemor, der Bogenschütze Enias, die beiden Schwertkämpfer Poul und Damian sowie Yo, die junge Diebin und Meisterin in allen Künsten der unbemerkten Bewegung. Marko war heute nicht bei ihnen, und das war

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