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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sich
auf.
    Halon rückte langsam von rechts ins Blickfeld; die Ringe des
Riesenplaneten schimmerten in seinem großartigen, warmen
orangefarbenen Licht. Mehrere seiner kleinen Monde waren bereits zu sehen, die ihn in weiter Entfernung umkreisten. Alles,
was Halon zu nahe kam, wurde unweigerlich von seinem titanischen Schwerefeld zertrümmert und in seine Ringe eingegliedert.
Dort wuchs die rätselhafte H.Plantae, von der sich die Leviathane
ernährten.
    Leider gab es nicht beliebig viele von ihnen. Ab einem bestimmten Alter wurden einzelne Leviathane freigegeben, getötet
und ihre Exoskelette zu Schiffshüllen umgebaut. Würde jemals
die Population der Halon-Leviathane aus dem Gleichgewicht geraten und diese Art aussterben, wäre es ein für alle Mal vorbei mit
dieser phantastischen Quelle an Schiffshüllen, die sich wie nichts
anderes für den Großraum-Frachtverkehr eigneten. Seit ungezählten Generationen kümmerten sich die Hüller von Halon um
diese wichtige Aufgabe.
    Der Schlüssel zu allem waren die Königinnen, das wusste
Leandra. Allerdings kannte sie nicht alle Einzelheiten, trotz ihres
außergewöhnlichen Lernfleißes, den sie in der letzten Woche an
den Tag gelegt hatte. »Die Königinnen bringen doch eine Menge
Junge zur Welt, nicht wahr?«, fragte sie leise, während sie unablässig das Wesen betrachtete. »Es sind jedes Mal Tausende. Und
wenn es vierzehn Königinnen sind – warum ist das dann so heikel?« Roscoe, der sie noch immer von hinten umfasst hielt,
drückte sie an sich. »Es liegt an der Zeitspanne«, erklärte er leise, während sie hinaussahen. »An der Zeitspanne und an der
Zahl der Hüllen, die gebraucht werden. Dieses Sternenreich ist
riesig. Es gibt über dreihundert besiedelte Hauptwelten und Tausende von Kolonien, Stationen und Habitaten. Von dort werden
Milliarden Tonnen Roherze verschifft, Wasserstoffeis, Industriegase, Holz, Gebrauchsgüter und was weiß ich nicht noch alles.
    Jede größere Kolonie hätte allein Verwendung für Tausende von
Leviathanen, große und kleine.«
Sie nickte verstehend. »Und die Leviathane werden bis zu
zweieinhalbtausend Jahre alt«, stellte sie fest.
»Richtig. Aber zum Glück ist das nicht die Zeitspanne, die man
abwarten muss«, erklärte er.
»Doch sie bestimmt das Grundmuster des Nachwuchses. Als
die Leviathane entdeckt wurden, das ist… rund viereinhalbtausend Jahre her, wurden sie so sehr gejagt, dass sie in kürzester
Zeit an der Schwelle des Aussterbens standen. Der Überlieferung
nach war damals nur noch eine einzige Königin am Leben. Ein
unwahrscheinliches Glück, das kannst du überall nachlesen. Damals gründeten sich die Hüller, sozusagen in einer Nacht-undNebel-Aktion. Sie heuerten auf eigene Faust Söldner an und verjagten jeden aus dem Halon-System, der auf Leviathan-Jagd gehen wollte.«
»Ja!« Leandra nickte aufgeregt, wandte sich um, zog sich an
ihm hoch und küsste seine Wange. »Das war der Große Chandrasekar, stimmt’s? Dieser… Urvater der Hüller, den sie heute noch
wie einen Halbgott verehren.« Er grinste fröhlich und nahm sie
hoch wie ein zu groß geratenes Töchterchen. Sie schlang die Beine um seinen Unterleib. »Stimmt, mein Schatz. Chandrasekar soll
ein Riese von einem Mann gewesen sein. Er hatte selbst viel Geld
mit den Leviathanen gemacht, erkannte aber im letzten Moment
den furchtbaren Fehler, die sie zu begehen im Begriff standen,
und schob dem einen Riegel vor. Und zwar ziemlich brutal. Seine
Söldner ballerten so manchen ahnungslosen Leviathan-Jäger in
die Ewigkeit. Er kannte kein Pardon. Bis sich herumgesprochen
hatte, dass er den Halon zu einer Art privatem Sperrgebiet erklärt
hatte, waren drei Dutzend Jagdgesellschaften von seinen Leuten
zu Staub zerblasen worden. Er bekam Mordprozesse an den
Hals.«
»Ja. Aber er wurde in jedem freigesprochen, stimmt’s? Ich…«
Er schüttelte den Kopf, zog sie mit sich und setzte sich wieder.
Es war warm geworden unter der Ceraplast-Kuppel, sodass sie
nicht frieren mussten. Fest nahm er sie auf seinen Schoß und in
seine Umarmung. »Nein, freigesprochen wurde Chandrasekar
nicht. Er wanderte ins Gefängnis, aber das geschah nur der Form
halber. Man baute eine Art Residenz auf Junitor, einem kleinen
Halon-Mond irgendwo da draußen…« Er nickte hinaus, und Leandra folgte seinem Blick. »Dort wurde er unter Arrest gestellt, um
dem Gesetz Genüge zu tun. In Wahrheit wusste jeder, dass er
der Menschheit einen ihrer unersetzlichsten Schätze

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