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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Werk – sie hatte es mithilfe der Bürger von Malangoor
errichtet. Inzwischen war es jedoch weit mehr als nur ein Haus.
Es war ein Symbol des Widerstands gegen die Unterdrücker geworden, und in seinem Innern bot es viel Licht, Wärme und heimelige Winkel, ganz wie es Royas Naturell entsprach.
Nun lag es verlassen im Regen vor ihnen, und Alina fürchtete
sich, in seinem Inneren eine schreckliche Entdeckung zu machen.
Sie legte den Pfeil wieder auf und hob den Bogen. Hochmeister
Jockum nickte und ging voran. Der Regen drosch mit aller Macht
hernieder, und als sie den Eingang zum südlich gelegenen Flachbau erreichten, waren sie schon halb durchnässt. Der Primas
stieß die Eingangstür auf und ließ im dunklen Korridor ein magisches Licht aufflammen.
Nichts. Der Gang lag verlassen vor ihnen.
Vorsichtig schlichen sie hinein und erkundeten die Räume, die
alle nach links abzweigten. Sie waren ebenso verlassen. Eines der
Zimmer pflegte Jacko zu bewohnen, ein anderes Yo. Letztere hielt
sich zurzeit aber in Savalgor auf. Beide Zimmer boten keinen
Hinweis auf das, was hier geschehen sein mochte.
»Wie kann es sein, dass hier niemand ist?«, fragte Alina unruhig.
Niemand vermochte ihr eine Antwort zu geben. Sie liefen weiter, eine feuchte Spur auf dem Holzfußboden hinterlassend. Am
Ende des Ganges gab es eine Tür, die hinüber in den großen,
zweistöckigen Hauptbau führte. Noch immer ging Hochmeister
Jockum voran, jederzeit darauf gefasst, eine angreifende oder
verteidigende Magie zu wirken.
Aber auch im Haupthaus fanden sie nichts. Die kleine Hausbibliothek lag verlassen da, ebenso die Küche, die beiden Werkstatträume oder das Vorratslager. Bang starrten sie die Treppe hinauf,
die in den ersten Stock führte, wo Royas und Markos Zimmer
lagen.
»Da oben ist etwas«, flüsterte der Primas. »Ich kann es im Trivocum spüren.«
»Der Dämon?«, fragte Izeban befangen.
Er schüttelte den Kopf. »Der hätte eine viel machtvollere Aura.«
Er schloss kurz die Augen. »Ich kann es nicht wirklich fassen. Ich
spüre nur, dass da etwas Lebendiges im Trivocum ist. Es… es
scheint von Hass erfüllt zu sein. Ich spüre eine Menge zerstörerischer Wut.«
»Wer geht voraus?«, wisperte Alina.
Der Hochmeister warf ihr einen strafenden Blick zu. »Ich natürlich!«
»Dann los!«, forderte sie ihn auf.
Er betrat leise die erste Treppenstufe. Mit vorsichtigen Schritten
schob er sich hinauf.
Izeban folgte ihm mit erhobener Armbrust dicht auf den Fersen,
und zuletzt kam Alina mit halb gespanntem Bogen. Je höher Jockum stieg, desto langsamer wurde er und desto tiefer duckte er
sich nieder. Als er hoch genug gelangt war, um einen Blick in den
mit vielen Blumentöpfen, Pflanzen und ulkigen Windspielen dekorierten Vorraum zu werfen, blieb er stehen.
Links sah er zwei Türen; nach vorn und rechts öffneten sich
zwei der zahlreichen großen Fenster des Windhauses, die mit vielen kleinen, teils bunten Butzenglasscheiben ausgestattet waren.
Doch der Himmel draußen war so dunkel verhangen, dass trotz
der großen Fenster nur fahles Zwielicht hereindrang. Nirgends
konnte er Anzeichen von irgendetwas Lebendigem erkennen. Er
fluchte leise. »Ich kann doch spüren, dass hier…«
Schräg links über ihm löste sich plötzlich ein schwarzer Schatten
aus der Wand und kam mit einem bösen Grunzen auf ihn herabgesprungen.
Jockum stöhnte überrascht auf.
Das Wesen traf ihn voll an der Schulter, riss ihn um und
schleuderte ihn mit dem Kopf gegen die rechte Holzwand des
Treppenhauses. Izeban, der knapp hinter Jockum gegangen war,
bekam das ganze Gewicht des Hochmeisters ab und wurde mit
ihm umgerissen. Ein Bolzen löste sich aus seiner Armbrust, zischte quer durch den oberen Korridor und blieb zitternd in einem
Deckenbalken stecken. Izeban stieß einen Schrei aus, während
Jockum hilflos stöhnend auf der Treppe zusammenbrach und gemeinsam mit ihm die Stufen hinunterpolterte. Der schwarze
Schatten, der oben an der Treppe geschmeidig aufgefedert war,
setzte ihnen augenblicklich nach. Zwei lange, spitze Dolche blitzten in seinen wirbelnden Händen auf.
Erst als es schon fast zu spät war, vermochte Alina zu reagieren. »Yo!«, schrie sie.
Der wirbelnde Angreifer, dessen tödliche Dolche eben auf den
schutzlosen Hochmeister niederfahren wollten, hielt mitten im
Angriff inne.
»Yo! Wir sind es! Hör auf!«, rief Alina und kämpfte sich zwischen den Leibern von Izeban und Jockum hindurch die Treppe
hinauf. Sie hatte ihren Bogen fallen

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