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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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zu befragen. Abermals glitten zahllose Berichte,
Dokumentationen und Filme an ihren Augen vorüber, und was sie
lernte, empfand sie als über die Maßen faszinierend. Die Leviathane lebten in Schwärmen in den Ringen des Halon. In einer
Sache hatte Leandra Unrecht gehabt: Ihr Lebensraum umfasste
nicht das gesamte Halo des Riesenplaneten, sondern nur seine
Ringe – aber auch dieser Bereich war unermesslich groß. Hatte
der Halon knapp eine Million Meilen Durchmesser, so kam er auf
zweieinhalb Millionen, wenn man seine Ringe mit einbezog. Das
verblüffte Leandra doch sehr, aber ein prüfender Blick aus dem
Krähennest bestätigte diese Behauptung. Die Ausdehnung der
Ringe täuschte, da der gewaltige Planet das Blickfeld so sehr dominierte. Der Kernbereich der Ringe war an die achtzigtausend
Meilen dick; der Lebensraum der Leviathane war also gewaltig.
    Leandra schöpfte Hoffnung für ihren Plan. Die Tiere mussten
sich in diesem riesigen Gebiet geradezu verlieren, und das rückte
die Hoffnung, sich irgendwo ein Baby schnappen zu können, zumindest in vorstellbare Dimensionen.
    Allerdings gab es auch wieder eine Einschränkung. Die Leviathane verteilten sich nicht wahllos über die Ringe. Es waren die
Königinnen, welche die Leviathan-Population erfassbar machten,
denn ihre Schwärme und sie selbst besaßen eine feste Bindung.
Zurzeit umfasste der größte Schwarm etwa sechzigtausend Tiere,
der kleinste immerhin fünfzehntausend. Somit lag die Gesamtpopulation bei etwa einer halben Million. Es kam vor, wie Leandra
und Roscoe ja erlebt hatten, dass die Königin den Schwarm für
kurze Zeit verließ. Auch einzelne Leviathane oder Gruppen von
ihnen taten das. Aber sie kehrten bald wieder zurück; gemeinsam
zogen sie durch die Ringe und weideten die H.Plantae ab, die in
großen Feldern um den Halon trieb. Nun erfuhr Gewächs und
Leandra endlich mehr über dieses Lebensform in den Halonringen, über die sie bisher noch gar nichts gehört hatte. Laut der
Berichte, die sie las und sah, war die Lebensquelle der H.Plantae
eine starke Gammastrahlung, die in den Halonringen herrschte.
Sie musste in ihren Wissensquellen nachsuchen, um einen Begriff
wie Gammastrahlung verstehen zu können; anscheinend handelte
es sich um so etwas wie Licht, nur unsichtbar und sehr kurzwellig,
was auch immer das bedeuten mochte. Auch in der Höhlenwelt
war den Menschen klar gewesen, dass Pflanzen das Licht der
Sonne zum Wachstum benötigten, und in den Halonringen war es
eben die Gammastrahlung. Das konnte Leandra durchaus verstehen. Diese Strahlung stammte aus den Metallen der Felstrümmer,
mit denen die Ringe durchsetzt waren – Bruchstücke der zahllosen Monde des Halon, die er im Lauf der Jahrmillionen mit seinem
gewaltigen Schwerefeld an sich gezogen und zertrümmert hatte.
    Und nun kam auch Licht in das Phänomen, wie sich die Leviathane im Halonorbit überhaupt bewegen konnten. Leandra hatte
gelernt, dass es im All nichts gab, das einen Widerstand bot, an
dem sich ein Wesen hätte abstoßen können, wie das Wasser des
Meeres für einen Fisch oder die blanke Luft, welche die Drachen
oder Vögel für ihre Fortbewegung nutzten. Zwar herrschte in den
Halonringen auch eine Art Atmosphäre, doch sie war viel zu dünn.
Das Geheimnis der Bewegung der Leviathane lag in einem besonderen Organ, das in der Lage war, die Anziehungskraft von
Schwerefeldern zu nutzen. Sie konnten sich einfach von einem
Ding, das eine große Masse besaß, anziehen lassen.
    Und hier kam die dritte Lebensform der Halonringe ins Spiel: die
Kalvare.
Leandra hatte noch nie zuvor von ihnen gehört, aber sie waren
das unverzichtbare dritte Element in dem Leben, das in den Halonringen existierte. Darüber hinaus stellten sie ein weiteres, unschätzbar wertvolles Handelsgut des Planeten dar.
Mehr als ein halbes Jahrtausend nach der Entdeckung der Leviathane hatte man nichts von der Existenz der Kalvare geahnt,
denn sie sahen aus wie einfache Felsbrocken; äußerlich unterschieden sie sich in nichts von den zahllosen anderen Felsen der
Halonringe. Sie besaßen einen Durchmesser zwischen einer halben und zwei Meilen und schwebten einfach nur vor sich hin, ohne jemals auch nur das Geringste zu tun. Und dennoch handelte
es sich um Lebewesen.
Ihre einzigartige Fähigkeit bestand darin, den Gegenpol für die
Schwerkraftorgane der Leviathane darzustellen. Die Leviathane,
die die H.Plantae abweideten, reicherten Partikel mit harter
Strahlung in ihrem

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