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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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keine Höhle entdecken können. Das Wäldchen lag nahe an einer Steilküste; Ullrik hatte es gewagt, am
Vormittag eine Stelle ausfindig zu machen, an der sie notfalls ins
Wasser hätten springen können. Gut, dass sie es nicht hatten
ausprobieren müssen. Es wären mindestens dreißig Ellen in eine
ungewisse Tiefe gewesen… »Die Kreuzdrachen sind eine ganz
andere Art«, meinte Ullrik. »Was wissen wir schon von den Drachen? Überleg nur – dieser Meados kann Gedanken lesen.«
»Aber immerhin ist er fort«, fügte Hellami hinzu. »Ja, hoffentlich. Sicher wissen wir das nicht.«
»Seit wir vorgestern an Land gegangen sind, haben wir ihn
nicht mehr gesehen.«
Wieder antwortete Ullrik nichts, trotz seiner Bedenken. Es hatte
keinen Sinn, seine beiden Begleiterinnen noch unruhiger zu machen, als sie es ohnehin schon waren. Er selbst war es im Übrigen
auch. Die beiden Kreuzdrachen waren gestern am Tage immer
wieder über der Küste aufgetaucht, waren entlang der Klippen
und Strände nord- und südwärts auf und ab geflogen und hatten
am Abend begonnen, noch gezielter nach ihnen zu suchen. Anscheinend konnten sie in der Dunkelheit sehr gut sehen. Einen
großen Teil der Nacht hatten Ullrik, Hellami und Cathryn ihre riesenhaften Schatten in geringer Höhe über der Küstenlinie auf und
ab fliegen sehen, während sie nur etwa drei Meilen vorangekommen waren.
»Wenn das so weitergeht mit diesen Kreuzdrachen, brauchen
wir Monate, bis wir eine Ansiedlung gefunden haben«, brummte
Ullrik missmutig. »Wenn wir überhaupt je eine finden.«
»Denkst du, auf dieser Insel könnte es eine geben?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Wir müssen an der Nordspitze
übersetzen. Ich glaube, ich weiß, welche Insel das hier ist. Ich
kann mich an die Küstenlinie vom Herflug erinnern. Drei oder vier
Inseln weiter nördlich müsste Keo’Jhar liegen, die südliche Hauptinsel von Chjant. Da gibt es, soweit ich weiß, ein paar Ansiedlungen entlang der Küste. Das sind etwa zweihundert Meilen von
hier.«
»Wirklich? Woher weißt du das?«
Bitter lächelnd blickte er sie an. Ihre hellblonden Haare, die sie
zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, leuchteten
im spärlichen Licht.
»Ich hab ein halbes Leben in feuchten Kellern mit alten Büchern, Karten und Schriftrollen verbracht. Hab die kopiert, die am
Zerfallen waren, und wann immer ich mit dem letzten Buch oder
der letzten Rolle fertig war, hab ich vorn wieder anfangen können. Da lernt man eine Menge, weißt du?«
Sie legte ihm eine Hand aufs Knie und lächelte zurück.
»Soll das heißen, dass du nicht nur stark, sondern auch noch
klug bist?«
Er mochte sie, er mochte auch Cathryn und einfach alle
Schwestern des Windes, soweit er sie kennen gelernt hatte. Es
war so einfach und mühelos, zu anderen Menschen freundlich zu
sein, dass er sich fragte, woher die Bruderschaftler immerzu nur
die Energie für all den Hass, die Missgunst und die finsteren Pläne
bezogen hatten.
»Hör lieber auf«, brummte er gutmütig. »Sonst steigt mir das
noch zu Kopf.«
Cathryn kicherte leise, Hellami nahm ihre Hand wieder herunter.
»Kein Drache zu entdecken«, meinte sie leise, nachdem sie sich
noch einmal umgesehen hatte. »Brechen wir auf?«
Sie hatten ihre Sachen längst in die Rucksäcke gepackt, viel war
es ohnehin nicht. Ullrik nickte und erhob sich aus den niedrigen
Büschen. Nordwärts von ihnen fiel felsiges Gelände bis zu einem
lang gezogenen Sandstrand hin ab, unter gewöhnlichen Umständen ein idealer Weg, auf dem sie gut vorangekommen wären.
Aber an diesem Strand wären sie aus der Luft gut sichtbar und
zugleich angreifbar, ganz abgesehen davon, dass sie im Sand
Spuren hinterlassen würden. Ullrik hoffte darauf, dass sie am äußeren Rand des Strandes Felsen und Pflanzenbewuchs finden
würden, in deren Schutz sie sich bewegen konnten. Den Himmel
aufmerksam beobachtend, machten sie sich auf den Weg. Auch
Cathryn musste ihren Teil dazu beitragen. Drei Augenpaare sahen
mehr als zwei.
Eine Weile kamen sie gut voran, erreichten den Strand und
schlichen sich, jede kleine Deckung ausnutzend, nach Norden.
Dann winkte sie Ullrik in den Schutz einer Felsengruppe.
»Mir ist nicht wohl. In der Dunkelheit kann ein niedrig fliegender
Drache in Sekunden heran sein. Und so ein Vierbeiner kann auch
landen und uns zu Fuß verfolgen.
Dann ist es aus mit uns.«
Hellami holte tief Luft. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.
Du hast Recht.«
Eine Weile schwiegen sie. Cathryn suchte wieder

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