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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hinab, fanden seine Füße die richtigen Tritte
und Stufen, und er gelangte rasch bis zur obersten Ebene der
Halle.
Dann stand er vor Roya.
Sie lag reglos am Boden, trug nur irgendeinen halb zerrissenen,
nassen Fetzen und sah selbst in ihrem Unglück so unglaublich
schön aus, dass ihm die Luft wegblieb. Er stürzte zu ihr hin, nahm
vorsichtig ihren Kopf in beide Hände und flüsterte ihren Namen.
Ihre Augenlider flatterten.
Den Kräften sei Dank – sie lebte!
Marko sprang auf und umfasste sein Schwert so entschlossen
und fest, dass sich der Griffhaken durch die notdürftige Umwicklung drückte und ihm in die Hand schnitt, aber das ignorierte er.
Die Drachen jagten kreischend durch die Luft und stießen auf die
Dunkelwesen nieder, so gut sie nur konnten, doch leider blieben
ihre Kampferfolge gering. Es waren einfach noch Kinder, mutige
Kinder zwar, aber ihnen mangelte es an Kampferfahrung wie auch
an der kalten Absicht, einen Gegner töten zu wollen. Er würde
ganz allein diese Halle säubern müssen, ehe er sich um Roya
kümmern und sie von hier fortschaffen konnte. Voll wütender
Entschlossenheit hob er sein Schwert und trat dem ersten der
heraufkommenden Dunkelwesen entgegen. In diesem Moment
schob sich draußen vor der großen Einflugöffnung ein dunkler
Schatten heran.
*
    »Was ist das für ein Kerl?«, schrie Rasnor, völlig aufgelöst vor
Zorn. »Und warum kommt der Malachista da nicht rein?«
Er wirbelte herum und starrte mit Zornesröte den hoch gewachsenen Mann in der Kapuze an. »Los! Sag es mir! Warum?«
»Es ist eine Verteidigung«, erwiderte der Angesprochene.
»Eine Verteidigung? Wozu sollten Drachen so etwas haben?«
»Um ihre Kolonie zu schützen, wozu sonst?«
Leichter Spott lag in der Stimme des Mannes.
»Nimm dir bloß nichts heraus, du Verräter!«, kreischte Rasnor
ihn an.
»Ich? Ein Verräter? Halt bloß dein Maul, du verdammter…!«
Rasnor ignorierte die Beleidigung mit einem gehässigen Grinsen
im Gesicht.
Er warf einen kurzen Blick in Richtung des anderen Mannes, der
mit gebundenen Händen links auf einem Drakkensitz saß.
»Natürlich bist du ein Verräter!«, tönte er überlaut. »Was tust
du denn gerade? Du hast uns das Innere der Kolonie beschrieben,
hast uns gesagt, wo wir den Malachista reinschicken müssen und
wo wir diesen Marko abfangen können. Leider war er nicht dort.«
Er trat zu dem großen Seitenfenster und deutete hinaus auf die
riesige Öffnung in der Felswand des Pfeilers, kaum zwei Dutzend
Ellen vom Schiff entfernt. »Ist er das etwa?«
Der große Mann trat zwei Schritte näher an das Fenster heran
und starrte hinaus. Da es in der Höhlung jenseits der großen Öffnung etwas dunkler war als hier draußen, konnte man das, was
sich dort abspielte, nicht allzu gut erkennen. Eines war dennoch
ersichtlich: Dort drinnen tobte ein heftiger Kampf. Mindestens ein
Dutzend halbwüchsiger Drachen stoben durch die Luft, und auf
einer Felsplattform kämpfte ein einzelner, mit einem Schwert bewaffneter Mann gegen immer mehr Dunkelwesen, die zu ihm heraufdrangen. Rechts neben ihm lag eine reglose Person auf dem
Boden.
»Das… das ist Royal«, keuchte der große Mann und fuhr herum.
»Du hast gesagt, sie sei in deiner Gewalt!«
Rasnor drängte sich an ihm vorbei und peilte hinaus. »So?
Das ist sie? Na fein. Hätten deine Hinweise gestimmt, wäre sie
auch schon längst hier!«
»Aber…«
»Was ist, Verräter?«
Der Mann schien regelrecht erstarrt. Der andere, der reglos dasaß, starrte einfach nur in die Luft. Kein Wunder, dachte Rasnor
schadenfroh, er kann nichts mehr sehen, der alte Scheißkerl.
Aber hören kann er dafür noch gut.
Er trat zu ihm hin, winkte vor den starren Augen des Alten und
meinte spöttisch: »Na, alter, blinder Munuel? Du würdest wohl
gern wissen, was hier vor sich geht, hm?«
Der alte Magier sagte nichts, sondern saß nur weiterhin reglos
da.
Rasnor wandte sich wieder dem großen Mann zu. »Na, was ist,
Verräter? Willst du deine ruchlose Tat nicht zu Ende bringen?«
»Hör auf, mich Verräter zu nennen!«, knirschte der andere.
Jetzt war der Moment gekommen. »Warum denn nicht…
Quendras?.« Er legte eine Pause ein, um den genannten Namen
tief in Munuels Gehör eindringen zu lassen. »Du kannst aufhören,
deine Stimme zu verstellen. Munuel hat längst begriffen, dass du
es bist!«
Plötzlich baute sich in der Luft eine knisternde Spannung auf.
»Hoo, hoo!«, rief Rasnor und wich mit erhobenen Händen zurück. »Hör auf damit! Du

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