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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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– und dass er sich dazu angehalten fühlen sollte,
sie nach Kräften zu unterstützen, und zwar ohne Fragen zu stellen.
Ich möchte wissen, hörte sie Meados’ ärgerliche Stimme, ob ihr
seltsamen Schwestern überhaupt Unterstützung verdient habt!
Marina stutzte.
Woher konnte er wissen…?
Ein plötzlicher Schock traf sie, und sie taumelte zwei Schritte
zurück. »Du liest in meinen Gedanken?«, schrie sie laut. Hilfe
suchend sah sie zu Ullrik, der erschrocken zwischen Meados und
Marina hin und her blickte.
Das ist nicht weiter schwer, dröhnte Meados’ Stimme durchs
Trivocum. Außerdem muss man bei euch dummen Menschen ja
ständig aufpassen, was ihr tut! Marina war nahe daran, die Fassung zu verlieren. Ullrik aber trat einen Schritt auf den Drachen
zu. »Was bist du?«, brüllte er laut in Meados’ Richtung. »Unser
Aufpasser? Unser Herr?
Derjenige, dem wir Gehorsam schulden?«
Meados stand noch immer mit ausgebreiteten Schwingen da, sie
bewegten sich langsam, aber stetig auf und ab; sein langer Hals
war hoch erhoben. Er hätte sie leicht mit einer seiner magischen
weißen Feuerwolken töten können.
Ja, lautete seine Antwort. Seine Stimme war so gebieterisch,
dass der Versuch eines Widerspruchs den Beigeschmack eines
Todesurteils trug. Ich bestimme fortan, was geschieht!, ließ er
vernehmen. Eure Freundin hat verbotenen Grund betreten. Sie ist
längst tot. Ich habe euch gewarnt. Ich werde euch nicht helfen,
indem ich Ullrik dort hineintrage. Und ihr werdet ebenfalls nicht
hineingehen!
Marina fragte sich, ob ihre Sinne ihr einen Streich spielten.
»Was sagst du da?«, keuchte sie.
Du hast richtig gehört. Dieser Ort und dieses Bauwerk sind
nichts für euch. Wir werden von hier fortgehen. Und ihr werdet
vergessen, was ihr gesehen habt!
Plötzlich brach in Marinas Magen, ihrem Geist und ihrer Seele
ein mörderischer Kampf aus. Ein Kampf zwischen dem tobenden
Verlangen, sich auf Meados zu stürzen, um ihm so wehzutun, wie
sie nur irgend konnte – und dem Gefühl der vollkommenen Hilflosigkeit gegenüber diesem riesenhaften, übermächtigen Wesen.
Sie glaubte, den Verstand zu verlieren. »Du willst ihr nicht helfen?«, schrie sie.
»Du willst Azrani hier einfach zurücklassen?« Sie ist längst tot,
wiederholte Meados kalt.
»Tot? Wie kommst du darauf? Du weißt ja nicht einmal, was da
drin passiert ist!«
Doch, das weiß ich. Ich habe euch die ganze Zeit über beobachtet. Eure Gedanken – verstehst du? Hätte Marina auch nur die
kleinste Magie zur Verfügung gehabt, sie hätte Meados damit angegriffen, ganz egal, welche Folgen das gehabt hätte. »Du widerliches Scheusal!«, schrie sie. »Azrani lebt! Das weißt du sehr gut!
Dieses Bauwerk ist keine Falle – es bringt niemanden um!
Wir müssen nur einen Weg finden, sie daraus zu befreien!«
Meados machte ein paar drohende Schritte auf sie zu.
Mäßige dich!, warnte er sie mit scharfer Stimme. Wir werden
jetzt aufbrechen – jetzt gleich. Wir können noch vor Einbruch der
Dunkelheit die Küste erreichen!
Marina trat ein paar Schritte zurück. »Niemals!«, rief sie. »Niemals werde ich ohne Azrani von hier fortgehen!«
Doch, das wirst du! Und Ullrik ebenfalls.
»Nein!«, rief Ullrik laut und vernehmlich. Seine Stimme verriet
die gleiche Wut wie Marina. »Ich bleibe hier!
Verschwinde du doch, wenn du hier weg willst!« Er winkte heftig
mit seinem gesunden Arm. »Los, hau ab!
Wir brauchen dich nicht!«
Meados öffnete seinen Rachen, und eine kleine, heiße Wolke
weißer Magie entstand flirrend vor seinem Maul.
Es war wie eine Warnung, aber das wäre nicht nötig gewesen.
Marina klammerte sich voll kaum beherrschter Angst an Ullriks
gesunden Arm; der sofortige Tod war ihr gewiss, sollte sie auch
nur den kleinsten Widerspruch wagen. Doch sie würde auf jeden
Fall widersprechen, sollte Meados darauf bestehen, jetzt von hier
aufzubrechen.
Ich gebe euch Zeit bis morgen früh, kam Meados’ wütende Forderung zurück. Hoffentlich seid ihr so klug, euch bis dahin zu besinnen. Aber ihr werdet dort nicht mehr hineingehen! Wenn ihr es
doch tut, werdet ihr sterben! Er ließ es offen, ob dieses angeblich
so tödliche Bauwerk sie umbringen würde oder er selbst. Marina
hegte keinen Zweifel daran, dass Meados sich selbst gemeint hatte. Tränen der Wut und der Verzweiflung standen in ihren Augen.
Sie vergrub schluchzend ihr Gesicht an Ullriks Schulter, die Fäuste in seine Kutte verkrallt. Für eine lange Minute standen sie reglos da; nur Marina

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