Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Rippen. Für Momente fragte er sich, was wäre, wenn er sie einfach packte und aus der Hauptschleuse warf. Sie war dabei, sein ohnehin beschissenes Dasein zu ruinieren. Wenn sie seine Bücher auseinander nahm und auch noch die hinteren Frachtabteile fand, war es aus mit ihm. Vielleicht fand sie sogar sein Geheimkonto, auf das Griswold die sechshundert buchen lassen würde. Mist! Einem unentschlossenen Impuls folgend, drückte er wieder die gelbe Taste auf dem Pult, und der kleine Monitor flammte auf. Er hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass sie davon gesprochen hatte, ein Bad zu nehmen, aber da war sie – durch den Spalt der Badezimmertür ihrer Kabine sah er ihren Arm aus der Wanne hängen. Und sie sang! Roscoe lachte trocken auf. Geradezu unglaublich, dass diese gefühllose Schlange so etwas wie Gesang zustande bringen konnte. Ein paar weitere Knöpfe hätten ihn direkt ins Badezimmer gebracht, aber er hatte keine Lust mehr auf ihren sensationellen, aber kalten, herzlosen Körper. Verdrossen starrte er den Monitor an und überlegte, was er tun könnte. Sollte er versuchen, jetzt über die Maßen nett zu ihr zu sein? Die Kombüse ständig aktiviert lassen, ihr Tee bringen und nötigenfalls den Rücken kraulen?
    Sie verließ das Badezimmer, kam mit einem Handtuch in die Kabine spaziert und begann sich abzutrocknen. Nun sah er sie nackt, aber sie ließ ihn kalt. Sie war vielleicht ein, zwei Jahre jünger als er selbst, irgendwo zwischen achtundzwanzig und dreißig.
    Was sollte er tun? Die Idee, sie ab jetzt zu verwöhnen und zu verhätscheln, war absurd. Sie würde das auch gewiss nicht zulassen. Oft genug hatte sie ihm klar gemacht, dass sie ihn für einen verdreckten, ungepflegten Barbaren hielt; sie würde ihn nicht einmal auf zehn Schritte an sich heranlassen – egal, wie viel Mühe er sich gäbe. Er hieb wieder auf die gelbe Taste und ließ sie allein.
    »Ich habe die Kursänderung vorbereitet, Boss«, meldete sich Sandy.
    »Gut, mein Schatz«, sagte er, dankbar für Sandys warmherzige Wesensart – obwohl ihm klar war, dass sie nur ein hochgezüchtetes Stück Software war. Er stieß sich ab und rutschte mit seinem Sessel an das Navigationspult, wo ein weiterer großer Holoscreen-Monitor aufflammte. Sandy reichte ihm mit einem Robotarm den Sensorhelm, und er setzte ihn sich vorsichtig auf. Augenblicke darauf entstand auf dem Monitor ein Bild des Rückenmarks der Moose.
    »Wo ist dieses Ding?«, fragte Roscoe. Anstelle einer Antwort zoomte Sandy den Bildausschnitt in die Schwärze des Alls, weiter und immer weiter, bis schließlich eine dunkle Form in Sicht kam.
    Roscoe wusste, dass Sandy keine Optik von dieser Auflösungskraft besaß, sondern dass dieses Bild nur eine Simulation auf der Grundlage von Ortungsdaten war, die sie interpoliert hatte. Dennoch war die Form des Objektes gut erkennbar.
    »Das ist kein Stück Schrott«, sagte Roscoe nachdenklich und lehnte sich vor. Er studierte die dunkle Form. »Eher ein völlig verbeultes Beiboot – der Form nach von den Drakken. Was meinst du, Sandy?«
    »Die Hülle ist beschädigt und der Energiestatus ist kaum wahrnehmbar, Boss. Vielleicht ist Schrott doch das richtige Wort.«
    Roscoe starrte eine Weile nachdenklich auf den Holoscreen.
    »Soll ich den Scan jetzt anfertigen, Boss?« Er schüttelte den Kopf. Eine Idee war ihm gekommen. »Nein. Ich denke, wir sehen uns das Ding mal genauer an. Ich meine – aus der Nähe.«

11
Der Engel
    W ie lange wird uns das aufhalten?«, fragte Vasquez.
    Sie befanden sich im Unteren Venaltunnel vor dem großen Steuerbord-Verladedeck, wo die Moose ihr größtes Außentor besaß. Vasquez war herunter gekommen – sehr zum Ärger von Roscoe, der hier nichts mit ihr anfangen konnte. Sie starrte ihn ärgerlich an. Wieder einmal war sie piekfein gekleidet, trug einen eng anliegenden, blassblauen Hosenanzug. Er verstand nicht ganz, warum sie so viel Wert darauf legte, ihm gegenüber ihre Figur so sehr zu betonen. Wollte sie ihn provozieren, um ihn dann abblitzen zu lassen?
    »Nur ein paar Stunden, Verehrteste!«, erklärte er. »Halten Sie sich eine Weile zurück. Ich muss eine Bergung dirigieren!«
    »Ich werde mich bei der Leitstelle beschweren! So etwas können die ihnen gar nicht befehlen!«
    »Tun Sie das«, grollte er und winkte sie beiseite. Sie murmelte etwas Abfälliges, blieb aber, wo sie war – am falschen Ort.
    Roscoe beschloss, von seiner Autorität als Kapitän dieses Schiffes Gebrauch zu machen – egal, wie sie das

Weitere Kostenlose Bücher