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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Vorratssystems – ein
Konstrukt aus Bretterstegen, Plattformen, Seilzügen und einer
kleinen, hängenden Hütte, um von dieser Halle aus, die von außen her gut erreichbar war, die Nahrung in Fässern mithilfe eines
raffinierten Systems von Wasserrinnen zu den Bruthöhlen schaffen zu können. Aber dort oben war Roya auch nicht – nein, wie
hätte sie auch hinaufgelangen sollen?
    Warum rufe ich nicht?, fragte er sich, warum schreie ich nicht
ihren Namen, so laut ich kann? Es war die Stille.
Diese unnatürliche Stille, die ihm schon seit einer Weile auffiel,
und nun war er sicher, dass er hier etwas hätte hören müssen.
Dies war ein zentral gelegener Ort in der Kolonie, es vergingen
wohl kaum je fünf Minuten, ohne dass ein Drache hier durchflog,
der dass herumtobende Jungtiere an den vielen flachen Stellen im
Ufer herumplanschten. Selbst Menschen waren hier öfter anzutreffen – Leute aus Malangoor kamen herauf, weil sie hier zu tun
hatten, oder einfach nur, um ihre Drachenfreunde zu besuchen.
Plötzlich hörte er doch etwas.
Es war ein Geräusch, wie er es noch nie vernommen hatte, ein
leises und untergründiges Grollen. Marko stellte sich das Tosen
der gewaltigen Ishmar-Fälle aus weiter Ferne so vor – ein Ort,
den zu besuchen Roya ihm schon oft versprochen hatte. Instinktiv duckte er sich, denn er spürte, dass dieser Ton Unheil verhieß.
Sein Ursprung war nicht auszumachen.
Das Geräusch wurde lauter, und Marko verkroch sich unter die
linke Schwinge Ophaias. Zum ersten Mal seit langem spürte er,
wie blanke Angst sich anfühlte. Er war triefend nass, hatte keine
Waffe und nicht den Hauch einer Idee, was ihm da drohte. Wo
war nur Roya? Dann fiel ein Schatten über ihn.
Er hätte vor Entsetzen beinahe aufgestöhnt, als sich etwas Gewaltiges zwischen ihn und eine große Drachenfeuer-Kugel an der
lohen Felsdecke schob.
Was da nahte, war langsam, verbreitete las nervenzerrüttende,
dunkle Dröhnen, und… es lebte!
Zitternd drückte sich Marko tiefer unter die Schwinge des toten
Drachenmädchens. Er wusste nicht, was mit ihm los war, er war
kein Feigling und hatte schon so manchen Gefahren getrotzt.
Aber dieses schreckliche Etwas, das da über ihm war, nahm ihm
jeden Mut, auch nur den Blick in die Höhe zu richten.
Der Schatten bewegte sich weiter, und Dunkelheit fiel über
Ophaia und Marko. Er zitterte wie wahnsinnig, als hätte ihn von
außen eine Kraft gepackt und würde ihn durchschütteln, ohne
dass er etwas dagegen tun konnte. Was immer dort oben war –
es vermochte zu schweben, und er kannte nur ein Ding von solcher Größe, das zu schweben in der Lage war: ein Drakkenschiff.
Doch es konnte gar keines sein. Er kannte diese verfluchten Maschinen, sie machten einen Höllenlärm, wenn sie sich bewegten,
und niemals hätte ihm eines davon so hilflose Angst eingejagt.
Endlich war das Ding so weit weg, dass er einen Blick darauf erhaschen konnte. Doch er sah nur eine dunkle, rötlich graue Fläche, wie die Haut eines monströsen Wesens, das so groß war,
dass es die gesamte Halle ausfüllte.
Ich hatte Recht, dachte er voller Entsetzen, es lebt!
Verbissen schloss er die Augen, schalt sich einen Dummkopf,
einen Feigling. Was, bei allen Dämonen, ist das dort oben?
Er merkte, wie sich das grauenvolle Wesen wieder zurückzog
und der Schatten aus der Halle wich. Unter Aufbietung aller Beherrschung zwang er sich, langsam unter Ophaias Schwinge hervorzukriechen. Wenn Roya noch lebte, würde er sie nur retten
können, wenn er dahinter kam, was hier vor sich ging. Dass sie
unversehrt und in Freiheit war, wagte er kaum mehr zu hoffen.
Handbreit für Handbreit schob er sich unter der Schwinge hervor, je weiter sich das unheimliche Wesen zurückzog.
Ganz zuletzt, als es die Halle durch den großen, westlichen Eingang verließ, sah er es in ganzer Größe. Und nun wusste er, dass
er unsägliches Glück gehabt hatte.
Ein Drache, dachte er. Ein monströser Drache, dreimal so groß
wie der größte, den ich je gesehen habe. Und er kann fliegen,
ohne dass er seine Schwingen bewegt.
*
    Unentschlossen kauerte Marina über dem Ornament, die sechs
kleinen Glaspyramiden vor sich auf dem Boden ausgebreitet. Sie
hatte den Würfel vollständig zerlegt, in der Hoffnung, weitere
Hinweise zu finden. Aber da war nichts zu entdecken. Sie blickte
zu Nerolaan auf.
    »Wenn Azrani die grüne Pyramide dort hineingesteckt hat«, folgerte sie unsicher und deutete auf die entsprechende Vertiefung,
»müsste ich, wenn

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