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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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nickte und erzählte ihm, was vorgefallen war, während er
sich vorsichtig setzte und Cathryn ihm aus einem kleinen Topf
Tee in einen noch kleineren Tonbecher goss. Was er da hörte,
schockierte ihn, aber als Hellami erzählte, was Cathryn getan hatte, kamen ihm die Tränen. Cathryn hingegen schien den Ruhm,
der sich langsam auf ihren Schultern anhäufte, zu genießen. Sie
strahlte ihn die ganze Zeit über an und lächelte dabei immer breiter.
»Riechst du es?«, fragte Hellami dann und nickte in Richtung
Norden, den Strand hinauf. »Das wird nicht besser werden. Sobald du halbwegs laufen kannst, sollten wir hier verschwinden.
Kann sein, dass größere Aasfresser als die Krabben kommen.«
Er nickte, während er an einem Bissen Brot kaute. »Ja, das ist
sicher das Beste.« Das Kauen schmerzte ihn im Schädel; offenbar
war allein der Druck seiner Gesichtsmuskeln auf seine Schädelpartie ausreichend, um sein Hirn zu malträtieren. »Seid ihr sicher,
dass der geflohene Drache nicht wiederkommt? Wenn ich auch
nur die kleinste Magie wirken muss, fällt mir bestimmt der Kopf
vor den Schultern.«
»Nie im Leben kommt der wieder!«, versicherte ihm Cathryn
lautstark und winkte ab. Sie mampfte dabei mit gefüllten Backen,
und Ullrik musste auflachen. Wieder stachen Schmerzen durch
seinen Kopf, und er verzog das Gesicht.
Cathryn sprang auf und kam rasch um das Feuer herum auf
seine Seite. Noch immer mampfend, setzte sie sich mit besorgtem Gesicht neben ihn auf einen flachen Stein und nahm seine
Hand. Sie kaute noch immer, denn sie hatte den Mund viel zu
voll. Das alles war ein solches Durcheinander aus verschiedenartigen Gefühlen und Taten, dass er erneut kichern musste. Doch
die Schmerzen erstarben durch Cathryns Kräfte, die wieder durch
ihn fluteten.
»Deine große Schwester hat auch einmal so etwas gemacht«,
sagte er leise zu Cathryn. »Jedenfalls wenn die Legenden, die ich
gehört habe, wahr sind.«
»Leandra?«, spotzte sie mit vollem Mund. »Was denn?«
»Na, das mit dem Drachen.« Er blickte fragend zu Hellami, und
sie nickte ihm lächelnd zu. »Sie ist auch mal ganz allein und
schutzlos einer riesigen Drachenbestie gegenübergetreten und
hat sie besänftigt.«
»Ach ja, das«, erwiderte Cathryn, als wäre es nichts Besonderes. »Das war Ulfa. Ich kenne ihn.«
»Liegt bei euch in der Familie, was?«
Sie strahlte ihn an und schluckte endlich einen Teil dessen herunter, was sie im Mund hatte. Der Stolz über Leandra und sich
selbst stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Zugleich schien sie seine Gedanken zu lesen. »Es geht ihr gut«,
erklärte sie lächelnd und voller Gewissheit, ließ Ullrik los und
sprang zu Hellami, um sich an sie zu drücken. »Ich glaube, sie…
langweilt sich sogar ein bisschen.«
Hellami zog die Brauen hoch. »Leandra langweilt sich?«
Cathryn starrte eine Weile ins Leere, dann nickte sie schwach.
»Ich glaube, sie ist auf einer großen Reise.«
Hellami richtete sich auf. »Wirklich? Kommt sie wieder nach
Hause? Zurück zu uns?«
Cathryn schluckte endlich ihren letzten Bissen herunter, dann
schüttelte sie den Kopf. »Nein. Nein, ich glaube noch nicht.«
Eine Weile starrte sie noch ins Leere, dann hob sie das Gesicht,
um Hellami anzublicken. Ihr fröhliches Lächeln war erstarrt.
Hellami erbebte. »Cathryn! Was ist mit dir?« Das Gesicht des
kleinen Mädchens verzog sich Plötzlich zu einer Miene der Ungläubigkeit, dann des Erschreckens, zuletzt des Entsetzens, alles
innerhalb von Sekunden. Ullrik sprang vor Schreck auf und musste die heftige Bewegung mit einem stechenden Kopfschmerz bezahlen.
Cathryn fing an zu jammern und zu weinen, vergrub ihr Gesicht
Plötzlich lautstark heulend an Hellamis Brust, klammerte sich an
sie, als wären die Kreuzdrachen zurückgekehrt. Ullrik eilte voller
Sorge um das Feuer herum und kniete sich zu den beiden. »Cathryn, was ist mit dir…?«
Als Cathryn ihr Gesicht hob, strömten ihr die Tränen aus den
Augen. Sie hatte sich zusammengekrümmt, als litte sie schlimme
körperliche Schmerzen.
»Cathryn! Ist etwas mit… Leandra?«
Schwer atmend versuchte die Kleine ihre Beherrschung zurückzugewinnen, dann schüttelte sie voller Elend den Kopf. »Nein,
nicht Leandra. I-ich glaube, es ist…«
Ein brennender Schauer durchfuhr Ullrik Plötzlich.
»Marina? Azrani…?«
Cathryn atmete schwer, doch ihr körperlicher Schmerz schien
sich zu legen, wenigstens zum Teil.
Doch noch immer weinte sie hemmungslos und vergrub ihr gerötetes Gesichtchen wieder

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