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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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jetzt erfuhr.
Das andere… war eine spontane Handlung gewesen. Als er sich
umgewandt hatte und den anderen Drachen direkt auf sich hatte
zurasen sehen, hatte er einfach all seine mentale Kraft zu einer
Klaue des Willens zusammengeballt und innerhalb von Sekunden
mit ihr das Trivocum so brutal aufgerissen, wie es ihm nur möglich gewesen war.
»Ullrik, du warst großartig«, vernahm er.
»Gewaltig. Unglaublich. Eine richtige Macht.«
Hellamis Stimme hatte wohlwollend geklungen, fast liebevoll,
und so wagte er es, den linken Arm zu heben und irgendwohin in
die Dunkelheit zu tasten, in der Hoffnung, sie käme zu ihm. Das
Wunder geschah, er spürte, wie sich ihr Gewicht auf seinen
Brustkorb legte, dann spürte er ihr Gesicht an seinem Hals. Gleich
darauf hielt er auch Cathryn in seinem freien rechten Arm. Nun
war er sicher, dass er wieder leben würde, denn nichts konnte
ihm mehr Kraft geben als eine Berührung wie diese.
»Ich… ich sehe nichts«, sagte er.
»Es ist stockfinstere Nacht«, flüsterte Hellami. »Und nach allem,
was ich über die Magie weiß, müsste dein Gehirn im Moment halb
flüssig sein.
Das war doch ein… Dämon, nicht wahr?«
Er schnaufte erleichtert über die Nachricht, dass es Nacht sei.
Im nächsten Moment glaubte er schon Schemen wahrnehmen zu
können, dann tauchten die Umrisse von Hellamis Gesicht dicht
über ihm auf. »War das wirklich einer?«
Er stöhnte. »I-ich fürchte ja. Was… was hat er getan?«
Hellami schluckte. »Du hast ihn gar nicht gelenkt?«
Er wollte den Kopf schütteln, aber sofort wallten entsetzliche
Schmerzen in seinem Schädel auf. Ächzend brach er die Bewegung ab. »Nein, nein«, keuchte er. »Nein.
So gut bin ich längst nicht. Ich hab ihm nur ein ungefähres Ziel
gegeben. Und dann versucht, das Trivocum wieder zu schließen.«
»Wirklich? Aber er blieb doch…«
Ullrik atmete langsam und achtete vor allem darauf, seinen
Kopf nicht zu bewegen. »Für ein paar Augenblicke können sie sich
halten. Selbst wenn das Trivocum wieder geschlossen ist. Er
muss nur etwas finden, das er zerstören kann. Aber danach… ist
er eingeschlossen. Was ist passiert? Hat er den Drachen angegriffen?«
»Ja. Und wie! Glaub mir, du möchtest gar nicht sehen, was passiert ist. Der ganze Strand ist verwüstet. Zehntausende von kleinen Krabben sind aus dem Meer gekommen und halten jetzt ein
Festmahl. Ein Stück weiter oben am Strand.«
»Wirklich?«, stöhnte er. »Wo sind wir jetzt?«
Sie lachte leise. »Du liegst noch immer in deiner Grube.
Sie ist recht bequem, wie mir scheint. Ich glaube, du solltest
noch eine Weile hier liegen bleiben. Wenigstens bis morgen früh.«
»Bleibt ihr bei mir? So wie jetzt?«
»Natürlich, jetzt entspann dich und schlaf. Wir kümmern uns
um dich. Trinchen ist längst wieder am Werk, spürst du sie
nicht?«
Er seufzte tief. »Und wie. Tut unendlich gut.«
Seine Sinne sagten ihm, dass eine ordnende Kraft am Werk
war, die seine zerrütteten, inneren Strukturen wieder glättete.
Aber es war noch mehr: Wärme, Trost, Zuwendung. Dieses Mädchen war ein Wunder.
Bald schlief er ruhig und friedlich ein. Als er wieder erwachte,
war die Welt bereits hell und warm, und er fühlte sich besser, als
er gehofft hatte. Sein Nacken war steif, und er hatte mehrere
Prellungen davongetragen, aber ansonsten war ihm nichts geschehen. Außer seinem Kopf natürlich. Den musste er mit aller
Vorsicht bewegen, sonst drohten ihm die stechenden Schmerzen
die Besinnung zu rauben. Nach einer Weile schaffte er es, aufzustehen und sich aus seiner Grube zu erheben. Hellami und Cathryn hatten in der Nähe ein kleines Feuer entfacht, auf dem sie
eine Mahlzeit zubereiteten. »Ein guter Rat«, begrüßte ihn Hellami.
»Dreh dich nicht um, bevor du was im Magen hast. Es könnte
sein, dass es dir sauer hochkommt.« Natürlich war die Wirkung
von Hellamis Warnung mehr die einer Aufforderung, auch wenn
sie es nicht so gemeint hatte. Er drehte sich um – und stieß ein
Keuchen aus. Der abgerissene Kopf und Hals eines Kreuzdrachen
lagen nördlich von ihnen auf dem Strand, von einem Heer von
Krabben belagert. Ein süßlichfauliger Geruch wehte über ihn hinweg. Rechts, bei der Felsgruppe, lag der erschlaffte Leib eines
weiteren Kreuzdrachen, grauenvoll zerschmettert und entstellt.
»Beim Felsenhimmel… wo kommt der denn her?«, fragte er und
deutete auf den Kadaver. »Ist das etwa…?« Er blickte den Strand
hinauf, wo er den ersten, aufgespießten Kreuzdrachen vermisste.
Hellami

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