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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hatte erstaunt das zähe, lederartige Material unter ihren
Füßen gefühlt, aus der sie bestand. Leder war natürlich kein
glücklicher Vergleich, denn der Belag war gewiss künstlichen Ursprungs – ähnlich wie die vielen Materialien der Drakken. Doch mit
solchen Dingen kannte sie sich nicht aus.
Immer weiter war sie der Straße gefolgt, die schnurgerade
durch das Tal führte, während links und rechts die braunrötlichen
Felsen senkrecht emporstiegen. Ihre Gipfel bestanden aus abgeflachten Plateaus, wie bei dem großen Tafelberg mit der Pyramide. Letztere konnte sie von überall aus sehen; wie ein gigantisches Monument erhob sie sich über das Land und wirkte dabei,
als breitete sie etwas Friedvolles über die Welt. Fast alle Täler
waren bis zu den ansteigenden Felsen flach und eben und im
Durchschnitt eine halbe Meile breit. Womöglich ergaben sie untereinander ein Muster – das aber hätte Azrani nur erkennen können, wenn sie sich meilenhoch in der Luft befunden hätte. Durch
jedes Tal führte eine der Straßen, von Sand bedeckt und stellenweise gar nicht mehr zu erkennen, aber noch immer intakt. Alles
hier wirkte steinalt, wie seit Äonen verlassen, nur der ledrige Belag der Straßenoberfläche schien dem Zahn der Zeit weitestgehend getrotzt zu haben. Das wirklich Staunenswerte an diesen
Tälern waren jedoch die Monumente, die sich überall links und
rechts der Straßen erhoben.
Es handelte sich um große Steinskulpturen aus grauschwarzem
Fels, aber fein bearbeitet und mit völlig glatten Oberflächen. Die
meisten waren etwa viermal so hoch wie ein Mann, aber es gab
auch einzelne, die doppelt so groß wie diese waren. Alle zeigten
das gleiche Motiv: ein entfernt pilzähnliches Gebilde, das auf seltsame Weise an ein Lebewesen erinnerte. Ein riesiges, sich langsam bewegendes Wesen, das in seinem ewigen Trott zu Fels erstarrt war. Am Boden besaßen die Skulpturen eine ovale Grundfläche von fünf Schritt Länge und zweieinhalb Schritt Breite. Dort
strebte der Fels aus dem Boden senkrecht in die Höhe; in ihm
waren sechs Beine angedeutet, wenn Azrani die reliefartigen
Strukturen richtig deutete. Weiter oben verbreiterte sich die Form
und mündete in einen schweren, nach hinten leicht abfallenden
Körper, der so etwas wie einen glatten Panzer besaß. Zur höheren Seite des Körpers hin erhob sich ein großer Wulst, der einen
Kopf darstellen mochte; bei einigen Skulpturen befand sich ein
riesiges seitliches Loch darin, bei anderen hing ein Fortsatz, ähnlich einem langen Rüssel, bist fast zum Boden herab. Die hoch
aufragenden Skulpturen waren stets höher als breit oder lang,
und Azrani vermochte sich nur schwer ein solches Wesen in Bewegung vorzustellen. Es musste dort oben unerhört schaukeln,
aber die Kreaturen sahen zugleich ausgesprochen langsam aus,
sofern es sich tatsächlich um Abbilder von Lebewesen handelte.
Jede von ihnen war von einem herausgearbeiteten Gespinst
von Tauen oder Seilen umgeben; es war wie Schmuck, der ihre
Körper umgab, beginnend auf dem Rückenpanzer und teilweise
bis zu den stilisierten Beinen herabhängend.
Das zweite besondere Merkmal bestand darin, dass diese Skulpturen stets in Gruppen von drei, sechs oder neun errichtet waren,
immer hintereinander aufgereiht, wie kleine Karawanen. Auf diese
Weise säumten sie in unregelmäßigen Abständen den Rand der
Straßen, die durch die Täler führten. Etwas zurückgezogen erkannte Azrani mitunter auch die übergroßen Skulpturen; manche
hatten doppelte Leiber, acht oder zehn Beine und mehrere riesige
Löcher in dem kopfartigen Gebilde, und alle waren überaus reich
mit dem seilartigen Schmuck behängt.
Die übergroßen Figuren waren immer von einer Gruppe der
kleineren umgeben, und es waren ebenfalls stets drei, sechs oder
neun. Lange Zeit umwanderte Azrani immer wieder diese Gruppen und versuchte zu verstehen, welche Bedeutung sie haben
mochten.
Nach Stunden erreichte sie eine Stadt. Sie lag in einem fast
kreisrunden Tal, von dem aus die länglichen Täler sternförmig
nach allen Richtungen fortstrebten. Azrani musste keine Sorge
haben, die Orientierung zu verlieren, denn die gewaltige Pyramide war auch von hier aus noch immer zu sehen. Die Stadt indes
lag in dem runden Tal versteckt. Dort gab es eine Senke, in der
sich seltsame Bauten drängten, keiner von ihnen sonderlich hoch.
Bald wurde Azrani klar, dass die Bauten in der Mitte größer waren, doch lagen sie im tiefsten Punkt der Senke, sodass sie nach

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