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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Ich
glaube, wir schaffen es.«
Wieder blickte er zum Strand. Die Sonne würde bald über den
Sonnenfenstern aufgehen, und dann war es so weit.
Inzwischen flogen die Kreuzdrachen nicht mehr nachts, aber mit
dem beginnenden Tag würden sie wiederkehren. Dann würde es
unvermeidlich zum Äußersten kommen. Für ihr Vorhaben hatten
Ullrik und Hellami den Strand gewählt; dort konnten sie sicher
sein, bald von einem der Drachen entdeckt zu werden.
»Ich hoffe, du behältst Recht«, erwiderte er leise. »Wenn nicht,
wird nie jemand erfahren, was aus uns geworden ist.«
Hellami winkte ab. »Ich habe schon erlebt, wozu die Rohe Magie
fähig ist, glaub mir. Wenn du nur ein Zehntel davon entfesseln
kannst, wird uns der Kreuzdrache gebraten zum Frühstück auf
den Teller fallen.«
Er wusste, dass sie nur versuchte, ihnen Mut zu machen. Was
sie vorhatten, war buchstäblich Wahnsinn. Wenn sie es jedoch
nicht wagten, standen ihre Überlebenschancen wahrscheinlich bei
null. Dass sie von den Kreuzdrachen bisher noch nicht gestellt
worden waren, grenzte an ein Wunder.
»Du vergisst unser größtes Problem«, erinnerte er sie. »Was ist,
wenn beide zugleich kommen?« Sie folgte seinen Blicken in den
offenen Himmel, in Richtung eines großen Sonnenfensters, das
über der See stand. »Dann verschwinden wir erst mal. Hier hinein, zwischen die Felsen.« Sie nickte in Richtung der Felsgruppe,
die sich hinter ihnen erhob.
Ullrik nickte. »Hoffentlich sind wir schnell genug. Wir müssen alle aufmerksam den Himmel beobachten. Wer auch nur das Geringste sieht, gibt sofort ein Zeichen.«
Hellami nickte und nahm das als Aufforderung, sich auf den
Weg zu machen. Sie erhob sich und rückte ihr noch immer namenloses magisches Schwert zurecht, das mit Lederschnüren auf
ihrem Rücken festgemacht war. Ullrik und Cathryn erhoben sich
ebenfalls.
Die Haare hatte Hellami wieder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was ihr gut stand, die Ärmel und Hosenbeine
waren hochgekrempelt. Sie wirkte kampfbereit und munter; Ullrik
sah, dass sie gut vorbereitet und in der Lage war, schnell zu reagieren. Sollte sie jedoch zu lange zögern, würde sie auch mit dem
wildesten Sprint nicht mehr entwischen können. Oft genug hatten
sie einen anfliegenden Drachen erlebt; sie wussten, wie unglaublich schnell er die Flugrichtung ändern konnte. Die ganze Nacht
über hatten sie deswegen an einem Mechanismus gebaut, der
dem Drachen diesen Augenblick nicht mehr lassen würde. Aber er
konnte nur funktionieren, wenn Hellami den Moment der letztmöglichen Flucht verstreichen ließ.
»Alles kommt darauf an, wie spät du springst«, mahnte er sie.
Cathryn klammerte sich voller Sorge an Hellami. Sie strich der
Kleinen beruhigend über das Haar.
»Ja, ich weiß.«
»Wir müssen ihn vorher verletzen, ihm irgendetwas antun, sodass er wütend wird, die Kontrolle über sich verliert.
Jemand, der wütend ist, reagiert falsch. Wenn die Kreuzdrachen
wirklich so dumm sind, wie Yachaoni behauptet hat, finde ich den
Moment, ihn zu erledigen.« Er blickte auf. »Wenn er aber da oben
am Himmel herumfliegt – da erwische ich ihn nie. Ich habe nicht
beliebig viele Versuche, bis mir der Schädel ausgeglüht wird.«
»Ja, das hast du mir alles schon erklärt.
Zehnfach. Ich gehe jetzt los. Beobachtet ihr nur den Himmel
und gebt mir Zeichen. Ich springe erst, wenn ich seinen Atem in
meinem Gesicht spüren kann.«
Ullriks Herz pochte dumpf. Er streckte die Arme nach Cathryn
aus, die sogleich zu ihm kam, während Hellami sich noch einmal
kurz umsah, ihnen winkte und dann loslief. Er fragte sich, woher
dieses zierliche Mädchen so viel Mut nahm. Ob er es gewagt hätte, was sie zu tun beabsichtigte, wusste er nicht zu sagen.
»Du musst jetzt hier auf den Felsen klettern, wie wir es abgemacht haben«, sagte er und deutete hinauf. Von dem höchsten
der Felsen aus würde sie den Himmel nach Süden gut beobachten
können und sich, falls Gefahr drohte, zwischen die Felsen rutschen lassen. Sie hatten schon einen Platz gefunden, an dem
Cathryn vor den Angriffen eines Kreuzdrachen sicher wäre.
Einige Augenblicke zögerte sie noch, dann ließ sie Ullrik los.
»Wirst du ihn töten?«, fragte sie ihn mit ernster Miene.
»Ich muss, mein kleiner Schatz«, erwiderte er väterlich und
strich ihr über den wildlockigen Haarschopf.
»Ich hab’s dir versprochen.«
Sie umarmte ihn kurz und stemmte sich dann auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die bärtige Wange drücken zu
können.

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