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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Trommelfelle platzen wollten.
Dann erzitterte der ganze Strand, als der über sechzig Schritt
lange Leib des Monstrums hinter ihnen niederkrachte und sich
mehrfach überschlug. Gewaltige Sandfontänen schossen in die
Höhe, und das Kreischen des tödlich verwundeten Tiers wurde im
Trommelfeuer seiner mit Wucht aufschlagenden Gliedmaßen erstickt. Es dauerte schreckliche Sekunden, dann endlich lag er still.
Hellami war so gebannt von der schieren Gewalt dieses Schauspiels, dass sie erst durch Ullriks Ächzen und Stöhnen wieder daran erinnert wurde, dass die Gefahr längst noch nicht vorüber war.
Hektisch kroch sie auf die Grube zu. »Ullrik!«, schrie sie. »Er ist
tot! Du hast ihn erledigt!«
»Es sind noch zwei!«, rief er, als er sich endlich freigekämpft
hatte. »Noch zwei Kreuzdrachen!« Hellami floh in seine Arme, als
er stand. Gemeinsam starrten sie zum Himmel hinauf. Dort bestätigte sich das, was er angekündigt hatte: Zwei riesige, vierflügelige Drachenbestien kreisten über ihnen. Für den Augenblick
waren sie offenbar schockiert darüber, was ihrem Artgenossen
widerfahren war. Doch das währte nicht lange.
»Sie greifen an!«, flüsterte Hellami. »Einer von Norden, einer
von Süden.«
Ullrik stieß Hellami von sich. »Lauf!. Kümmere dich um Cathryn.
Versteckt euch – ich muss das hier allein machen!«
Hellami zögerte, streckte die Hand nach ihm aus. »Das kannst
du nicht schaffen, Ullrik, ich…«
»Verschwinde!«, brüllte er sie an. »Versteckt euch!«
Hellami prallte zurück vor der Wucht seiner Worte. Aber sie begriff. Mehr als hier mit ihm sterben konnte sie nicht. Und dann
wäre Cathryn ganz alleine…
Rasch wandte sie sich um und rannte landeinwärts, in Richtung
der Felsen, wo die Kleine sich versteckt haben musste. Unterwegs
zog sie ihr Schwert, blickte sich mehrmals nach Ullrik um – und
vergaß beinahe zu atmen, als sie sah, was er tat.
Einer der Drachen näherte sich von Süden, er hielt direkt auf
Ullrik zu, tief anfliegend, in rasender Geschwindigkeit. Hellami
stolperte, fiel in den Sand, warf sich herum. Tränen stiegen ihr in
die Augen, als sie sah, wie unfassbar riesig der Kreuzdrache war.
Ullrik war im Vergleich zu ihm nicht größer als eine kleine Maus
vor einem großen, ausgewachsenen Hund. Dennoch stand er da,
bereit, sich der Bestie zu stellen. Es konnten nur noch Sekunden
sein, bis der Drache ihn erreicht hatte.
Plötzlich entstand eine seltsame violette Wolke um Ullrik herum.
Die verwirrende Erscheinung stob rasend schnell zu gewaltigen
Ausmaßen auf, wie eine riesige Blase, in die auf einen Schlag
Unmengen von Luft gepumpt worden waren.
Knisternde blaue, dunkelrote und violette Funken umströmten
das Gebilde, bis Hellami plötzlich erkannte, was es war.
Entsetzen überschwemmte sie. Verzweifelt versuchte sie rückwärts davonzukrabbeln, als dieser monströse Kopf, dieser Dämonenschädel, seinen Rachen aufriss, mit Zehntausenden von ellenlangen, dolchartigen Zähnen besetzt, und auf den anfliegenden
Drachen losschoss. Dann ereignete sich etwas so Unsägliches,
dass Hellami beinahe froh war, dass sie es nur halb mitbekam.
Sie musste reagieren, denn der zweite, von Norden anfliegende
Kreuzdrache hatte es offenbar auf sie abgesehen.
Strampelnd kämpfte sie sich in die Höhe, rannte los, auf die
Felsen zu. Hinter ihr ertönte ein mörderisches Krachen, ähnlich
dem Geräusch, als Meados beim Luftkampf über der Hochebene
von Veldoor nach den Felsdrachen geschnappt hatte. Ein zweites
Mal an diesem frühen Abend brandete das Kreischen eines Drachen über sie hinweg, ein Laut, den ihre Nerven nicht mehr oft
aushalten würden. Sie erreichte die Felsengruppe und warf sich
flach auf den Boden, als sie einen entsetzten Schrei aus Cathryns
Mund vernahm. Wieder rauschte ein riesiger, schwarzer Schatten
über sie hinweg, und keine Handbreit neben ihr zersplitterte der
blanke Fels unter der mörderischen Gewalt einer Drachenklaue,
die sie zu erwischen versuchte.
Wie sollen wir das überleben?, schrie ihre innere Stimme abermals verzweifelt.
Plötzlich war Cathryn bei ihr und zerrte an ihren Kleidern. Hellami kämpfte sich hoch und floh mit ihr in die Sicherheit der Felsengruppe.
»Ullrik ist tot«, heulte Cathryn voller Verzweiflung. »Er ist tot!«
»Was?«, schrie Hellami und schoss in die Höhe. Sie starrte auf
den Strand, wo sich ihr ein unglaubliches Bild bot. Die komplette
Schwinge eines Drachen steckte ein Stück nördlich der kleinen
Grube grotesk verrenkt

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