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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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schluchzte leise, und ihr Atem ging schwer.
Meados stand in drohender Haltung da, die Schwingen halb ausgebreitet. Für Ullrik starb in diesen Augenblicken der Traum von
den Drachen als einer über alle Zweifel erhabenen Rasse gutartiger Wesen.
»Da du ja schon unsere Gedanken liest – kannst du uns nicht
bis morgen früh in Ruhe lassen?«, rief er wütend. »Ich ertrage
deinen Anblick nicht mehr, du Überwesen!« Marina erschauerte.
Was sollte den Drachen daran hindern, sie hier und jetzt zu töten,
wenn ihm etwas nicht mehr passte? Doch dann geschah ein kleines Wunder: Meados legte seine Schwingen an, wandte sich um
und trottete davon – in Richtung ihres Lagerplatzes. Mit einem
Aufstöhnen ließ Marina Ullrik los und sank in sich zusammen. Als
Ullrik sich zu ihr herunterbeugte, merkte er, dass sie am ganzen
Leib zitterte. Sie hob den Kopf. »Mich wird er auf jeden Fall töten,
denn ich kann nicht mitkommen, Ullrik. Nicht ohne Azrani.«
»Dann bin ich ebenfalls tot«, stellte Ullrik seufzend fest und ließ
sich zu ihr nieder.
Sie musterte ihn mit tränenüberströmtem Gesicht. »Warum tust
du das, Ullrik? Warum setzt du dich so für uns ein?
Du riskierst dein Leben für uns.«
Er hob die massigen Schultern. »Ich habe mein bisheriges Leben bei der Bruderschaft verbracht. Ihr beiden seid die erste…
nun, weibliche Gesellschaft in meinem Leben.« Er grinste verlegen. »Und ich… ich wusste gar nicht, dass das so schön ist.«
Sie bemühte sich, sein Lächeln zu erwidern. »So sehr, dass du
mit uns sterben willst?«
Ullriks Miene wurde finster, und er hob abwehrend die unverletzte Hand. »Langsam, Marina. Tot sind wir noch lange nicht. Wir
müssen uns nur etwas Kluges ausdenken.«
Marina schluckte hart. »Das wird uns nicht viel nützen.
Offenbar kann er tatsächlich in unseren Gedanken lesen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung, dass Drachen
dazu fähig sind.«
    Weit, weit draußen im All,
nahe einer Sonne
namens Aurelia-Dio…
4
Pontifex Maximus
    Leandra lächelte scheu. »… dann seid Ihr so etwas wie Hochmeister Jockum, Exzellenz. Er ist der Primas meines Ordens, der
Oberste aller Cambrier. Ich kenne ihn persönlich. Wir… wir sind
sogar befreundet.« Sie räusperte sich. »Obwohl er schon ein alter
Mann ist. Längst nicht so jung wie Ihr.« Ain:Ain’Qua lächelte unverbindlich zurück. Mit seiner massigen Gestalt und der seltsam
grünlichen Haut war der Ajhan ein Anblick, an den sich Leandra
noch immer nicht ganz gewöhnt hatte. Der kleine Tisch, an dem
sie in Leandras winziger Unterkunft saßen, wirkte im Verhältnis
zu ihm, als stammte er aus einem Puppenhäuschen.
    »Ich glaube, das verkennst du ein wenig, Leandra«, meldete
sich Roscoe von der anderen Seite des Tisches her und musterte
kurz den hünenhaften Ajhan neben sich. »Wie viele Mitglieder hat
denn dein Orden?«
    »Oh, eine Menge!«, erwiderte sie. »Obwohl… nun ja, im Augenblick sind es sicher nicht mehr so viele. Der Cambrische Orden
war für fast ein Jahr aufgelöst. Aber in früheren Zeiten… nun, ich
wette, es waren bestimmt einmal fünfhundert. Vielleicht sogar
tausend.«
    »Tausend?« Roscoe lächelte in gutmütigem Spott. »So viele
Mitglieder dürfte allein dieser Verein hier schon haben!« Er hob
beide Handflächen und sah in die Höhe. Leandra folgte seinem
Blick und verstand, dass er die Brats meinte – die Weltraumpiraten, die hier in ihrem geheimen Stützpunkt lebten – auf Potato,
der Raumkartoffel, im Asteroidenring des Sonnensystems von
Aurelia-Dio.
    Roscoe nahm die Hände wieder herunter, seufzte leise und
beugte sich über den Tisch. »Hast du überhaupt eine Vorstellung,
wie groß dieses Sternenreich hier ist, mein Schatz? Wie viele Leute in ihm leben und über wie viele von ihnen der Papst gebietet…?« Ain:Ain’Qua hob abwehrend die Hände. »Oh, mit Gebieten
hat mein Amt nicht viel zu tun, Darius.
    Das weißt du. Ich…«
»Einhundertfünfzig Milliarden sind es!«, unterbrach Roscoe den
Ajhan und streifte ihn dabei wiederum mit einem kurzen Seitenblick. »Und genau genommen sind wir allesamt seine Schäfchen!«
Stirnrunzelnd suchte Leandra gedanklich in ihrem neuen Wissensschatz nach dem Begriff Milliarden. Sie fand ihn, aber da war lediglich eine Information über eine Eins mit einer Menge Nullen.
Das sagte ihr so gut wie gar nichts. »Milliarden?«, fragte sie
unschuldig.
»Ja, meine kleine Ahnungslose!« Roscoe schenkte ihr ein bittersüßes Lächeln. »Eine

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