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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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seiner
Rückseite, halb versteckt, sahen sie die Schwinge eines Drachen
hervorschauen. Dass sie mehrfach gebrochen war, konnte man
schon von weitem erkennen.
Direkt neben dem Steg kniete Cleas; Marko war nicht zu sehen,
er musste sich unterhalb des Steges verbergen. Alina erschrak,
als ihr klar wurde, dass er im Wasser liegen musste. Kurz darauf
waren sie da.
Hochmeister Jockum ließ sich vom Steg direkt ins Wasser gleiten; gleich darauf stand er bis zum Bauch in dem kleinen See.
Alina ließ sich auf der anderen Seite hinab. Augenblicke später
baute sich eine überwältigende Aura der Wärme um den Steg
herum auf. Endlich bekam sie Marko zu Gesicht, und wieder erschrak sie. Ihm konnte zum Tod wirklich nicht mehr viel fehlen –
sein Gesicht war bleich und blau angelaufen, die Stirn von einer
riesigen, geschwollenen Platzwunde gezeichnet, und der rechte
Arm stand in groteskem Winkel vom Körper ab. Der Rest von ihm
lag halb unter dem Steg und halb unter Wasser.
Markos Lider flatterten, seine Augen waren weit aufgerissen,
sein Mund schnappte wie der eines an Land geworfenen Fisches
immer wieder nach Luft. »Ruhig, Junge!«, sagte der Primas und
versuchte ihn vorsichtig unter dem Steg hervorzuziehen. »Bleib
ruhig und halte durch! Wir sind da!«
Es war ein Drama, allein nur zuzusehen. Alina kamen die Tränen; Marko sah so schrecklich aus, dass sie Angst hatte, er könne
jeden Augenblick sterben. Sie half dabei, ihn mit aller Vorsicht
hervorzuziehen. Hellami war neben ihr; sie schwamm schon halb,
da das Ufer steil abfiel.
Marko pumpte verzweifelt winzige Schübe Atemluft in seine
Lungen, die verletzt oder voller Wasser sein mochten. Je weiter
sie ihn unter dem Steg hervorzogen, desto mehr wurde von seinem katastrophalen körperlichen Zustand offenbar. Er lag gewiss
nicht erst seit einer Stunde hier, und es schien wie ein Wunder,
dass er noch lebte. Zu viert zogen sie ihn unter dem Steg hervor,
während der Regen mit unverminderter Wucht niederrauschte.
Cleas wirkte eine Magie, die gleich einem Schirm den Regen über
ihnen zur Seite fortgleiten ließ.
Sie hoben Marko mit aller Vorsicht auf den Steg, wo er flach liegen konnte. Er sah entsetzlich aus; aus seiner Brust stachen gebrochene Rippen hervor, der rechte Unterschenkel musste ebenfalls zerschmettert sein, seine Kleidung war zerfetzt, und sein
Körper zeigte zahllose Schnitt- und Schürfwunden.
Alina glaubte, seine Schmerzen zu fühlen; sie weinte vor Entsetzen über seinen Zustand. Noch immer schnappte er röchelnd
nach Luft. Plötzlich wurden seine Atemversuche weniger, während
seine Augen aus den Höhlen zu quellen drohten.
Alina beugte sich über ihn. »Marko!«, schrie sie ihn weinend an.
»Hör auf mit diesem Mist! Du stirbst nicht – hast du verstanden?
Ich befehle es dir!«
Er starrte sie aus geweiteten Augen an; sein Mund zuckte, und
seine Nasenflügel bebten. Ein Gefühl des Entsetzens überschwemmte Alina, als sie zu spüren glaubte, dass er nur noch
Sekunden zu leben hatte.
Plötzlich griff etwas nach ihrem rechten Handgelenk – eine eiskalte, steinharte Klaue. Es war Markos rechte Hand, und sie packte so fest zu, dass Alina vor Schmerz aufschrie.
»Quendras!«, krächzte er mit letzter Kraft. »Quendras… hat
uns verraten.«
21
Die Ringe des Halon
    »Du willst einen Haifanten stehlen? Bist du… völlig verrückt geworden?«
Roscoe war mehr als aufgebracht. Als er von Griswold den Hinweis erhalten hatte, war er wie von einem Insekt gestochen aufgesprungen und direkt zu Leandra geeilt. Nun hatte er sie mit
Empörung im Herzen in ihrer Kabine gestellt. Leandra saß entspannt auf dem kleinen Metallstuhl und grinste ihn nur an.
»Nicht einen ganzen Haifanten. Nur… so ein Baby. Dann basteln
wir uns daraus einen eigenen.« Roscoe, der trotz des sehr begrenzten Raums in der Kabine wie aufgestachelt hin und her marschierte, blieb stehen. »Da gibt’s keinen Unterschied!«, schnauzte
er. »Ob du nun der Kirche einen stehlen willst, in dem drei bis an
die Zähne bewaffnete Ordensritter sitzen, oder ein Baby aus dem
Hoheitsgebiet der Hüller: beides ist unmöglich!« Sie legte zweifelnd den Kopf schief. »Das müsste man erst einmal herausfinden.«
Roscoe winkte heftig ab und setzte sich wieder in Bewegung.
»Wir haben es mit Mühe geschafft, den Drakken zu entwischen,
und kaum sind wir da raus, willst du uns schon wieder in die
nächste, noch viel schlimmere Bredouille bringen!«
»Bre… was?«
»Bredouille. Ärger. Gefahr.«
Sie zuckte

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