Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
in eine Vertiefung legte?
Langsam überkam Azrani eine gewisse Neugierde. Jetzt, da sie
plötzlich sicher war, jederzeit wieder nach Hause zurückkehren zu
können, keimte in ihr der Wunsch, sich vorher ein wenig hier umzusehen.
*
    Altmeister Ötzli war nicht wohl in seiner Haut.
Zum einen, weil der TT-Rücksprung kurz bevorstand, und zum
anderen, weil er diesen Rasnor mit einer viel zu heiklen Aufgabe
in der Höhlenwelt zurückgelassen hatte. Würde es diesem Kleingeist gelingen, das gigantische Vorhaben in die Tat umzusetzen?
Würde er sich überhaupt an diese Sache heranwagen, oder war
sie ihm am Ende doch zu gewaltig?
Ötzli wusste es nicht, er hoffte nur inständig, dass er sich auf
den kleinen Mann verlassen könne. Jeder andere wäre ihm lieber
gewesen, aber Rasnor hatte es ganz richtig erkannt: Ohne sein
Zutun würde in dieser Sache nichts, aber auch gar nichts laufen.
Wenn er sich schon so aufspielt, soll er sich gefälligst beweisen,
dieser miese kleine Kriecher!, dachte Ötzli wütend. Sein fester
Entschluss, Rasnor zu töten, war wieder etwas ins Wanken gekommen. Er war kein Mann, der einen solchen Plan im Herzen
bewahren und irgendwann gnadenlos zuschlagen konnte. Unwillig
schob er den Gedanken von sich.
Lucia regte sich und schmiegte sich mit einem leisen Seufzen an
ihn. Er befand sich an der Schwelle zum Zorn, doch das Mädchen
erschloss in zunehmendem Maße die Kunst, sein Gemüt zu besänftigen. Trotz der drangvollen Enge hier in der Koje des kleinen
Passagierdecks schob er den Arm unter ihrem Hals hindurch und
zog sie an sich.
Das Mädchen tat ihm gut, sehr gut sogar. Das war nicht zu verleugnen.
Vor anderthalb Tagen hatte er sich von Rasnor getrennt, nachdem sie zu zweit und mithilfe der Drakken von der Höhlenwelt
aus die Vermessungsdaten der MAF-1 durchsucht hatten. Die rätselhafte Technik der Drakken machte das möglich. Und tatsächlich hatten sie eine viel versprechende Stelle zum Bohren ausfindig gemacht, weit entfernt an den östlichen Gestaden von Maldoor. Es handelte sich um ein weitläufiges Höhlensystem, das wie
ein Schlauch knapp jenseits der ewigen Felsbarriere von Maldoor
von Nord nach Süd verlief. Es war über zweihundertfünfzig Meilen
lang, bis zu achtzig Meilen breit und besaß allein über hundert
Sonnenfenster. Die Drakken-Daten sagten, dass es dort eine
Menge Wolodit gab und zudem auch Wasser und sogar Pflanzenwuchs. Demnach musste es eine Verbindung zu den großen Höhlen der Höhlenwelt geben, sie hatten sie nur noch nicht finden
können. Aber das war sicher kein Problem. Notfalls musste eine
Öffnung geschaffen werden. Die Stelle lag weit südöstlich des
Inselreiches von Chjant, gute zweitausend Meilen von der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt, und an diesen dunklen,
entlegenen Küsten lebten nicht einmal Drachen. Ein idealer Ort.
Aber würde Rasnor diese Aufgabe meistern? Am Nachmittag,
nach seiner Ankunft im Serakash-Sternensystem, wollte Ötzli
Kontakt mit ihm aufnehmen. Bei dem Gedanken an die unvorstellbar weite Strecke begann sein Herz leise zu pochen. Zweiundzwanzigtausend Lichtjahre. Vor Jahresfrist hätte ihm diese Zahl
nicht das Mindeste gesagt, nun aber wusste er, dass die Entfernung einfach gigantisch war. Und sie würden miteinander sprechen, als stünden sie sich gegenüber. Nein, ganz so war es nicht.
Wie durch einen langen Tunnel, hatte Polmar gesagt. Polmar
hatte das Kunststück als Erster fertig gebracht, damals über eine
etwas geringere Strecke – von Aurelia-Dio nach Soraka. Es war
der Durchbruch gewesen – gegründet auf Ötzlis Wissen und seinen Forschungen. Nun würde er es selbst versuchen, und allein
der Gedanke daran ließ ihn erschauern. Noch nie war eine so weite Strecke überbrückt worden. Für die Drakken lag selbst die Entfernung eines einzelnen Lichtjahres schon weit oberhalb der
Schmerzgrenze dessen, was sie sich an Zeitdauer für die Übermittlung von Informationen erlauben konnten. Mit Lichtgeschwindigkeit dauerte es nämlich genau ein Jahr, doch mithilfe der Magie nicht einmal eine Sekunde. Unglaublich, wie sehr eine so primitive Kunst wie die der Magie der wundersamen Hochtechnologie einer weit überlegenen Rasse voraus sein konnte. Der TTSprung stand bevor – er musste aufstehen, Ötzli befreite sich aus
Lucias Umarmung und stemmte sich in die Höhe.
»Müssen wir schon hoch?«, flüsterte sie mit weicher Stimme
und noch geschlossenen Augen. »Ja, Kleines«, sagte er zärtlich
und tadelte sich

Weitere Kostenlose Bücher