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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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seiner leidenschaftlichen Verehrung für ihren
schönen Körper und einer plötzlichen Wut, die sie in ihm entfacht
hatte.
Wie Leandra, dachte er wütend. Sind diese Weiber denn alle so
widerborstig?
Ärgerlich erhob er sich und verließ das Zimmer. Während er die
schweigenden Korridore im ersten Stockwerk dieses riesigen, alten Baus durchmaß, drängte sich Lucia immer wieder in seine
Gedanken, sodass er sich kaum auf das konzentrieren konnte,
was vor ihm lag. So anmaßend sie sich auch verhalten hatte – in
diesem Augenblick des Widerstands hatte er gespürt, dass sie
wohl doch nicht ganz so einfältig war, wie er angenommen hatte.
Er erreichte das Speisezimmer, wo der Tisch für ihn bereits gedeckt war. Rasnor war nicht anwesend, doch der blonde Jüngling,
der letzte Nacht die Nachricht von Vandris überbracht hatte, war
da und kümmerte sich um seine Wünsche, Ötzli hatte vor, sich
mit dem Frühstück zu beeilen, denn er musste schnellstmöglich
Rasnor sehen. Doch dann erschien Rasnor ebenfalls zum Frühstück.
Der Junge brachte noch ein weiteres Gedeck, Rasnor aber winkte ihn davon. Der Hohe Meister der Bruderschaft von Yoor wirkte
unruhig. »Ich habe heute Nacht viel nachgedacht«, eröffnete er
Ötzli. Der Altmeister nickte befriedigt, erwiderte aber nichts.
Wenn Rasnor Feuer gefangen hatte, war es an ihm, Ötzli, den
ruhigen und bedächtigen Mann zu spielen, der über alles den
Überblick hatte.
»Die Vorstellung, ein Handelspartner der Drakken zu sein, anstatt von ihnen versklavt und gezwungen zu werden – das gefällt
mir.« Er lächelte Ötzli wölfisch an. »Das hier ist doch unsere Welt,
nicht wahr?
Das Recht, an diesen Wolodit-Amuletten zu verdienen, liegt in
erster Linie bei uns!«
»Vergesst nicht die Magier«, warf Ötzli ein und deutete kauend
mit der Gabel auf Rasnor. »Das ist unbedingt Eure Aufgabe. Wir
müssen für jedes Amulett, das wir dem Pusmoh aushändigen,
auch einen ausgebildeten Magier mitliefern können, der das Potenzial des Amuletts nutzen kann. Besser sogar zwei. Ein Mann
kann nicht Tag und Nacht Dienst tun!«
Rasnor nickte bedächtig. »Ja, ich weiß. Das sind eine Menge
Leute, auf lange Sicht gesehen. Die werden nicht so leicht aufzutreiben sein.«
»Wie viele Mitglieder zählt Eure Bruderschaft?« Rasnor richtete
sich auf. »Ihr wollt den Bedarf an Magiern aus der Bruderschaft
decken?«, fragte er erstaunt.
»Das wäre doch ein verlockender Gedanke. Damit besäßen wir
sogar… eine geheime…« Ötzli hob wie ein Dirigent beide Hände,
in denen er sein Besteck hielt. »Aber ja!
Stellt Euch das nur vor! Wir könnten das gesamte Sternenreich
des Pusmoh mit unseren eigenen Magiern durchsetzen.«
Rasnor winkte ab. »Vergesst es, Kardinal Lakorta.
Da fehlen mir bei weitem die Leute. Zurzeit habe ich kaum
mehr als achtzig Mann in der Bruderschaft. Ein Viertel davon ist
hier in Usmar, ein anderes Viertel auf einer Insel weit draußen
vor der Küste, wo meine Drakkenstreitmacht einen Stützpunkt
hat. Ein weiteres Viertel arbeitet in Hegmafor, der Rest ist übers
Land verteilt. Ich brauche jeden Einzelnen, um unseren Bund
überhaupt aufrechterhalten zu können. Darüber hinaus ist ein
Drittel der Männer alt und gebrechlich, ein anderes Drittel jung
und ohne Erfahrung.« Er schüttelte den Kopf. »Damals, unter
Sardin, waren wir Tausende! Diese Zeiten aber sind vorbei.«
Ötzli ließ die Arme wieder sinken und nickte bedächtig. So etwas hatte er befürchtet. »Nun… dann müssen wir wohl auf das
zurückgreifen, was die Drakken damals begonnen haben.«
Rasnor sah kurz von seinem Teller auf und senkte dann wieder
den Blick. Dieses Thema war heikel genug, wenn man es aus der
Sichtweise der gescheiterten Eroberer betrachtete: Sie hatten
Menschen der Höhlenwelt – Magier, oder solche, die ein Talent für
die Magie besaßen – verschleppt. Sie hatten sie gefangen gesetzt,
eingesperrt und später fortgebracht – weg von der Höhlenwelt,
um sie in die Dienste des Pusmoh zu zwingen. Wie viele Männer
dieses Schicksal tatsächlich hatten erleiden müssen, war unbekannt, aber Rasnor wusste von eigens angelegten Gefängnissen
der Drakken, in denen Magier festgehalten worden waren. Noch
Monate, nachdem die Drakken den Krieg gegen die Drachen verloren hatten, waren in den Gefängnissen auf Inseln weit draußen
vor der Küste Menschen von einzelnen, übrig gebliebenen Drakkengruppen festgehalten worden.
»Es wird nicht einfach werden«, brummte Rasnor. »Wir
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